Die humanitäre Schweiz
Wie humanitär war und ist die Schweiz? Eine Vortragsreihe des Collegium generale beleuchtet die Diskrepanz zwischen der offiziellen Flüchtlingspolitik und der privaten Flüchtlingshilfe einst und jetzt.
Schweizer Hilfswerke und freiwillige Mitarbeiter halfen Flüchtlingen während der Nazi-Zeit. Der offiziellen schweizerischen Politik entsprach ihr Handeln jedoch nicht. Acht Vorträge und zwei Podiumsdiskussionen, die im Rahmen des Collegium generale an der Uni Bern jeweils donnerstags zu verfolgen sind, beschäftigen sich mit der Diskrepanz zwischen der offiziellen Flüchtlingspolitik und der privaten Flüchtlingshilfe in der Schweiz. So nimmt sich etwa die Historikerin Antonia Schmidlin in ihrem Referat am 18. November der Frage an: Wie politisch ist die humanitäre Hilfe? Am 9. Dezember diskutieren Daniel Biedermann vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) und Walter Schmid, Vizepräsident der Eidgenössischen Ausländerkomission, über die Flüchtlingshilfe im Hinblick auf Ethik und Gesetz.
Aus dem Katalog zur Ausstellung «Die humanitäre Schweiz 1933 - 1945.» Kinder warten in Paris auf die Abreise in die Schweiz.
Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes
Wer sich über das Wirken der Schweizer Hilfswerke vor und während des zweiten Weltkriegs informieren will, sollte zudem die Ausstellung im Foyer des Uni-Hauptgebäudes besuchen. Unter dem Titel «Die humanitäre Schweiz 1933 – 1945. Kinder auf der Flucht.» wird gezeigt, wie die Schweizer Helferinnen und Helfer den Kriegs-Kindern unter verschärften Rahmenbedingungen zur Seite standen. Sie versorgten etwa Kinderkolonien in Zusammenarbeit mit anderen Hilfswerken, richteten eine Kantine für Schwangere ein und sorgten dafür, dass hungernde Kinder für jeweils drei Monate in die Schweiz geholt wurden. In den berüchtigten Internierungslagern retteten Krankenschwestern zahlreiche Juden vor den Transporten in die Nazi-KZs. Einige Helfer gerieten durch ihr Wirken mit der Neutralitäts-Doktrin in Konflikt, die das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) vertrat. Die umstrittenen Rolle des SRK ist ebenfalls Thema der Ausstellung, die ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Bern und Basel, des Basler Instituts für jüdische Studien sowie des SRK ist.