Studium kostet in Bern bis zu 56'000 Franken

Das naturwissenschaftliche Studium ist teurer als ein geisteswissenschaftliches. Auch zwischen den Kantonen gibt es Preis-Unterschiede. Die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) stellt die erste eidgenössische Uni-Kostenrechnung vor.

Von Bettina Jakob 20. April 2006

Was für Privatfirmen längst selbstverständlich ist, liegt nun auch für die Schweizer Universitäten und Hochschulen vor: eine Kosten- und Leistungsrechnung. «Erstmals können wir die Kosten pro Studentin/Student beziffern», schreibt die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK). «Die Daten sollen uniintern als Führungsinstrument dienen», sagt Elias Köchli, Präsident des Lenkungsausschusses «Kostenrechnung». Und natürlich als Information für die Trägerinnen und Geldgeber der Unis und der Hochschulen. «Sie sollen wissen, wofür wieviel Geld gebraucht wird», so Köchli. Vorgestellt werden Zahlen für das Jahr 2004.


Es wurde eifrig gerechnet: Nun liegt die erste universitäre Kostenrechnung vor. (Bild:bilderbox)

Billig heisst nicht nur gut

In der Schweiz kostet ein geistes- und sozialwissenschaftliches Studium pro Studentin pro Jahr durchschnittlich rund 16'300 Franken, eine universitäre Grundausbildung in den Exakten, Natur- oder Technischen Wissenschaften beläuft sich auf etwa 65'600 Franken. «Dieser Unterschied überrascht aber nicht», meint Elias Köchli. Erstens benötigten die Naturwissenschaften für die Ausbildung mehr Infrastruktur. Zweitens verlangten gewisse Fächer eine intensivere Betreuung des einzelnen Studierenden. Und dieser Faktor, also die Anzahl Studierende pro Professor sei der eigentlich wichtige für eine gute Ausbildung. Aber eine intensive Betreuung bedeute dann halt auch höhere Kosten. Alles in allem kosteten 2004 die zehn Universitäten und zwei ETHs in der Schweiz 5,4 Milliarden Franken. 53 Prozent davon werden für die Forschung aufgewendet, 27 Prozent entfallen auf die Grundausbildung.

Die Humanmedizin fehlt

Die Uni Bern bewegt sich je nach Fachgebiet mal im Mittelfeld, mal gehört sie zu den günstigeren und in gewissen Fachgebieten zu den teureren Unis: Ein Wirtschaftsstudium kostet in Bern im Jahr 11'500 Franken, in St.Gallen 16’300 Franken. Allerdings ist der Betreuungsfaktor in Bern schlechter. Ebenso beim naturwissenschaftliches Studium, das hier mit rund 45'000 Franken zu Buche schlägt, an der ETH in Zürich aber mit 87'700 Franken. Doch Elias Köchli warnt davor, «direkte Schlüsse zu ziehen, welche Uni oder Hochschule nun am billigsten und am effizientesten ausbilde.» Betrachtet man schon nur eine kleinere Uni wie Neuenburg wird schnell klar: Die Kleineren sind automatisch teurer, weil sie für weniger Studierende eine gleich gute Infrastruktur bereit stellen müssen wie eine grössere Uni. «Die Zahlen sind lediglich Indizien, welche Strukturen verbessert werden können», so Köchli. Da die Kosten der Leistungen der Universitätsspitäler zu Gunsten von Lehre und Forschung nicht ermittelt werden konnten, stehen die Kosten der Ausbildung in Humanmedizin noch aus, schreibt die SUK.

Wichtig für Abstimmung im Mai

Die Ergebnisse der Kostenrechnung sind in der Broschüre «Kosten eines Universitätsstudiums» zusammengefasst. Die Daten erhalten gemäss SUK eine besondere Bedeutung in Hinblick auf die Abstimmung im Mai, bei der das Volk über den neuen Bildungsartikel in der Bundesverfassung befindet. Die Reform sieht nämlich vor, dass der Bund seine Unterstützung der Hochschulen an einheitliche Finanzierungsgrundsätze binden kann. Die Ergebnisse der Kostenrechung bilden die Basis für diese neuen «Standardkosten».

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