Geeicht auf Zähneputzen
Mit einem Beissring wollen Berner Zahnmediziner Babys aufs Zähneputzen vorbereiten. Für ihr neu entwickeltes Zahnpflegesystem für Kleinkinder sind sie mit dem DC Bank Preis für Forschung und Entwicklung ausgezeichnet worden.
In den 90er Jahren entdeckten Schweizer Zahnärzte bei ihren 4- bis 6-jährigen Patienten nur noch selten ein Loch im Zahn. Seit einigen Jahren werden sie aber wieder öfter fündig. Karies bei Kindern ist laut Adrian Lussi, Leiter der Abteilung für Kinderzahnmedizin an der Klinik für Zahnerhaltung der Universität Bern, ein Problem. Hauptgrund für die Zunahme sei vermutlich das fehlende Bewusstsein für die Krankheit Karies in den Familien. «Dadurch sind die Eltern wenig motiviert, bereits bei den Jüngsten die Zähne sauber zu halten», so Lussi. Ab dem Durchbruch des ersten Zahnes sollten die Beisser eigentlich täglich geputzt werden. In der Realität kümmern sich die Eltern aber oftmals erst ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr um die Zahnhygiene ihrer Sprösslinge. Den Kindern passt das Putzen in diesem Alter meistens nicht. Die Folge: Die Pflege wird zur stressigen Pflichtübung.
Die beiden DC Bank Preisträger Nadja Kellerhoff und Adrian Lussi von der Klinik für Zahnerhaltung der Universität Bern. (Bild: Stephen Jenkinson)
Attrappe eines Zahnbürstenkopfes integriert
Um bereits die Babys auf die Putzzeremonie und die Zahnbürste vorzubereiten, hat Lussi zusammen mit seiner Kollegin Nadja Kellerhoff ein Zahnpflege-Konditionierungssystem für Kleinkinder kreiert. Für das aus einem Beissring und einer Kinderzahnbürste bestehende System wurden die beiden Zahnmediziner am 11.Oktober mit dem DC Bank Preis für Forschung und Entwicklung ausgezeichnet, der im Rahmen des Swiss Science Forums in Bern verliehen wurde. «Konditioniert werden die Kinder in einem Alter, in dem sie noch gar keine Zähne haben», erklärt Lussi. Und zwar mit dem Beissring «CuraBaby», der gleichzeitig eine Rassel ist. Der Clou dabei: In den Beissring wurden die Attrappe eines Zahnbürstenkopfes mit weichen und abgerundeten Borsten sowie Massageelemente integriert. Mit dem Durchbruch des ersten Zahnes, etwa im Alter von sechs Monaten, kommt die Kinderzahnbürste «CuraKid» zum Einsatz. Die Zahnbürste hat in Analogie zum Beissring weiche, feine Borsten sowie eine ähnliche Optik und Beschaffenheit. Sie wird, so hoffen Kellerhoff und Lussi, von den Kindern erkannt und akzeptiert.
Der Beissring mit Rassel und Zahnbürstenkopf-Attrappe ist Spielzeug und Lerngerät zugleich.
Einen Prototyp von «CuraKid» haben Kinder in einer wissenschaftlichen Studie bereits getestet. Während acht Monaten putzten sie abwechselnd mit drei verschiedenen Zahnbürsten ihre Milchzähne. Die beiden anderen Modelle, die im Handel erhältlich sind, waren mit festeren Borsten bestückt als «CuraKid». Es zeigte sich, dass die weiche zahnfleischschonende Zahnbürste aus dem Hause der Berner Uniklinik die Zähne genauso sauber hält wie die beiden anderen Modelle. Im Frühling 2005 soll es «CuraBaby» und «CuraKid» inklusive einer Kurzinfo zur Karies-Prophylaxe bereits zu kaufen geben.
3. Preis für Berner Brustkrebsdiagnostik
Mit dem DC Bank Preis für Forschung und Entwicklung will die DC Bank Bern kreative und innovative Teams aus der Region Bern motivieren, bei ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit die Bedürfnisse von Industrie und Handel mit einzubeziehen. In diesem Jahr wurden 18 Arbeiten eingereicht. Neben dem mit 25'000 Franken dotierten ersten Platz, belegten Wissenschaftler der Universität Bern auch den mit 10'000 Franken dotierten dritten Rang: Eine Team um Rolf Jaggi, Leiter der Arbeitsgruppe Molekularbiologie vom Department Klinische Forschung, wurde für eine neue diagnostische Methode bei Brustkrebs ausgezeichnet. Die molekulare Untersuchung soll es ermöglichen, vor dem Beginn einer Chemotherapie abzuklären, ob diese Behandlung tatsächlich notwendig ist. Mit dem zweiten Preis wurde Matthias Herzog von der Hochschule für Technik und Informatik Biel für ein System zur mobilen Iriserkennung geehrt.