Gemeinsam in die Zukunft

Die Universitäten Bern und Basel wollen in der Humanmedizin enger zusammenarbeiten. Erstmals werden Professuren in Absprache besetzt. Ausserdem soll unter der Leitung des Berner Herzchirurgen Thierry Carrel ein gemeinsames Kompetenzzentrum für Herzchirurgie entstehen.

Von Marcus Moser 26. Mai 2006

Zum Ende ihrer Amtszeit präsentierten Regierungspräsident Mario Annoni und Gesundheits- und Fürsorgedirektor Samuel Bhend den Beginn der Zusammenarbeit zwischen Bern und Basel im Bereich der Medizin. Dass es den beiden Kantonen mit Kooperationen ernst ist, zeigte der imposante Aufmarsch. Neben Annoni und Bhend waren anwesend: Carlo Conti, Vorsteher des Gesundheitsdepartements Basel Stadt; Rita Ziegler, Direktorin Universitätsspital Basel; Urs Birchler, Direktionspräsident Inselspital sowie die beiden Rektoren der Universitäten Bern und Basel, Urs Würgler und Ulrich Gäbler.   


Das Inselspital Bern – künftig eine Schwester des Universitätsspitals Basel. (Bild: Manfred Richter/zvg)

Kompetenzzentrum für Herzchirurgie

Eine erste Zusammenarbeit betrifft die Herzchirurgie. Ab Herbst 2007 soll sie unter der Leitung von Professor Thierry Carell, dem bekannten Berner Herzchirurgen, an beiden Universitätsspitälern gemeinsam betrieben werden. Dazu wird ein standortübergreifendes Kompetenzzentrum aufgebaut. Die Grundleistungen der Herzchirurgie werden weiterhin an beiden Standorten angeboten. Bestimmte Spezialitäten sollen jedoch künftig in Bern oder in Basel konzentriert werden. Carell übernimmt die Leitung der Basler Herzchirurgie interimistisch ab 1. Juli 2006.

Absprache in der Neurochirurgie

Ein zweites gemeinsames Handlungsfeld ergibt sich in der Neurochirurgie. Die Professuren in diesem Fach müssen in Bern und Basel altershalber neu besetzt werden. Die Doppelvakanz schafft nun die Voraussetzungen, damit die beiden Universitäten, ihre Medizinischen Fakultäten und die zwei Universitätsspitäler die Weichen für die künftige Entwicklung der Neurochirurgie neu stellen können. Die Universitäten haben darum beschlossen, die beiden Professuren gemeinsam auszuschreiben und auch zusammen zu besetzen. Damit sollen die jeweiligen Schwerpunkte in der Neurochirurgie präzise aufeinander abgestimmt werden. Eine standortübergreifende Berufungskommission wird die Ernennung vorbereiten.

Qualität steigern, Kosten senken

Von allen Anwesenden wurde die Absicht hervorgehoben, mit den aktuellen und den weiter geplanten Massnahmen die Qualität der erbrachten Leistungen zu steigern. Derzeit führen die Herzchirurgie Bern rund 1300, die Herzchirurgie Basel rund 700 Operationen am offenen Herzen pro Jahr durch. Durch den Zusammenschluss entsteht mit rund 2000 Operationen das fünftgrösste Herzzentrum in Europa. Allgemein gilt der Grundsatz, dass mit grösseren Operationszahlen eine Sicherung der Qualität erreicht werden kann.

Die Kooperation im Bereich Medizin zwischen Bern und Basel wird auch in der Lehre zu Einsparungen führen. Wie Urs Würgler, Rektor der Universität Bern erklärte, verzichtet die Universität Bern auf die Schaffung einer Professur in Medizinethik, die in Basel vorhanden ist. Die Universität Basel ihrerseits verzichtet auf eine Professur in Medizingeschichte, die in Bern vorhanden ist. Stattdessen werden die beiden Dozierenden ihr Fach auch an der jeweils anderen Universität lehren.

Medizin Bern Basel und Medizin Bern Fribourg

Rektor Würgler stellte ausserdem fest, dass die Zusammenarbeit Bern Basel im Medizinbereich die Zusammenarbeit Bern Fribourg nicht konkurrenziere. Medizin Bern Basel betreffe den klinischen - , die geplante Kooperation der Universitäten Bern und Fribourg den vorklinischen Bereich.

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