Studentenfutter für Erstsemestler

Gedränge in den Gängen, verstopfte Treppen, eine voll besetzte Aula: So präsentierte sich die Uni Bern am «Tag des Studienbeginns» den Erstsemestrigen. Rund 2600 Studierende starten an der Berner Hochschule in ihr erstes Semester.

Empfangen wurden die Erstsemestler am «Tag des Studienbeginns» im Foyer des Hauptgebäudes von ihren älteren Kommilitonen: der Stand der StudentInnenschaft Uni Bern (SUB) fungierte als gratis Getränke-Bar und als allgemeines Info-Zentrum. «Nach dem SUB-Angebot wird heute nicht so oft gefragt», sagte Vincenzo Ribi vom Ressort Nationale Hochschulpolitik. Stattdessen strömten die Erstsemestrigen zu Ribi und Kollegen um zu erfahren wo was wann stattfindet. Erster Programmpunkt war die offizielle Begrüssung in der Aula: Vertreter der Unileitung, SUB, Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie der Beratungsstelle der Universität und Fachhochschule stellten den Erstsemestlern die Uni Bern jeweils aus ihrem Blickwinkel vor.


Bei der offiziellen Begrüssung der Erstsemestrigen war die Aula bis auf den letzten Stehplatz besetzt. (Bilder: Sabine Olff)

Recht ist die Nummer Eins

Rektor Christoph Schäublin lieferte unter anderem die Fakten zum Studienstart. Rund 2600 Studierende begannen auf das neue Wintersemester ein Studium an der Universität Bern. Etwa jeder zweite von ihnen wohnt im Kanton Bern, rund 40 Prozent kommen aus der übrigen Schweiz und nur zehn Prozent sind Ausländer. Seit 2001 ist die Zahl der Studienanfänger erstmals rückläufig. „Die Auswirkungen des doppelten Maturajahrganges klingen ab“, erklärte Schäublin vor dem durchweg jungen Auditorium. Trotzdem nimmt die Zahl der Studierenden insgesamt im Vergleich zum Vorjahr zu, und zwar um über 400 Studierende auf rund 13 000 Personen. In der Hitparade der beliebtesten Studienfächer unter den Erstsemestlern hat die Rechtswissenschaft mit 317 Studierenden die bisherige Spitzenreiterin Betriebswirtschaftslehre mit 284 Studierenden überholt. Hoch im Kurs stehen auch die Fächer Psychologie (250) und Medizin (125). Ungebrochen im Vormarsch sind die Frauen: Ihr Anteil erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um ein gutes Prozent auf knapp 53 Prozent. „Das heisst aber nicht, dass damit die Gleichstellung realisiert wäre“, sagte Sibylle Drack, Co-Leiterin der Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern der Universität Bern, und erinnerte beispielsweise an die ungleichen Löhne der Absolventen.


Lena Gubler (rechts) informiert sich bei ihren älteren Kommilitoninen von der Fachschaft für Theaterwissenschaften.

Gedränge bei den Fachschaften

Nach den Infos von offizieller Seite gab es für die Erstsemestler geistiges wie nahrhaftes Studentenfutter von ihren älteren Kommilitonen. Auf dem Informationscampus in den Gängen des Hauptgebäudes informierten etwa Studentenverbindungen, universitäre Stellen, unipolitische und kulturelle Gruppierungen sowie sportliche Verbände über ihre Angebote. Umlagert waren insbesondere die Stände der Fachschaften. Meist wollten die Studienanfänger von ihren älteren Kommilitonen wissen, in welchem Hörsaal die erste Vorlesung stattfindet oder welche Literatur zu empfehlen sei. Meist konnte zur Entwirrung beigetragen werden: «Jetzt ist mir ein wenig klarer, was da auf mich zu kommt», freute sich Lena Gubler, nachdem sie eine Vertreterin von der Fachschaft Theaterwissenschaft mit ihren Fragen löchern konnte. Die 20-jährige aus Winterthur, die im Hauptfach Geografie und im Nebenfach Theaterwissenschaft und Geologie studiert, fand den Tag des Studienbeginns «einfach cool.»

Fragen über Fragen

Der gleichaltrigen Claudia Scherrer gefiel insbesondere die familiäre Atmosphäre im Hauptgebäude. Die Fussball spielende Zürcherin ist wegen ihres Sport-Studiums vor ein paar Tagen nach Bern gezügelt. Kopfzerbrechen bereiten ihr noch ein wenig die Testate. «Ich weiss nicht recht wie das funktioniert», sagte sie und bahnte sich den Weg zum Stand der Fachschaft für Sport und Sportwissenschaften. Schwieriger wurde es für die Fachschaftler bei Fragen zu Bologna. Von den Psychologen wollten einige Erstsemestler etwa wissen, in welchem Semester es sinnvoll sei, die Nebenfächer zu belegen. Im reformierten Studium benötigt man die Nebenfächer bereits für den Bachelor-Abschluss. Deswegen ist es ratsam, sich in den Nebenfächern früher als bislang einzuschreiben. «Wann genau ist uns allerdings nicht ganz klar», gestand ein Vertreter der Fachschaft Psychologie.

«Mehr als nur Fachstudien»

Einige Fragen blieben demnach offen und dürften sich erst im Studienalltag klären, wie Lena Gubler meinte. Eingedeckt mit Flyern, Veranstaltungskalendern und Infobroschüren, angeworben vom Unisport, vom StudentInnenfilmclub, von der Amnesty-Gruppe Bern oder der Akademischen Verbindung Berchtoldia wurde wohl aber den meisten klar, dass Rektor Schäublin mit seinen Worten Recht haben dürfte: «Denken Sie daran, dass die Universität mehr bietet als nur Fachstudien.»

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