Fischexperte durch Selbststudium

Am «Dies academicus» der Uni Bern erhielt der Basler Heinz Büscher den Titel des Ehrendoktors.

Von Bettina Jakob 02. Dezember 2006

Er hat keinen akademischen Titel – und dennoch ist er Ansprechpartner für Wissenschaftler aus der ganzen Welt: Heinz Büscher hat sich durch Selbststudium zum Experten für Buntbarsche gemacht. Der Biologielaborant, der bis zur Pensionierung bei Sandoz und später bei Novartis arbeitete und sich mit der Erforschung von Antiallergika und Schmerzmitteln beschäftigte, interessierte sich schon früh für die Buntbarsche im Tanganjikasee. Diese Fischgruppe dient heute als Modellsystem für die Erkärung, wie sich Arten bilden. Heinz Büscher hat seit 1981 insgesamt 21 Expeditionen nach Afrika durchgeführt, und seine Arbeit hat massgeblich zum Verständnis der Fauna des Tanganjikasees beigetragen. Aus seiner Arbeit gingen rund 80 Publikationen hervor und Büscher hat 16 neue Fischarten entdeckt. In seinem Keller in Pratteln betreibt der Fischforscher eine Aquariumanlage wie sie in einer wissenschaftlichen Institution stehen könnte. Heinz Büscher «ist ein leuchtendes Beispiel für die Bedeutung der Eigeninitiative in der wissenschaftlichen Forschung», steht in der Laudatio der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, die Büscher die Würde eines Ehrendoktors verleiht.


Kennt die Buntbarsche wie kaum ein anderer: Heinz Büscher. (Bild:zvg)

Herr Büscher, warum sind es gerade Fische in Afrika, die Sie so begeistern?
Ich bin in das Thema reingeschlittert: Als Schüler besass ich ein Aquarium mit Zierfischen und irgendwann hörte ich einen Vortrag über den Tanganjikasee und seine Fischwelt. Auf einer Safari 1980 machte ich einen Abstecher an den See – und die lange Geschichte begann. Die Buntbarsche sind schöne, bunte Fische, doch mein Interesse gilt vielmehr ihrem Verhalten. In der Ethologie gelten diese Fische als Modellorganismen, ähnlich den Taufliegen in der Genetik. Besonders interessant ist ihre Brutpflege, aber auch ihre Systematik: Da der Tanganjikasee über Jahrmillionen abgeschlossen war, hat sich die Fischfauna isoliert entwickelt; es gibt dort Arten, welche einzigartig sind auf dieser Welt.

Ihre nebenberufliche Tätigkeit braucht viel Energie. Warum macht man eine solche Leidenschaft nicht zum Beruf?
Das hängt mit meiner Biographie zusammen: In den 1950er Jahren stand mir eine praktische Ausbildung näher als ein Unistudium. Vielleicht wäre das heute anders. Die Fischforschung wurde schliesslich zum Nebenberuf – und die Erfahrung zeigt: Ein Fachmann kann man in vielen Disziplinen auch ohne Hochschulabschluss werden.

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