«Miteinander ins Gespräch kommen»
Die Universität Bern erscheint im neuen Gewand. Ein neues Logo verziert neu gestaltete Briefschaften, Publikationen und Webseiten. «uniaktuell» sprach mit Rektor Christoph Schäublin über Sinn und Zweck des neuen Erscheinungsbildes.
"Die Universität Bern soll als eine in sich geschlossene Institution dargestellt und wahrgenommen werden" (Bild: Andrea Strässle)
Herr Schäublin, mit dem heutigen Tag erscheint die Universität Bern im neuen Gewand. Im Zentrum steht ein neues Logo. Was halten Sie von "u hoch b"?
Christoph Schäublin: Ich kann mit dem neuen Logo sehr gut leben. Meine individuelle Meinung spielt allerdings überhaupt keine Rolle. Die Entscheidung für „u hoch b“ fiel nach einem langen von Experten begleiteten Verfahren mit der mehrheitlichen Zustimmung des Senats, dem obersten Gremium der Universität. Es sei aber nochmals betont: Das Logo ist nur ein Teilaspekt des neuen Erscheinungsbildes.
Weshalb braucht die Universität Bern ein neues Erscheinungsbild?
Schäublin: Vor drei Jahren erhielt der Kommunikationschef der Universität den Auftrag, die bestehende Kommunikationsstrategie zu überprüfen und eine neue zu erarbeiten. Die Analyse ergab unter anderem: Das Erscheinungsbild ist ungenügend. Die Universität Bern war vor lauter individuell gestalteter Einzelauftritte im Web und auf dem Papier nicht als Einheit zu erkennen. Gleichzeitig konnte sich kaum einer der Uni-Angehörigen mit der Gesamtinstitution identifizieren. Externe Fachleute kamen zu dem ernüchternden Urteil, dass sich die Universität Bern wie eine Provinzinstitution präsentiere, der ein einheitliches Konzept fehle.
Was erwarten Sie von der Erneuerung?
Schäublin: Die Universität Bern soll mit Hilfe der einheitlich gestalteten Briefschaften, Web-Seiten, Drucksachen und Publikationen nach aussen als eine in sich geschlossene Institution dargestellt und wahrgenommen werden. Wir hoffen, dass der einheitliche Auftritt auch intern Wirkung zeigt, so dass sich die Angehörigen mit ihrer Uni mehr verbunden fühlen.
Das neue Logo bewirkte aber zunächst mal das Gegenteil: Es brachte einige Studierende und Uni-Angestellte auf die Barrikaden. Wie begegnen Sie solchen Stimmen?
Schäublin: Die Reaktionen haben mich nicht überrascht. Wo das ästhetische Empfinden angesprochen wird, gehen die Meinungen unweigerlich auseinander. Jedes andere Logo hätte ebenfalls kritische Stimmen hervorgerufen. Das passiert andernorts auch. Denken Sie nur an die Diskussion über ein neues Bundeslogo. Häufig kommt generell eine gewisse Resistenz gegenüber Veränderungen zur Geltung. In einem Jahr werden sich hoffentlich auch die Kritiker ein wenig an das Neue gewöhnt haben.
"Bisweilen sind wir sehr weit voneinander entfernt" (Bild: Andrea Strässle)
Reicht ein neues Erscheinungsbild, um die Einheit zu stärken und die Verbundenheit der Uni-Angehörigen mit der Institution zu fördern?
Schäublin: Nein, sicher nicht. Bei der Bestandsaufnahme der Kommunikationsstrategien zeigte sich, dass auch die Kommunikation verbessert werden muss, und zwar nach innen wie nach aussen. In der neu formierten Abteilung Kommunikation wurden und werden deshalb bestehende Kommunikationsinstrumente überarbeitet; mit „uniaktuell“ wurde ein völlig neues Instrument geschaffen. Ich wünsche mir, dass die Uni-Leitung, die Angehörigen der Fakultäten, das administrative und technische Personal sowie der wissenschaftliche Nachwuchs und nicht zuletzt die Studierenden dank dieser Webzeitung miteinander ins Gespräch kommen. Bisweilen sind wir sehr weit voneinander entfernt und wissen sehr wenig voneinander. Ich hoffe, dass die angeregte interne Kommunikation letztendlich dazu führt, dass sich die Universität mit den neuen Instrumenten profilierter als in der letzten Zeit der Öffentlichkeit mitteilen kann.
Langfristig wollen Sie die Uni Bern in der Bildungslandschaft besser positionieren. Wo soll die Reise konkret hingehen?
Schäublin: Das ist eine Frage, die letztlich mit dem neuen Erscheinungsbild wenig zu tun hat. Hier geht es um Inhalte und die müssen wir selbst kontinuierlich liefern. In der nächsten Zeit wird die Bologna-Reform sehr viele Veränderungen bringen. Wir wollen in der Lehre so attraktiv sein, dass die Studierenden, die wir uns in grosser Zahl wünschen, ihr Studium auf der Bachelor-, auf der Master- und auf der Doktoratsstufe aus Überzeugung an der Uni Bern absolvieren. Unsere Universität bedient zunächst die Region Bern. Doch darauf sollten wir uns nicht beschränken. In den letzten zwei Jahren hat die Zahl der ausserkantonalen Studierenden bereits deutlich zugenommen. Jetzt fehlen noch ein paar zusätzliche ausländische Studentinnen und Studenten. Hier stellt sich allerdings das Problem der Unterrichtssprache. Über kurz oder lang wird deshalb diskutiert werden müssen, ob und welche Unterrichtseinheiten an der Uni Bern in englischer Sprache angeboten werden. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir zumindest auf der Master-Stufe eine Internationalisierung anstreben sollten.
Und was streben Sie in der Forschung an? Einen Platz unter den ersten Hundert im weltweiten Hochschulranking der Uni Shanghai?
Schäublin: Es gibt keine Fakultät an der Universität Bern, die nicht in mehreren Forschungsbereichen international auf höchstem Niveau angesiedelt ist. Mit unserer Forschung wollen wir langfristig im weltweiten Wettbewerb bestehen. Es freut mich natürlich, dass wir in diesem Jahr im Shanghai-Ranking einen Schritt vorwärts gekommen sind (Anm. der Redaktion: Die Universität Bern rangiert 2004 mit 49 anderen Hochschulen weltweit auf Platz 101 – 152, im Jahr 2003 auf Platz 152 - 200). Allerdings ist das Shanghai-Ranking sehr selektiv, sowohl bezüglich der berücksichtigten Disziplinen und Bereiche als auch der angewandten Kriterien - die Lehre spielt etwa überhaupt keine Rolle. Wir müssen uns davor hüten, unser Selbstwertgefühl allein aus Publikationen in Science und Nature zu beziehen.