Mit «Planet 21» zu mehr Nachhaltigkeit
Was genau heisst nachhaltige Entwicklung? Was ist eine Lokale Agenda 21 (LA 21)? An der Universität Bern wurde ein Internet-Handbuch entwickelt das die Begrifflichkeiten klärt und Gemeinden anleitet, wie sie LA 21-Prozesse anpacken und umsetzen können.
Ozonticker, Begegnungszonen, Quartierökologie – all das sind Projekte, die die Stadt Bern im Rahmen ihrer «Lokalen Agenda 21» (LA 21) realisiert hat. Insgesamt haben bereits 138 Schweizer Gemeinden eine LA 21 – einen Aktionsplan für die nachhaltige Entwicklung – erarbeitet. Weitere sind in der Planungsphase.

Doch was genau ist eine LA 21 und wie packen Gemeinden und Städte den Prozess am sinnvollsten an? Das Internet-Handbuch des Schweizerischen Netzwerks «Planet 21» gibt Antworten und bietet fundiertes Wissen zur Gestaltung von LA 21-Prozessen und -Projekten. Es wurde innerhalb von drei Jahren an der Interfakultären Koordinationsstelle für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) der Universität Bern in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft und Praxis entwickelt. Seit 1. Juni ist das Handbuch online.
Menschliche Grundbedürfnisse sichern
Die LA 21 geht auf einen Beschluss an der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio vor 13 Jahren zurück. Dort wurde ein Aktionsplan für das 21. Jahrhundert verabschiedet, der zum nachhaltigen Handeln anleitet. Die Aktivitäten auf lokaler Ebene stehen dabei im Vordergrund. Doch was heisst nachhaltige Entwicklung? «Der Begriff wird monströs falsch gebraucht», sagt Antonietta Di Giulio, Planet 21-Verantwortliche bei der IKAÖ. Die Definition der UN: Die Grundbedürfnisse des Menschen gilt es mit Hilfe einer nachhaltigen Entwicklung langfristig zu sichern. Dazu müssen die ökonomischen, die ökologischen und die sozialen Bedürfnisse stärker aufeinander abgestimmt werden.
Für die Situation in der Gemeinde heisst das: Zusammen mit der Bevölkerung soll eine Vision aufgebaut, ein Leitbild für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung formuliert und mit konkreten Massnahmen die Lebensqualität verbessert und gesichert werden.

Häppchenweise Wissen abholen
Hilfestellungen beim Erarbeiten von Visionen, Leitbildern und Projekten gibt das Internet-Handbuch von Planet 21. «Sie können häppchenweise Wissen abholen», erläutert Di Giulio. Das Handbuch gliedert sich in vier Teile, die mit den Schlagwörtern Basiswissen, Wegmarken, Begleitaufgaben und Handlungsbereiche überschrieben und die wiederum untereinander verlinkt sind.
Beim ersten Besuch verliert man auf der voll gepackten Web-Site leicht den Überblick. Hat man allerdings mit seinem Anliegen oder seinen konkreten Fragen den richtigen Einstieg gefunden, wird man mit einer beachtlichen Fülle von wissenschaftlich basierten Informationen versorgt. Wenn der Benutzer will, kann ihn das Handbuch von der Vision einer LA 21 bis zu konkreten Projekten begleiten. Zurzeit gibt es die drei Handlungsbereiche Lebensqualität, Landschaftsentwicklung sowie Verkehr und Mobilität. Die Rubrik soll kontinuierlich wachsen.
Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten
Von gedruckten Handbüchern unterscheidet sich das Internet-Handbuch hauptsächlich durch die vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten. So kann der Benutzer den Arbeitsprozess mit Lese- und Projektchecklisten strukturieren und dokumentieren. Er kann die Dokumente zudem mit persönlichen Kommentaren versehen und ausdrucken. Ausserdem können die Besucher miteinander kommunizieren, indem sie öffentliche Bemerkungen hinterlassen oder auf solche reagieren.
«Die Praxis wird zeigen, ob das Planet 21-Handbuch so handhabbar ist, wie wir uns das vorstellen», sagt Di Giulio. Auf der Linkliste von Marianne Brunner, Leiterin des LA 21-Büros der Stadt Bern, steht die Web-Adresse des Handbuchs bereits ganz weit oben. Sie wird es an Gemeinden weiter empfehlen, die in den Startlöchern stehen, um einen Nachhaltigkeitsprozess aufzubauen.