M.U.F.F. macht alle muff

Freiheitsfront: Die Uni Bern hatte es ab 1968 mit erhitzten Gemütern zu tun. Die Sommerserie des «uniaktuell» erzählt Anekdoten aus der bewegten Uni-Geschichte.

Von Bettina Jakob 15. August 2006

Und dann wurde es wild: In den 1968er Jahren erbebten die altehrwürdigen Mauern des Hauptgebäudes, die Tür zum Rektor wurde gar eingerannt: Die Linken besetzten das Rektorat und das wirtschaftwissenschaftliche Dekanat und forderten «alle Macht den Arbeitenden». Doch eben diese rümpften die Nase ob den für sie lancierten Befreiungsaktionen: Die Uni-Hauswarte mochten nämlich nicht die ganze Zeit Überstunden schieben, wenn die politischen «Revolutionäre» in der Aula zu endlosen Vorträgen luden. Noch weniger mochten sie die linken Schlachtrufe aus der Spraydose auf dem Sandstein des Uni-Hautgebäudes.


Kampfblatt Nummer 2 der maoistischen universitären Freiheitsfront. (Bild: zvg)

Und einmal musste sich der Hausdienst richtiggehend bedroht fühlen: Die maoistische universitäre Freiheitsfront M.U.F.F. – mit der politischen Position ganz links von links – schlug gar vor, den Abwart zu entführen. Jedenfalls schrieb sie das in ihrem «Kampfblatt no 2»: «Die linkischen sogenannten Linksstudenten des Forums basteln Pornotraktätlein für eine bessere Uni und reprimieren so jede proletarische Offensivaktion.» Dann kommts: «Ungetrübt von elementarer revolutionärer Taktik diskutieren diese Kompromissbrüder unverhohlen mit dem Klassenfeind, statt einmal den Abwart oder so zu entführen.»

Irgendwann in den 70er Jahren wurde es der Unileitung zu bunt. Sie versuchte die politschen Events aus dem Hauptgebäude zu verbannen. Das traf schliesslich einen Prominenten: Der heute bekannte Liedermacher Tinu Heiniger wollte mit Kollegen an der Uni musizieren, doch der Rektor winkte ab. Schnell war ein Lied komponiert: «Die Vertreibung der Sänger zu Bern», gesungen nach der Melodie des Schlafliedes «I ghöre nes Glöggli».

Quelle: Franziska Rogger, Archivarin der Universität Bern

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