Die Stadt Bern und die Uni: Wenigstens dieses Klima ist gut
Die Uni Bern ist Weltspitze in der Klimaforschung, sogar der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore verwendet Daten in seinem Film. Die Stadt Bern ist stolz darauf, Klimastadt zu sein und geht mit gutem Beispiel voran.
Kalt sind im Eiskernlabor des Physikalischen Instituts der Universität Bern nur die Eisbohrkerne, mit welchen Klimadaten der Vergangenheit analysiert werden. Ansonsten ist das Klima an der heutigen Medienkonferenz warm: Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppat ist «stolz darauf, dass hier in unserer Stadt Spitzenforschung betrieben wird». In der Klimaforschung gehört die Uni Bern unbestritten zur Weltspitze, zu verdanken massgeblich den beiden Forschern Heinz Wanner, Professor für Geographie und Klimatologie und Thomas Stocker, Professor für Klima- und Umweltphysik. Stockers Arbeiten sind spätestens seit letztem Jahr bekannt, als er durch die Analyse von polaren Eisbohrkernen nachweisen konnte, dass die Kohlendioxidwerte um 27 Prozent (heute sogar um 28 Prozent) höher sind als je zuvor in den letzten 650’000 Jahren. Die Resultate schaffte es auf die Titelseite des Wissenschaftsjournals «Science».
Geld aus den USA
Die Erfolgsmeldungen gehen weiter: Wie die Verantwortlichen gestern mitteilten, erhält nun die Berner Klimaforschung Gelder vom amerikanischen Nationalfonds (National Science Foundation). Gemäss Thomas Stocker fliessen in den nächsten drei Jahren jeweils 250’000 US-Dollar in die Kasse von PAGES (Past Global Changes), einem weltweit tätigen Forschungsnetzwerk mit Sitz in Bern. «Der Beitrag ist im Vergleich zu den Vorjahren höher geworden – und dies, während in den USA sonst viele Forschungszustüpfe gestrichen wurden», so Stocker. PAGES wird zudem durch den Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Die Bedeutung der Berner Klimadaten beweist auch die Tatsache, dass der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore Stocker um Diagramme bat; Gore verwendet die Daten in seinem Film «An Inconvenient Truth», der vor der heraufziehenden Klimakrise warnt.
Klimaforschung auch weiterhin Schwerpunkt an der Uni
Stadtpräsident Tschäppät sprach von einem «Spirit of Berne», der schon Albert Einstein beflügelt habe. Die Stadt Bern wolle sich als Universitätsstadt und als Standort wichtiger internationaler Forschungsprogramme engagieren und in der Klimapolitik weiterhin Knotenpunkt von Forschung, eidgenössischer Politik und Verwaltung sein. Natürlich nicht nur mit Worten: Die Stadt selber fördere den öffentlichen Verkehr, setze auf die Senkung des CO2-Ausstosses und richte Tempo 30-Zonen ein. Tschäppät sprach sich ausserdem für eine nationale CO2-Lenkungsabgabe aus.
Aber auch die Uni Bern sichert selber tatkräftig die Spitzenposition: Die Klimaforschung wird gemäss Prof. Heinz Wanner weiterhin ein Schwerpunkt sein.
NFS Klima
Der Nationale Forschungs- schwerpunkt Klima (NFS Klima) ist das Netzwerk der Schweizer Klimaforschung. Es vereint 13 Universitäten und Forschungsinstitutionen, Hauptsitz des Programms ist die Universität Bern. Der NFS Klima liefert Antworten an Politik und Gesellschaft, um den Klimawandel zu bremsen. Finanziert werden die Nationalen Forschungsschwerpunkt zu einem grossen Teil durch den Schweizerischen Nationalfonds. Der NCCR Klima teilt sich in vier Bereiche auf: Erforschung des vergangenen Klimas, Prognose des künftigen Klimas, Einfluss des Klimas auf die Biosphäre (vor allem Pflanzen), Klimaökonomie und –technologie.