Bern macht weiter vorwärts in der Spitzenmedizin
Weniger Nebenwirkungen und höhere Heilungschancen – das bietet die Protonenbestrahlung, eine moderne Krebstherapie. Das Inselspital und die Uni Bern möchten in Bern das erste schweizerische Protonen-Zentrum schaffen.
Sie sind extrem klein, machen aber die Spitzenmedizin um einiges mächtiger: Die Protonen. Die positiv geladenen Teilchen eines Atomkerns können in elektrischen Feldern beschleunigt und mit Magneten präzise gelenkt werden. Diese physikalischen Eigenschaften macht sich die moderne Strahlentherapie bei der Krebsbekämpfung zunutze. Gegenüber der konventionellen Bestrahlung mit Photonen haben die Protonen nämlich einen grossen Vorteil: Sie geben ihre maximale Dosis, welche schliesslich die Tumorzellen zerstört, erst beim Auftreffen auf das Krebsgewebe ab. Gesunde Bereiche werden dadurch geschont, und gleichzeitig kann der Tumor mit höheren Dosen behandelt werden.
Der Unterschied: Die Photonen in der herkömmlichen Krebsbestrahlung schädigen gesundes Gewebe mehr als Protonen. (Grafik: zvg)
Die Universitätsklinik Bern will das erste Protonenzentrum landesweit realisieren – zusammen mit dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) in Villigen, wo diese Strahlentherapie bereits heute angeboten wird. Die Insel hat die Machbarkeit eines solchen Projekts abklären lassen. Kostenpunkt: 100 Millionen Franken, Bauzeit: 4,5 Jahre. Sieben Jahre nach Betriebsaufnahme könnten schwarze Zahlen geschrieben werden.
Bern will, Zürich auch
«Das Inselspital will sich in der Spitzenmedizin positionieren», erläuterte Direktionspräsident Urs Birchler die Beweggründe vor den Medien. Man gehe allerdings ein gewisses Risiko ein, dass das Zentrum vielleicht doch nicht in Bern geschaffen werde, so Insel-Verwaltungsratspräsident Peter Rychiger. Denn es stehen Hindernisse im Weg: Noch steht ein politischer Entscheid aus, wie die Spitzenmedizin in der Schweiz koordiniert und konzentriert wird. Vor diesem Hintergrund versuchen sich die einzelnen Kantone zurzeit zu posititonieren. So erhebt auch die Uni Zürich Anspruch auf diese moderne Form der Tumorbehandlung; just ein Tag vor den Bernern kündigte Zürich an, mit dem Paul-Scherrer-Institut eine Professur für Protonentherapie zu schaffen.
Das versteht aber VR-Präsident Rychiger nicht als Konkurrenz: «Zürich will den Lokführer anstellen, aber wir wollen die Lok, Wagen und Geleise bauen.» Uni-Rektor Urs Würgler betonte, dass das PSI auch Bern seine Partnerschaft zugesichert hat. Auch alle Schweizerischen Universitätskliniken seien «zur Teilnahme eingeladen». Die Initiatoren des Inselspitals sind sich bewusst, dass sie das Projekt nicht im Alleingang durchziehen können. Man will das Projekt ins öffentliche Gesundheitswesen der Schweiz und ins Netzwerk von Forschung und Lehre der Schweizer Universitäten und Unispitäler einbinden.
Partner sind gesucht
So würde die geplante Anlage für Protonentherapie und molekulare Bildgebung in Bern organisiert: Sie wird als Aktiengesellschaft betrieben, für Forschung und Entwicklung ist eine separate Stiftung vorgesehen. An beiden Organisationen sollen sich Externe beteiligen können: «Ohne Industriepartner ist eine solche Investition nicht möglich», sagt Urs Birchler.