Mehr weibliche Exzellenz, bitte!

Die Zahlen sprechen für sich: Im letzten Jahr wurden an der Uni Bern 2 Frauen zu Professorinnen ernannt, Männer waren es 15. Der Anteil an Professorinnen an den Schweizer Universitäten lässt zu wünschen übrig. An einem nationalen Symposium werden Lösungen gesucht, Bern sucht mit.

Von Bettina Jakob 23. März 2006

«Was heisst Exzellenz – und wie misst man sie?» Das will Sibylle Drack genauer wissen. Sie ist Leiterin der Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern an der Uni Bern und referierte am Symposium der Schweizerischen Universitätskonferenz über «Chancengleichheit im Berufungsverfahren» in Luzern. Die Statistik zeigt, dass es Frauen schwerer haben, sich im Ernennungsverfahren durchzusetzen, sagt Drack. Der Anteil der Professorinnen an der Uni Bern liegt bei 11 Prozent. «Der Trend zeigt zwar aufwärts», sagt die Gleichstellungsbeauftragte; 2000 waren es 7 Prozent. Im Vergleich mit anderen Schweizer Unis liegt Bern bei den Neuanstellungen von Professorinnen in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt. Für Sibylle Drack dennoch klar: «Das Ziel ist noch nicht erreicht.» Das Bundesprogramm Chancengleichheit sieht vor, die Frauenquote bei den Professorinnen bis 2007 gesamtschweizerisch auf 14 Prozent zu heben.


Sie kämpft für eine bessere Frauenquote: Sibylle Drack, Gleichstellungsbeauftragte der Uni Bern. (Bild:bj)

«Männer wählen Männer»

Es gibt viele Gründe, dass Frauen auch auf höchster Uni-Stufe immer noch hinter den Männern stehen und im Ernennungsverfahren durchfallen: Erstens seien die Bewerberinnen oft weniger bekannt als die männliche Konkurrenz, sagt Drack. Die Akademikerinnen seien nach wie vor – und schon seit Beginn ihrer Uni-Laufbahn – weniger in die Wissenschafts-Gemeinschaft integriert. Zweitens sei ihre Publikationsliste vielleicht weniger lang. «Weil Frauen oft neben ihrem Beruf noch eine Familie betreuen», erklärt Drack. Und auch, weil sich die Frauen erfahrungsgemäss mehr in der Lehre als in der Forschung engagierten. Drittens verfolgten die Forscherinnen nicht unbedingt Mainstream-Themen, was wiederum ihre Popularität mindere. Und viertens: In der Berufungskommission sitzen normalerweise mehr Männer als Frauen. «Da sich Männer eher mit Männern identifizieren, wählen sie, oft unbewusst, halt eher Männer», so die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Bern.

Belohnung für jede Professorin

«Es braucht mehr Transparenz», fordert Sibylle Drack. Das Berufungsverfahren müsse offen- und festgelegt, vielleicht sogar verfeinert werden. «Es kann sein, dass sich darin Selektionskriterien verstecken, die indirekt zu einer Diskriminierung führen.» Klar werde an den Unis schon einiges unternommen, um die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau zu erreichen. Der Bund belohnt Universitäten für jede neu ernannte Professorin mit Geld, die Laufbahn der Doktorandinnen und Wissenschaftlerinnen wird mit Mentoring durch erfahrene Akademikerinnen und Akademiker besser geplant und unterstützt. Zudem sollen gemäss Bundesprogramm die Kinderbetreuungsplätze an den Unis ausgebaut werden.

Berns Pionierrolle

Auch die Uni Bern engagiert sich für ihre Professorinnen und nimmt eine Pionierrolle ein: Beim Ernennungsverfahren nimmt eine Gleichstellungsbeauftragte Einsitz und gibt eine Empfehlung ab. Zudem ist gesetzlich festgelegt, dass bei einer gleichen Qualifikation die Frau bevorzugt wird. «Doch es braucht noch mehr», betont Sibylle Drack. Und der Zeitpunkt sei geradezu optimal, Verbesserung zu suchen. Zurzeit findet nämlich an der Uni Bern ein Generationswechsel statt, viele Professoren gehen in den Ruhestand. «Eine Gelegenheit, die leeren Stühle mit Professorinnen zu besetzen.»

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