Wenn es an der Uni bellt

Für einmal fand Wissensvermittlung an der Universität Bern nicht im Hörsaal statt. Im Rahmen der Vorlesung «Praktische Kriminalistik» lud die Kantonspolizei Bern angehende Juristen auf das Kasernengelände ein. Dort erhielten sie einen interessanten Einblick in das Diensthundewesen.

Von Kathrina von Wartburg 27. Januar 2006

Man hört lautes Bellen. Die Hunde sind aufgeregt, schliesslich sind nicht alle Tage so viele Besucher auf dem Gelände. Martin Biedermann, Leiter des Diensthundewesens der Kapo Bern, stellt die Führer und ihre Hunde vor: «Maggie», «Rambo», der junge «Gustl» und weitere werden den Studierenden an diesem Morgen zeigen, wie sie Drogendealern und anderen Verbrechern auf die Spur kommen. Die Demonstration findet im Rahmen der Vorlesung «Praktische Kriminalistik» statt, die von der Kantonspolizei Bern organisiert und durchgeführt wird. Zwischen 40 und 60 Studenten nehmen jeweils an den Vorlesungen teil. Und dies, obwohl dafür keine ECTS einzuheimsen sind.

Hundeführer
Die Polizisten und ihre Hunde werden vorgestellt.

Suchen und sabbern

Die Ausbildung zum Diensthund fängt bereits im Welpenalter an und dauert ungefähr anderthalb Jahre. «Der Hund lernt zuerst, sich unterzuordnen» sagt Biedermann. Trainiert wird er jedoch spielerisch, er soll Freude daran haben. Die Hunde leben zu Hause beim Hundeführer in familiärer Umgebung. «Sie sollen auch lernen, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden» sagt Biedermann.Als erstes zeigt «Maggie», die Bluthündin aus Amerika, wie sie eine vermisste Person aufgrund ihres Individualgeruches verfolgt. Sie schnüffelt beispielsweise an einem Nastuch des Vermissten, nimmt den Geruch auf und fängt an zu suchen. «Bluthunde sind sehr gute Personenspürhunde» sagt Maggies Führer, Beat Bandi. Aber sie sind schwierig zu halten. Sie sind nicht gehorsam, riechen etwas streng und sabbern, fügt er an. «Ausser Personen suchen kann Maggie eigentlich nichts» meint Bandi lachend. Neben Personenspürhunden gibt es auch noch jenen Fährtenhund, der nicht anhand des Geruchs, sondern anhand der Bodenverletzung - zum Beispiel zertrampeltes Gras - die Fährte aufnimmt.

Schnüffler und Bewacher

Um ein guter Drogenspürhund zu werden, muss eine Hund vor allem eines gerne tun: Spielen. Von Beginn weg wird er darauf trainiert, sein Spielzeug zu suchen. Nur ist dies später kein Ball, sondern eine Ampulle gefüllt mit Haschisch, Kokain oder anderen Drogen. So nimmt der Hund indirekt den Geruch auf, nach dem er im Einsatz suchen muss. Vor allem Labradore oder in Bern Rambo, der schwarze Schäferhund, kommen zum Einsatz. Auch «Elik» schnüffelt gerne, allerdings nicht nach Kokain sondern nach Kerosin. Der Brandmittelspürhund sucht in Schutt und Asche nach Resten von Brandmitteln, die Kohlenstoff abgeben. In der Ausbildung lernt «Elik» über 22 verschiedene Stoffe kennen.

Schäferhund
Brandmittelspürhund «Elik» wartet auf seinen Einsatz

Im Unterschied zu den Spürhunden, lernen Schutzhunde auch zu beissen. Sie lernen, sich für sich oder den Hundeführer zu wehren. Sie werden aber auch in Gebäude geschickt, in denen ein Täter vermutet wird. Mit Bellen zeigt der Hund an, dass er ihn gefunden hat und bewacht ihn. Versucht der Täter zu fliehen, beisst der Hund ihn in die Beine.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Rund 50 Polizeihunde sind derzeit bei der Kantonspolizei im Einsatz beziehungsweise in Ausbildung. Vermehrt werden die Hunde auch für zwei Aufgaben ausgebildet, sowohl als Schutz- als auch als Spürhund. Die Demonstration auf dem Polizeigelände bot einen interessanten Einblick in die Arbeit mit Diensthunden und zeigte deren zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Und sie war eine willkommene praktische Abwechslung im meist theoretischen Uni-Alltag.