Seelsorge für gestresste Studis

Das Akademikerhaus «Aki» feierte sein 60-jähriges Jubiläum. Der neue Leiter Thomas Philipp lud aus München den Jesuiten Dominik Terstriep ein, der über die Chancen der Studierendenseelsorge in Zeiten des religiösen Klimawandels referierte.

Von Matthias Abplanalp 17. Oktober 2007

Vorträge, Panflötenspiel und ein guter Tropfen Wein: Das Aki feierte seinen 60. Geburtstag. Unter den Gästen waren neben Martin George, dem Dekan der theologischen Fakultät der Universität Bern, vor allem Leute, die das Aki in 60 Jahren mitgeprägt haben. Einer von ihnen ist Richard Brüchsel. Der 82-Jährige erzählte die Geschichte, wie das Aki 1947 vom Jesuitenorden zum Ausbau der Akademiker- und Studierendenseelsorge erworben und zu einem geschätzten Treffpunkt gemeinnütziger und sozial engagierter Gruppierungen wurde.


Eine ruhige Insel im hektischen Studierenden-Leben: Das Akademikerhaus der Uni Bern. (Bilder:ma)

Gegen die gesellschaftliche Vereinzelung

Dabei sprach Brüchsel auch über die Wandlungen, die das Haus in mehr als einem halben Jahrhundert durchgemacht hat. Ein Umbruch fand letztes Jahr statt, als der aus Heidelberg stammende Theologe Thomas Philipp, der seit sieben Jahren Mitarbeiter im Aki ist, die Leitung von Franz-Xaver Hiestand übernahm und das Haus seither mit dem Jesuiten Andreas Schalbetter führt. Schalbetter amtet seit 2006 als priesterlicher Mitarbeiter in Bern. Dieser Führungswechsel geht einher mit einem «Klimawandel» – so auch das aktuelle Semesterthema im Akademikerhaus.

Effizienz im Studium habe Bildung als Gut abgelöst, kritisierte Dominik Terstriep die voranschreitende Entsolidarisierung im universitären Umfeld. «Dabei werden Studierende zu Einzelfällen, die sich alle selber erfinden müssen.» Entsprechend betonte der Leiter der Katholischen Universitätsgemeinde München in seinem Vortrag, ein Akademikerhaus müsse mit seinem gemeinschaftlichen Charakter der gesellschaftlichen Vereinzelung entgegenwirken. Er rief seine Berner Amtskollegen auf, in die Offensive zu gehen und Sand ins Getriebe dieser Entwicklung zu streuen – im positiven Sinne: «Wir müssen auf Missstände aufmerksam machen, wenn Leute unter die Räder kommen.»


Prosit auf das Jubiläum: (v.l.) Aki-Leiter Thomas Philipp, Dominik Terstriep, Seelsorger aus München, Martin George, Dekan der theologischen Fakultät der Uni Bern.

Für den Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft

Damit sie nicht in die emotionale Ecke gedrängt werde, müsse sich die Seelsorge auch mit den Fragen der Wissenschaft auseinandersetzen, mahnte Terstriep. Er gab damit dem engagierten Jesuiten und Naturwissenschafter Brüchsel recht, der gerade im Spannungsfeld zwischen christlichem Glauben und der wissenschaftlichen Ergründung der Welt ein Chance für das Aki ortete. «Studierenden eröffnet die Beschäftigung mit Wissenschaft und Technik Fragen des Glaubens, die ihnen die Kirchgemeinden nicht beantworten können», erklärte Brüchsel. Hier könne das Aki mit seiner Seelsorgerstelle helfen. Brüchsel kam zum Schluss: «Wir müssen tiefer graben als Darwin, um Gott nach Darwin zu entdecken.»

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