Die Uni Bern in Glanz und Gloria

Das waren wichtige Themen an der 172. Stiftungsfeier der Uni Bern im «Casino»: Die Autonomie der Uni, die Klimaforschung und die Anstellungsbedingungen des Mittelbaus. Zudem wurden acht Ehrendoktorentitel und weitere Preise verliehen.

Von Bettina Jakob 02. Dezember 2006

Das Glitzern der Kronleuchter, die langen Talare, rote Schriftrollen, wehende Fahnen der Verbindungen: Am «Dies academicus» tauchte die Universität Bern auch dieses Jahr in den edlen Glamour des Casino-Saals. Rektor Urs Würgler warf anlässlich der 172. Stiftungsfeier einen Blick zurück auf das vergangene Jahr: Die Bologna-Reform sei bis auf die Medizinische Fakultät umgesetzt. Der Zentralbereich wurde durch die Bereiche «Zentrum Lehre» und «Zentrum Forschung» ergänzt, um die Forschenden, Dozierenden und Studierenden zu unterstützen. Urs Würgler erläuterte die neue «Strategie 2012», welche Entwicklungsschwerpunkte der Uni Bern definiert und die Basis bildet, auf der bis im Sommer 2007 mit den einzelnen Fakultäten Bereichsportfolios erstellt werden sollen. Der Berner Uni-Rektor freute sich über die neuen Kooperationen mit anderen Hochschulen: Als Beispiele die Vetsuisse-Fakultät von Bern und Zürich, das Herzkompetenzzentrum der Unispitäler Bern und Basel. Auch begrüsste er die steigenden Bundesbeiträge für den Bildung, Forschung und Innovation, forderte aber gleichzeitig, dass die Universitäten nicht das kleinste Stück dieses Kuchens erhalten dürften.


Lob und Ehre im Casino-Saal: Der «Dies academicus» 2006 (Bild: Stefan Wermuth)

Bernhard Pulver ist «stolz auf Uni»

Regierungsrat Bernhard Pulver zeigte sich stolz auf die Uni Bern mit ihren international anerkannten Spitzenleistungen wie etwa im Bereich der Klimaforschung – was «mich als Grünen besonders freut», so Pulver. Er anerkannte aber auch den Vorteil, den die Uni als Standort- und Wirtschaftsfaktor dem Kanton Bern bringe. Der Regierungsrat wünscht sich jedoch in einigen Bereichen der Uni mehr Autonomie, wie etwa im Personal- oder Finanzwesen. Gleichzeitig betonte Pulver aber die Wichtigkeit, dass die öffentliche Hand Einfluss auf die Strategie der Universität habe. Die Akademische Rede hielt Vizerektor Gunter Stephan über den «Nationalen Forschungsschwerpunkt Klima» (siehe Link).


Sprach erstmals an einem «Dies academicus»: Regierungsrat Bernhard Pulver (Bild:sz)

Doch es gab nicht nur lobende Worte: Die Mittelbauvereinigung (MVUB) zeigte sich unzufrieden mit den herrschenden Anstellungsbedingungen, die für Uniangehörige gelten, welche über Drittmittel finanziert würden. Sprecher Robert Rieben appellierte an Kanton und Unileitung: «Wir wollen keine geschützte Werkstatt, aber zeitgemässe Bedingungen, wie sie im Ausland üblich sind.» Nur so sei es möglich, den Auftrag der Universität in Lehre und Forschung zu erfüllen.

Ehrendoktortitel an zwei Nicht-Akademiker

Sieben Fakultäten der Universität Bern verliehen im Rahmen des «Dies academicus» acht Ehrendoktortitel. Für zwei Geehrte ist es der erste universitäre Titel überhaupt: Willy Michel, erfolgreicher Schweizer Unternehmer, wird von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät die Würde des «Doctor rerum oeconomicarum honoris causa» verliehen. Der gelehrte Chemielaborant schaffte mit seinen Insulinpumpen den Sprung auf den weltweiten Markt. Heute ist er Spitzenmanager und Kunstliebhaber; Michel war Initiant des Franz Gertsch Museums in Burgdorf. Der zweite geehrte Nicht-Akademiker hat ebenfalls als Laborant gearbeitet: Der Basler Heinz Büscher war bei der Ciba-Geigy und Sandoz tätig, seine Leidenschaft galt aber seit jeher den Buntbarschen im Tanganjikasee. Der Fischforscher machte sich im Selbststudium zum Experten und wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft um Rat angegangen. Die Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät verleiht ihm die Würde des «Doctor philosophiae honoris causa».


Die Würde eines Ehrendoktoren: Die Amerikanerin Roberta Cohen nimmt ihren Teil vom Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Thomas Cottier, entgegen. (Bild:sz)

«Honoris causa» für sechs weitere Personen

Die Christkatholische und Evangelische Fakultät ehrt den Berner Musikprofessoren und bekannten Organisten Daniel Glaus. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verleiht gleich zwei Ehrendoktortitel: Der erste geht an die Amerikanerin Roberta Cohen, die sich unermüdlich für die Menschenrechte einsetzt, der zweite wird dem bernischen Rechtsprofessoren Pierre Widmer, einstiger Vizedirektor im Bundesamt für Justiz, überreicht. Die Medizinische Fakultät verleiht die Würde eines «Doctor medicinae honoris causa» dem Thuner Dermatologen Hans Suter, der sich intensiv mit der Erkrankung des Malers Paul Klee auseinandergesetzt hat. Der Basler Verleger und Philologe Urs Breitenstein erhält die Ehrenauszeichnung der Philosophisch-historischen Fakultät für seine verlegerische und humanitäre Tätigkeit. Die Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät würdigt den Soziologieprofessoren Walter Müller, der internationale Bildungssysteme erforscht und verglichen hat.

Theodor-Kocher- und Hans Sigrist-Preis – und der Credit Suisse Award

Die Universität Bern verleiht den Theodor-Kocher-Preis an ihre besten Nachwuchswissenschaftler – ganz im Sinne ihres grossen Forschers, Lehrers und Nobelpreisträgers von 1909. In diesem Jahr geht der Preis an Matthew Evan Larkum, Professor der Neurophysiologie. Der gebürtige Australier hat in seiner Forschung elektrophysiologische und bildgebende Verfahren perfektioniert, die chemische und elektrische Signale von den feinsten Fortsätzen der Nervenzellen registrieren können. Mit seinen Experimenten hat Larkum gemäss Laudatio «eine Tür für die Untersuchung und das Verständnis höherer Hirnfunktionen aufgestossen». Der Preisträger hat am Institut für Physiologie an der Uni Bern als Assistenzprofessor eine eigene Forschungsgruppe aufgebaut.

Der Hans-Sigrist-Preis, mit dem Forscher aus dem In- und Ausland für hervorragende Leistungen ausgezeichet werden, geht dieses Jahr an David M. Richardson. Der südafrikanische Professor der Biologie wird für seine Arbeiten zur Invasionsbiologie gewürdigt, die «massgeblich dazu beitgetragen haben, dieses Forschungsgebiet in der Wissenschaft, aber auch bei Politikern und in der Allgemeinheit» bekannt zu machen.

Anlässlich des 150. Geburtstag der ältesten Schweizer Grossbank, der Credit Suisse, verleiht deren Jubiläumsstiftung heuer erstmals den «Credit Suisse Award For Best Teaching». Der Preisträger ist Reinhard Jung, Assistenzprofessor für Wirtschaftsinformatik am Departement BWL.

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