Kleiner Stich mit grosser Wirkung

Blutspenden an der Uni: Am 13. und 14. Dezember können die Berner Studierenden mithelfen, Leben zu retten. «Uniaktuell» beschreibt den Weg von der Vene der Spender bis zur Blutkonserve.

Von Bettina Jakob 13. Dezember 2006

Die Jus-Studentin auf der Liege äugt leicht skeptisch auf ihre Armbeuge. Da fliesst es, gemächlich und dunkelrot aus der Ader in den Plastikbeutel: Stolze 4,5 Deziliter Blut, eigener Lebenssaft, der vielleicht in einigen Tagen im Körper eines anderen Menschen zirkulieren wird. Es ist Nachmittag, kurz nach der Drei-Uhr-Vorlesung. Ist die Nadel aus der Vene gezogen, gibt es für die Blutspenderin unentgeltlich Speis und Trank. Für das Blut beginnt ein langer Weg durch unzählige Filter, Zentrifugen, Scans und Tests. 

Spenderblut in Beuteln
Spenderblut rettet anderen das Leben. Bild: Zvg

Alessandro Pellegrini führt in einen weiss gekachelten Raum, Apparaturen und Chromstahlschränke stehen in Reih’ und Glied, die Mitarbeiter tragen Weiss von Kopf bis Fuss: Die Abteilung «Verarbeitung» des Blutspendedienstes Bern ist die erste Station des Spenderbluts. Aus dem aufgehängten Beutel fliesst das Blut durch einen spiralförmigen, runden Filter. «Aufgrund der Beschaffenheit des Filters bleiben die weissen Blutkörperchen in den beschichteten Poren haften», so Pellegrini. Ein wichtiger Prozess, fungieren doch die sogenannten Leukozyten doch als Sanitätspolizei in unseren Blutbahnen, welche die Fremdkörper angreift und eliminiert. Beim Empfänger könnte nicht filtriertes Blut gefährliche Reaktionen provozieren.

Leukozyten, Erythrozyten, Plasma

Die Zentrifuge und die Abpressmaschine trennen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vom Plasma, der Blutflüssigkeit. Der Grund: «Nicht alle Patienten sind auf die gleichen Blut-Komponenten angewiesen, das gespendete Blut kann so optimal eingesetzt werden», erklärt Pellegrini. Die Haltbarkeit der roten Blutkörperchen liegt lediglich bei 49 Tagen, das Plasma darf, einmal tief gefroren, bis zu zwei Jahren eingesetzt werden. Die nächste Station ist für das Plasma der Tiefkühlraum bei minus 35 Grad Celsius, die roten Blutkörperchen lagern bei 4 Grad in der Kühle. 

Foto aus der Verarbeitungs-Station
Die langwierige Verarbeitung der Blutspende: Eine Station ist der Leukozyten-Filter. Bild: Zvg

Hepatitis, HIV, Syphilis

Während die Blutspende verarbeitet wird, läuft im Diagnostiklabor zwei Stockwerke höher die Testreihe an. Laborleiter Christoph Niederhauser zählt auf: AB0-Blutgruppe, Rhesusfaktor und Phänotyp des Spenderbluts werden bestimmt. «Die serologischen Untersuchungen basieren auf der Antikörper-Antigen-Reaktion», so Niederhauser: Zum Blut wird eine Testflüssigkeit mit spezifischen Antikörpern, zum Beispiel auf eine Blutgruppe gegeben; reagiert die Probe, ist diese Blutgruppe bestätigt.

Serologische Methoden werden auch angewendet, um das Blut auf HIV-Viren, Hepatitis-C und -B-Viren zu scannen. Zur zusätzlichen Absicherung werden für diese Krankheitserreger noch molekularbiologische Tests eingesetzt. Mithilfe der sogenannten PCR-Technik («Polymerase Chain Reaction») können geringste Mengen an Viren nachgewiesen werden: Wie ein Kopiergerät vervielfältigt der PCR-Apparat die Viren in der Blutprobe, bis diese schliesslich detektiert werden können. «Viele Menschen wissen zum Beispiel gar nicht, dass sie eine Hepatitis B durchgemacht haben», so Niederhauser, körperliche Beschwerden seien oftmals kaum bemerkbar. Ebenso kann die Variante C dieser Krankheit chronisch verlaufen ohne Symptome zu verursachen. Schliesslich wird das Blut noch auf Erreger der Geschlechtskrankheit Syphilis gescannt und der ALAT-Wert wird gemessen; ein zu hoher Anteil des Enzyms Alanin-Amino-Transferase weist auf einen entzündlichen Zustand der Leber hin. «Innert 24 Stunden hat eine Blutprobe alle Test durchlaufen», sagt Christoph Niederhauser. 

Freigegebenes Spenderblut liegt zur Abholung bereit
Sind alle Tests negativ ausgefallen, wird das Blut zum Verkauf freigegeben. Bild: Zvg

212.50 Franken kostet ein Beutel

Aufgrund der Resultate folgt nun das Aussortieren der verarbeiteten Blutkonserven: Die positiven Spenden werden vernichtet – auf 400’000 Spenden werden gemäss Niederhauser 0 bis 7 Personen positiv auf HIV gestestet, zirka 30 bis 40 auf Hepatitis B/C. Die «gesunden» Erythrozyten- und Plasma-Beutel sind zum Verkauf freigegeben. Herstellung und Sicherheit haben ihren Preis – die steigenden Sicherheitsanforderungen verlangten entsprechend hohe Investitionen in Geräte und Personal, so Alessandro Pellegrini vom Blutspendedienst: Ein Beutel Blut kostet 212.50 Franken und ein Beutel Plasma 170 Franken. 

Weiterführende Informationen

Blutspenden an der Uni Bern

Spenderinnen und Spender sind immer gesucht: Jährlich gehen beim Blutspendedienst SRK Bern bis zu 90'000 Spenden ein. Immer wieder gibt es aber Engpässe, zum Beispiel wenn eine Grippewelle anrollt. Der Blutspendedienst Bern und die Berner Medizinstudierenden organisieren die zweitägige Blutspendeaktion an der Uni: am Mittwoch, 13. Dezember, im Kuppelraum des Hauptgebäudes, am Donnerstag, 14. Dezember, in der Unitobler (jeweils von 9 bis 17 Uhr). Nicht mit nüchternem Magen erscheinen und zuvor genügend trinken. Blutspendeausweis oder Pass/ID mitnehmen.

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