Schwitzen beim Lernen über den Klimawandel
Eine Sommerschule für Bachelorstudierende zum Thema Klimawandel brachte Studierende aus elf Nationen an die Universität Bern. Sie waren begeistert vom interdisziplinären Austausch und von den hochstehenden Vorlesungen. Aareschwimmen und ein Besuch der Forschungsstation Jungfraujoch waren weitere Highlights.
Sogar in der Kaffeepause ebbt die Diskussion nicht ab. «Wer ist China?» ruft eine Delegierte aufgeregt in die Runde. Und ein Unterhändler will von seinem Gegenüber in der Cafeteria der sommerlichen verwaisten UniS wissen: «Seid ihr als EU mit 2 Milliarden dabei?» An der International Bachelor Summer School for Climate Change Research herrschte alles andere als Ferienstimmung. Nicht nur an der Verhandlungssimulation einer Klimakonferenz waren die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen dem 6. - 17. August mit grossem Engagement dabei. «Wir sind sehr zufrieden, die Studierenden waren alle hochmotiviert», zieht Christoph Raible, Professor für Klimadynamik, Bilanz. «Wir hatten es mit ausgezeichneten Leuten zu tun. Sie haben die Berner Doktorierenden, die unsere Workshops leiteten, zum Teil ziemlich herausgefordert.»
Internationale Sichtbarkeit für Bern
Rund dreimal so viele Studierende, wie schliesslich aufgenommen wurden, überlegten sich die Teilnahme an der Sommerveranstaltung auf Bachelorniveau, einer Premiere im Berner Studienangebot. Thema des vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung und vom World Trade Institute organisierten Angebots, das sich an Studierende ab dem 4. Semester richtete: «Dem Klimawandel begegnen – von der Forschung zur Politik». Ziel der Klima-Sommerschule war nicht zuletzt, der Universität Bern international zu mehr Visibilität zu verhelfen. Studierende aus dem Ausland, so die Überlegung, sollen die Universität Bern auf Bachelorstufe kennen und schätzen lernen und dann im Verlauf ihrer späteren akademischen Karriere wieder an den Ort zurückkehren, wo sie eine tolle Zeit verbracht haben.
Austausch über die Fachgrenzen hinweg
Die Rechnung könnte aufgehen. Bei einzelnen Teilnehmenden jedenfalls wurde das Interesse für den Masterstudiengang in Klimawissenschaften geweckt, den die Graduate School of Climate Sciences der Universität Bern anbietet, nicht zuletzt seiner fächerübergreifenden Ausrichtung wegen. Ganz allgemein waren die Sommerschulstudierenden beeindruckt von der interdisziplinären Atmosphäre. Oscar Zollmann etwa, der in Edinburgh Wirtschaft studiert, meinte: «Ich habe in meinem Studium bereits oft versucht, mit Leuten aus anderen Disziplinen ins Gespräch zu kommen, doch das war eher schwierig. Die Klima-Sommerschule war für mich deshalb eine grossartige Gelegenheit, die Köpfe mit Naturwissenschaftler, Politologen und Juristen zusammenzustecken und als Gruppe über das wohl grösste Problem zu diskutieren, für das unsere Generation gemeinsam Lösungen finden muss.»
Anspruchsvolle Studieninhalte
Der Austausch über die Fachgrenzen hinweg ist im Oeschger-Zentrum Programm. Bei der Auswahl der Teilnehmenden achteten die Organisatoren der Summer School denn auch darauf, dass je ein Drittel aus den Natur-, Rechts- und Sozial- sowie Wirtschaftswissenschaften stammten. «Im Vergleich zu anderen Sommerschulen wurden die Studierenden bei uns zum Teil stark gefordert, weil sie sich mit Inhalten auseinandersetzten mussten, die ihnen fremd waren», erklärt Lenka Fehrenbach vom Vizerektorat Entwicklung der Universität Bern. «Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mir versichert, dass sie diese Herausforderung als sehr positiv empfunden haben.»
Zum Beispiel Arisa Barcinas, von der Insel Guam, die an der University of Hawaii Umweltwissenschaften studiert. Sie konnte sich die Reise in die Schweiz Dank einer Unterstützung des Stipendienprogramms ThinkSwiss leisten. «Für mich ist das alles sehr intensiv und anspruchsvoll», sagte sie in einer Pause nach einer Vorlesung über «International trade law and climate governance». Als Bewohnerin einer Pazifikinsel ist Arisa direkt mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert, weshalb sie auch ihre berufliche Zukunft im Umweltbereich sieht. «Inzwischen kann ich mir das nicht mehr bloss als Naturwissenschaftlerin vorstellen, sondern auch in Politik oder Wirtschaft. Die Berner Sommerschule hat bei mir viele Interessen geweckt und Möglichkeit aufgezeigt, wohin ich mich künftig entwickeln könnte.»
DIE INTERNATIONAL BACHELOR SUMMER SCHOOL FOR CLIMATE CHANGE RESEARCH
Das Oeschger-Zentrum für Klimaforschung (OCCR) und das World Trade Institute (WTI) organisierten unter dem Titel «Confronting Climate Change – from Science to Policy» gemeinsam eine Summer School. Sie zielte darauf ab, hochmotivierte, offene Bachelorstudierende zusammenzubringen, die sich für Klimawandelforschung interessieren. Die Bachelor Summer School richtete sich an Studenten und Studentinnen der Natur-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften ab dem 4. Semester.
DAS OESCHGER-ZENTRUM FÜR KLIMAFORSCHUNG (OCCR)
Das Oeschger-Zentrum ist das Kompetenzzentrum der Universität Bern für Klimaforschung. Es wurde im Sommer 2007 gegründet und trägt den Namen von Hans Oeschger (1927-1998), einem Pionier der modernen Klimaforschung, der in Bern tätig war. Das Oeschger-Zentrum bringt Forscherinnen und Forscher aus neun Instituten und vier Fakultäten zusammen und forscht disziplinär und interdisziplinär an vorderster Front. Erst die Zusammenarbeit von Natur-, Human-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften kann Wege aufzeigen, wie sich dem globalen Klimawandel auf unterschiedlichsten Ebenen begegnen lässt: regional verankert und global vernetzt.
DAS WORLD TRADE INSTITUTE (WTI)
Das World Trade Institute (WTI) ist als interdisziplinäres Zentrum der Universität Bern eines der weltweit führenden akademischen Institute, die sich mit der Regulierung des internationalen Handels befassen. Es verbindet rechtliche, ökonomische und politikwissenschaftliche Aspekte der internationalen Handelsregulierung in Forschung, Lehre, Beratung und technischer Kooperation. Das WTI wurde im Jahr 1999 gegründet, um eine Lücke in der universitären Ausbildung in Zusammenhang mit der Regulierung des Welthandels zu schliessen. Von 2005 bis 2017 war das WTI die Heiminstitution des Nationalen Forschungsschwerpunktes «Trade Regulation» des Schweizerischen Nationalfonds.
ZUM AUTOR
Kaspar Meuli ist Journalist und PR-Berater. Er ist verantwortlich für die Kommunikation des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung.