«Das Gebäude hat an Wert gewonnen, aber den Charakter behalten»

Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer und Rektor Christian Leumann haben diese Woche die neue Uni Mittelstrasse eingeweiht. Nachdem das ehemalige SBB-Gebäude an der Mittelstrasse 43 während knapp drei Jahren saniert wurde, ziehen nun zehn universitäre Zentren und Institute ein.

Von Lisa Fankhauser 16. Mai 2018

Zehn Jahre ist es her, seit die SBB zwei ihrer Verwaltungsgebäude, die Hochschulstrasse 6 und die Mittelstrasse 43, dem Kanton Bern zum Kauf angeboten haben. Nun wurde mit der Uni Mittelstrasse das zweite Objekt feierlich als Universitätsgebäude eingeweiht. Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer freute sich, in ihrer letzten Amtshandlung als Baudirektorin, das Gebäude unter «Dach und Fach zu bringen».

Das Angebot der SBB sei damals für den Kanton Bern ein Glücksfall gewesen. «Wir wollten die Universität Bern im Länggass-Quartier zu sinnvollen Einheiten bündeln», so Egger-Jenzer. Die Herausforderung: Das wahre Ziel trotz Sparen bei Kaufpreis und Umbau nicht aus den Augen zu verlieren. Es sollten bauliche Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Universität Bern attraktiv für den akademischen Nachwuchs sowie Professorinnen und Professoren bleibt und im Wettbewerb der Universitäten gute Karten hat.

Rektor Christian Leumann und Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer bei der Einweihung der Mittelstrasse 43. Bild: Blitz & Donner
Rektor Christian Leumann und Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer bei der Einweihung der Mittelstrasse 43. Bild: Blitz & Donner

Auch Rektor Christian Leumann zeigte sich begeistert ob der Fertigstellung des Gebäudes: «Es herrscht Freude und Aufbruchstimmung – wir bewegen uns weiter und investieren in die Zukunft.» Die Uni wachse zwar, konzentriere sich aber so gut wie möglich auf die Standorte Hintere, Vordere und Mittlere Länggasse sowie auf das Insel-Areal.

«Die Uni Mittelstrasse ergänzt und optimiert die Uni-Räumlichkeiten in idealer Weise», sagte Rektor Christian Leumann. Bild: Blitz & Donner
«Die Uni Mittelstrasse ergänzt und optimiert die Uni-Räumlichkeiten in idealer Weise», sagte Rektor Christian Leumann. Bild: Blitz & Donner

Fachbereichsbibliothek im Neubau

Während des Umbaus entstand im Innenhof des Gebäudes mit Baujahr 1903 ein Anbau, in dem die Freihandbibliothek untergebracht ist. Auf drei Stockwerken und 6.1 Kilometern Tablarflächen in Rollregalen vereint diese verschiedene ehemalige Institutsbibliotheken. Das Gebäude ist barrierefrei, erdbebensicher und energetisch auf dem neusten Stand. «Es hat an Wert gewonnen, aber seinen Charakter behalten», so der Rektor der Uni Bern. Am Projekt waren unter anderem das Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern, das Architekturbüro alb, die Abteilung Bau und Raum der Uni Bern sowie die Generalunternehmung hrs involviert. Leumann bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten für ihr Engagement.

Architekt Michael Neuenschwander erklärt den Aufbau der Bibliothek, die sich im Neubauteil der Uni Mittelstrasse befindet. Bild: Blitz & Donner
Architekt Michael Neuenschwander erklärt den Aufbau der Bibliothek, die sich im Neubauteil der Uni Mittelstrasse befindet. Bild: Blitz & Donner

Bildung als zentraler Standortfaktor

Das vom Kanton vorgegebene Kostendach für die Sanierung – 42 Millionen Franken – wurde eingehalten. Eine Investition, die sich lohne, erklärte Egger-Jenzer. Denn nun müssten keine Mieten mehr für die bisherigen Standorte gezahlt werden, und ausserdem biete die Uni Mittelstrasse Ausweichraum für Engpässe in anderen Instituten der Uni Bern. Zudem könne mit der Uni Mittelstrasse die Konkurrenzfähigkeit des Kantons Bern weiter gestärkt werden. Barbara Egger-Jenzer: «Gute Ausbildungsstätten sind ein zentraler Standortfaktor für einen Kanton». Im Gegensatz zu früher, mit der Tobler-Fabrik oder den von Roll Stahlwerken, sei es heute stiller geworden im Länggassquartier, sagte Egger-Jenzer. «Heute wird an Wissen und Know-how in hoher Qualität gearbeitet – ein zentrales Produkt für jeden Wirtschaftsstandort.»

Heterogene Nutzerschaft

Seit Anfang 2000 ist die Anzahl Studierender an der Universität um 66% und die Anzahl der Mitarbeitenden um 35% gestiegen. «Mit der Uni Mittelstrasse können wir auf personelle Veränderungen reagieren. Die Büroräume sind flexibel gestaltet und entsprechen den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer», sagte Rektor Leumann. Das Gebäude an der Mittelstrasse bietet viel neuen Raum und Platz: Es umfasst insgesamt 10'000m2, 650 Arbeitsplätze, vier Lesesäle sowie 100 Lernarbeitsplätze für die Studierenden in der Bibliothek.

Bei der Sanierung wurden viele ursprüngliche Details des Gebäudes beibehalten – etwa das Farbkonzept im Gang. Bild: Blitz & Donner

Die Uni Mittelstrasse ist insofern speziell, dass sie eine sehr heterogene Nutzerschaft vereinen wird. So ziehen etwa das Institut für Archäologische Wissenschaften, das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung, das Centre for Development and Environment und das Berner Institut für Hausarztmedizin gemeinsam ins neue Gebäude ein. Fast 10% der Uni-Mitarbeitenden aus zehn Instituten und Zentren, die bis anhin auf über 20 Standorte verteilt waren, werden neu an einem zentralen Ort in der mittleren Länggasse zuhause sein.

«Die Uni Mittelstrasse ergänzt und optimiert die Uni-Räumlichkeiten in idealer Weise», so Leumann. Weiter bietet das polyvalente Institutsgebäude Seminarräume, Communication und Social Hubs und eine Cafeteria – das Caffé Mitti. Diese Begegnungszonen für die Uni-Mitarbeitenden sind denn auch wichtig für Leumann: «Fächerübergreifender und interdisziplinärer Austausch wird von der Universitätsleitung sehr begrüsst, ist er doch Teil der universitären Strategie – die Vernetzung von Disziplinen und Fächern bietet immer Potential für Zukunftweisendes», erläuterte Leumann. Er freue sich, den Mitarbeitenden im Cafe Mitti zu begegnen und das eine oder andere wissenschaftliche Gespräch zu führen.

Zur Autorin

Lisa Fankhauser ist innerhalb des Bereichs Corporate Communication für die interne Kommunikation zuständig.

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