100'000 Franken für einen Biologen

Der Hans-Sigrist-Preis geht dieses Jahr an einen südafrikanischen Biologen. David M. Richardson befasst sich mit invasiven Pflanzen und entwickelt Modelle, wie diese aggressiven Neophyten aus der einheimischen Flora zu verbannen sind.

Von Bettina Jakob 01. Dezember 2006

Wir kennen sie alle, mögen sie oft sogar: Die gelbblühende Goldrute, welche das Aareufer säumt, den stattlichen Riesenbärenklau mit seinen weissen Dolden, der in vielen Gärten die Bienen anlockt. Hübsch anzusehen – aber in Tat und Wahrheit aggressiv: Diese Pflanzen sind hier nicht heimisch, sie verbreiten sich ungehindert und verdrängen die einheimische Flora. «Die Invasion fremder Pflanzenarten kam mit dem Kolonialismus so richtig in Gang», so David M. Richardson, Professor am «Centre for Invasion Biology» an der Universität Stellenbosch in Südafrika. Heute verhalte sie sich in einigen Gebieten gar exponentiell. Richardson untersucht Kiefer-Arten in Südafrika und entwickelt Modelle, die beschreiben, unter welchen Bedingungen sich diese Koniferen – und andere Pflanzenarten – invasiv ausbreiten können. Die Hans-Sigrist-Stiftung der Uni Bern hat den südafrikanischen Ökologen ausgezeichnet und ans Hans-Sigrist-Symposium eingeladen.


Der Hans-Sigrist-Preisträger: David M. Richardson. (Bild:zvg)

So ensteht ein Modell

Warum verhalten sich einzelne eingeschleppte Pflanzenarten invasiver als andere? Dieser Frage geht der prämierte Forscher in seinen Studien nach. Für solch generelle Untersuchungen eigne sich die Gattung Pinus besonders gut, da die 111 bekannten Arten ein weites Spektrum an individuellen, ökologischen Anpassungen aufwiesen, erklärt der Biologe. Ausserdem, so Richardson, seien die Aufforstungen mit Kiefern gut dokumentiert; eine wichtige Voraussetzung um deren Ausbreitung nachzuvollziehen. Tatsächlich ist der Wissenschaftler hinter einige Spielregeln gekommen: Invasiv sind vor allem Kieferarten mit kleiner Samengrösse, früh einsetzender Reproduktion und kurzen Perioden zwischen der Bildung grosser Samensätze. «Aus solchen Modellen lassen sich schliesslich Prognosen für das Expansionsverhalten ableiten», so Richardson. Und zwar nicht nur für die Kiefer, sondern auch für andere Pflanzenarten.

Ansatz zur Bekämpfung

Die Resultate liefern die Anleitung zur wirksamen Bekämpfung von invasiven Neophyten gleich mit: Zum Beispiel können, im Falle der Kiefer in Südafrika, weniger invasive Arten gepflanzt werden. Die Samenproduktion kann zum einen durch das Pflanzen steriler Individuen und zum anderen durch biologische Kontrolle mittels samenfressenden Insekten reguliert werden. Auch das spezifisch gewählte Pflanzungsdesign wird gemäss Richardson eine Ausbreitung einschränken. Der Südafrikaner liefert Ansätze, wie unwillkommene Arten wieder aus der einheimischen Flora verbannt werden können. Richardsons Arbeiten hätten «massgeblich dazu beigetragen, dieses Forschungsgebiet in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu etablieren, aber auch bei Politikern und in der Allgemeinheit zu einem zunehmenden Verständnis für die von invasiven Arten ausgehenden Gefahren zu führen», wie in der Laudatio steht.

 

Der Hans-Sigrist-Preis

Jährlich vergibt die Hans-Sigrist-Stiftung den mit 100’000 Franken dotierten Preis. Der Stiftungsrat wählt aus verschiedenen Vorschlägen aus seiner Mitte das Wissenschaftsgebiet fest, aus welchem eine international abgestützte Expertenkommission Forschende – aus dem In- und Ausland – nominiert. Der Stiftungsrat entscheidet schliesslich überr die Vergabe und am Hans-Sigrist-Symposium stellt der Gewinner seine Arbeit der Öffentlichkeit vor. Die Veranstaltung findet jeweils einen Tag vor dem «Dies academicus», der Stifungsfeier der Uni Bern, statt, an welchen neben den Ehrendoktoren und anderen Geehrten auch der Hans-Sigrist-Preisträger seinen Preis erhält. Das Geld kann der Gewinner oder die Gewinnerin nach freiem Ermessen verwenden.

Zur Webseite der Hans-Sigrist-Stiftung 

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