Uni befürwortet eine Netzwerk-Medizin

Eine weitere Runde im Streit um die Schweizer Spitzenmedizin: Unabhängige Experten schlagen ein Netzwerk der fünf Universitätsspitäler vor. Die Uni Bern befürwortet die Vorschläge.

Von Bettina Jakob 22. November 2006

Das Gutachten macht klar: Unabhängige Experten raten ab, die Spitzenmedizin in der Schweiz auf ein oder zwei Zentren zu konzentrieren. Vielmehr empfehlen sie ein Netzwerk aufzubauen, das alle fünf Universitätsspitäler integriert. In Auftrag gegeben hatten diese Expertise die Regierungen von Bern und Basel-Stadt. Sie sehen sich durch das Resultat «in ihrer Auffassung bestärkt», wie in einer Medienmitteilung steht. Diese Strategie werde auch von der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz gestützt – ganz im Gegensatz zum Regierungsrat Zürich, der eine starke Konzentration vorziehen würde und infolgedessen letztes Jahr eine «Interkantonale Vereinbarung über die Koordination und Konzentration der hochspezialisierten Medizin» zum Scheitern brachte. Zürich hat ein eigenes Gutachten angekündigt; die politische Beratung wird voraussichtlich erst im Frühjahr 2007 weitergehen.


Operation «Netzwerk»: Gelingt die Verteilung der Schweizer Spitzenmedizin?  (Bild: bilderbox)

Bern kann mit allen zusammenarbeiten

«Die Uni Bern steht voll und ganz hinter der Idee des Netzwerkes», sagt Rektor Urs Würgler. Es sei sinnvoll, dass die fünf Uni-Spitäler in Bern, Basel, Genf, Lausanne und Zürich «bestimmte Aufgaben komplementär wahrnehmen würden» – ganz im Sinne des Gutachtens, das eine Verteilung der verschiedenen Spezialprogramme auf die bestehenden Zentren vorschlägt. Würgler kann sich eine Zusammenarbeit mit allen fünf universitären Partnern vorstellen.

Doch da die komplette Netzwerk-Lösung wohl für die fünf Uni-Spitäler noch «zu radikal» sei, schlagen die drei Gutachter der Universitäten Oxford, Québec und München vor, das «bilaterale Netzwerk zwischen Bern und Basel als Modell für die weitere Entwicklung der hochspezialisierten Medizin in der Schweiz zu nutzen». Im Frühjahr dieses Jahres hatten Bern und Basel angekündigt, im Bereich der Herzchirurgie und Neurochirurgie zusammenzuspannen: Schon ab Herbst 2007 soll das Kompetenzentrum für Herzchirurgie an beiden Standorten gemeinsam betrieben werden; die Leitung wird der bekannte Berner Herzchirurg Thierry Carrel übernehmen. In der Neurochirurgie besetzen die beiden Spitäler zwei Professuren gemeinsam.

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