Der Hautarzt ist ein Klee-Experte
Am «Dies academicus» der Uni Bern wurde dem Dermatologen Hans Suter die Würde eines Ehrendoktors verliehen.
Er verbindet Haut und Kunst. Der Thuner Dermatologe Dr. med. Hans Suter ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sein Spezialgebiet schlägt die Brücke zu Paul Klee: Seit 27 Jahren beschäftigt sich Hans Suter mit der Erkrankung des Malers; die Symptome deutet er als Systemsklerose, eine chronische autoimmunologisch bedingte Erkrankung mit Fibrosierungen der Haut. Diese Recherchen liegen als Monografie vor. Die Kunst begleitet Hans Suter schon seit Jahren – er und seine Frau Marlis Trächsel haben eine umfangreiche Sammlung von Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts zusammengetragen. Im Wichterheer-Gut Oberhofen gestaltet das Ehepaar thematische Ausstellungen. Seine Praxis in Thun führte der heute 76-jährige Suter bis 2004. Über 30 Jahre lang engagierte sich der Dermatologe in der Berner Dermatologischen Uniklinik im Unterricht, verfasste Lehrmittel und veranstaltete praxisbezogene Repetitorien. Die Medizinische Fakultät verleiht Hans Suter die Würde eines Ehrendoktors.
Ehrendoktor der Universität Bern: Der Thuner Arzt Hans Suter. (Bild:zvg)
Herr Suter, Haut und Kunst: In der Dermatologie geht es um Hautkrankheiten, oft um unschöne Bilder. Wie landet ein Hautarzt mitten in den schönen Künsten?
Die Dermatologie ist ein visuelles Fachgebiet. Wir Hautärzte und Hautärztinnen stellen unsere Diagnosen in erster Linie durch eine gründliche Beobachtung der vorliegenden Hauterscheinungen. Es verwundert daher nicht, dass unter uns verhältnismässig viele an der bildenden Kunst interessiert sind, sei es aktiv als Zeichner, Maler, Mitwirkende in Kunstvereinen, Sammler oder passiv als eifrige Museums- und Ausstellungsbesucher. Ich empfand und empfinde die Beschäftigung mit den schönen Künsten stets als bereichernd und erholsam.
Sie haben über Paul Klees Erkrankung recherchiert und sogar eine Diagnose gestellt. Lässt sich die Krankheit in den Bildern des Künstlers erkennen?
Da Klees Hände glücklicherweise von der Krankheit verschont blieben, konnte er bis zuletzt unbehindert zeichnen und malen. Im Gegensatz zum Beispiel zu Jawlensky, der an einer Polyarthritis litt und in dessen Werken die Krankheit durch die Verkrüppelung der Hände gestalterisch sichtbar wird, trifft dies bei Klee nicht zu. Ein Teil seiner Zeichnungen und Gemälde aus der Krankheitszeit weisen aber auf Seelenzustände hin, die zweifellos in einen Zusammenhang mit seinem Leiden gebracht werden können. In einigen Porträts lassen sich zudem die für die Systemsklerose typischen starren Gesichtszüge erkennen.