Die Invasion der Exoten
Immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus fernen Ländern erobern den europäischen Kontinent und damit auch die Schweiz. Auf der Berner NEOBIOTA-Tagung geht es seit gestern um die schädlichen Folgen der biologischen Invasionen.
Das allergieauslösende Traubenkraut breitet sich zurzeit vom Süden der Schweiz in Richtung Norden aus. Ursprünglich hat das Kraut hierzulande nichts zu suchen. Es wurde vermutlich auf Tragflächen von Interkontinentalflugzeugen oder per Schiff vom nordamerikanischen Kontinent aus nach Europa eingeschleppt. Beispiele für solche Invasionen gibt es viele: So zählen etwa die Kastanienminiermotte, der Waschbär, der Sommerflieder, die Bisamratte und die Zebramuschel zu den Neuzugängen der letzten Jahre in Europa.

Seit gestern beschäftigen sich in Bern knapp 200 Experten aus insgesamt 32 Ländern mit den exotischen Einwanderern (Neobiota). Den Teilnehmern der 3. NEOBIOTA-Tagung ging es am ersten Konferenztag insbesondere um die Folgen, die mit den biologischen Invasionen verbunden sind. „Der Feldzug der Exoten verursacht ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden in Millionenhöhe“, sagt Dr. Sven Bacher vom Zoologischen Institut der Universität Bern und einer der hauptverantwortlichen Organisatoren des Expertentreffens. So sind etwa die Pollen des Traubenkrauts hochgradig allergen, die Kastanienminiermotte verfärbt die Blätter der Rosskastanien bereits im Sommer herbstlich braun und der wuchernde Sommerflieder verdrängt einheimische Arten. Ein grosser Teil des weltweiten Artensterbens sei auf biologische Invasionen zurückzuführen, so Bacher.
Europäische Strategien
Prävention und Kontrolle tun demnach Not und so stehen am heutigen letzten Tag die Interventionsstrategien im Mittelpunkt des Tagungsprogramms. Piero Genovesi, Vorsitzender der Europa-Sektion des weltweiten Naturschutzverbands IUCN (The World Conservation Union), wird die vom Europäischen Ministerrat unterstützten und über Landesgrenzen hinaus reichenden Strategien im Umgang mit invasiven Arten vorstellen. „Eine europaweite Strategie ist wichtig“, betont Bacher. „Tiere und Pflanzen machen nicht vor Zollschranken halt.“
NEOBIOTA
3rd International Conference on Biological Invasions
30.9 – 1.10.2004
Universität Bern