Universität Bern baut aus
Die Universität Bern will die Lehre verbessern. Investiert wird vor allem dort, wo es am meisten brennt: in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren zehn neue Professuren geschaffen werden.
Die Zahl der Studierenden an der Universität Bern steigt kontinuierlich. Im Wintersemester 2004/05 sind 13'252 Studenten immatrikuliert – 682 mehr als vor einem Jahr. Auf der gestrigen Jahresmedienkonferenz zeigten sich die Mitglieder der Universitätsleitung mit dieser Entwicklung mehr als zufrieden. Allerdings brauchen mehr Lernende auch mehr Lehrende. Mancherorts drückt der Schuh bereits: «Am meisten in den Sozial- und Geisteswissenschaften», sagte Vizerektor Urs Würgler. Im Mehrjahresplan (2004 – 2008) der Uni Bern ist deshalb die strukturelle und damit qualitative Verbesserung der Lehre der erste von zwei Schwerpunkten. Grossbaustelle Nummer zwei ist die Umsetzung der Bologna-Reform.

Vizerektor Urs Würgler stellte den Mehrjahresplan (2004 - 2008) vor. (Bilder: Sabine Olff)
Medienwissenschaft wird nicht ausgebaut
Um die Studierenden besser betreuen zu können, bekommt die Universität Bern personelle Verstärkung. 136 Stellen sollen bis 2008 geschaffen werden – darunter 10 Professuren und 27 Assistenzprofessuren. Die Aufteilung der Mittel auf Fakultäten, Departemente und Institute erfolge auf der Basis von externen Evaluationen, so Würgler. «Allein zwei Drittel der Mittel werden in die Geistes- und Sozialwissenschaften gesteckt.» Im Detail ging der Vizerektor auf die Zukunft der Sozialwissenschaften ein. So bekommt das Institut für Soziologie und das Institut für Politikwissenschaft je eine neue Professur. Die Medienwissenschaft geht dagegen leer aus. Würgler: «Wir haben klar entschieden, dass die Medienwissenschaft in Bern nicht ausgebaut wird.» Es gebe andere Standorte in der Schweiz, an denen das Fach stark vertreten sei. Im Zuge der Bologna-Reform werden die Politologie und die Soziologie an der Uni Bern künftig gemeinsam ein Bachelor-Studium anbieten. Das Institut für Medienwissenschaft wird nur einzelne Module für diesen Studiengang liefern. Eventuell können die Berner Medienwissenschaftler aber in Kooperation mit der Universität Freiburg ein Master-Studium anbieten.
Die Journalisten interessierten sich insbesondere für die Zukunft der Medienwissenschaft.
Bologna-Reform bis Wintersemester 2006/07 umgesetzt
Wie es um die Umsetzung der Bologna-Reform steht, erläuterte Gunter Stephan, Vizerektor Lehre. Mittlerweile sind an der Uni Bern die Fächer Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Informatik, Erdwissenschaften und Molekulare Wissenschaften reformiert. Im zweistufigen Studium streben die Studierenden nach drei Jahren zunächst den Abschluss als Bachelor an. Den Master können sie sich in eineinhalb oder zwei weiteren Jahren verdienen. «Mit Ausnahme der beiden medizinischen Fakultäten soll die Studienreform spätestens mit Beginn des Wintersemesters 2006/07 abgeschlossen sein», gab sich Stephan zuversichtlich. Um die Reform mit vertretbarem Aufwand verwalten zu können, wird derzeit die Prüfungsadministration auf das elektronische System «ePUB» umgestellt.
Rektor Christoph Schäublin zeigte sich zufrieden mit dem neuen Erscheinungsbild der Universität Bern.
Neue achte Fakultät
Rektor Christoph Schäublin informierte schliesslich über weitere laufende Geschäfte: Die Arbeiten zur Gründung der Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät gingen planmässig voran. «Wir hoffen, dass die Zustimmung der politischen Behörden rechtzeitig vorliegen wird.» Die neue achte Fakultät umfasst die Bereiche Psychologie, Pädagogik und Sportwissenschaft und soll am 1. September 2005 eröffnet werden. «Auf Zielkurs» sei man bereits mit dem Projekt Vetsuisse, in dessen Rahmen die tiermedizinischen Fakultäten von Bern und Zürich zusammengeführt werden. Laut Schäublin komme man auch bei der Umsetzung des neuen Erscheinungsbildes gut voran. Im Bereich Medizin werde derzeit überprüft in welchen Bereichen Bern und Basel zusammenarbeiten könnten. Und nicht zuletzt stellte der Rektor in Aussicht, dass womöglich bald drei Nationale Forschungsschwerpunkt an der Universität Bern beheimatet sein werden: Der Nationalfonds empfahl kürzlich dem Eidgenössischen Department des Innern (EDI) sechs von siebzehn eingereichten Forschungsprojekten durchzuführen. Eines der sechs Projekte stammt aus Bern: Thomas Cottier vom Institut für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht will sich des Welthandelsrechts annehmen. Bis spätestens Ende Februar 2005 soll das EDI entschieden haben.