«Bärndütsch» für Anfänger

Der Berndeutsch-Kurs der Uni Bern ist seit diesem Semester kostenpflichtig. Trotzdem ist er komplett ausgebucht. Mit einem mündlichen Abschlusstest können Studierende sogar ECTS-Punkte für Berndeutsch verbuchen.

Von Matthias Abplanalp 31. Dezember 2007

«Hütt tüe mer ds Kapitel 6 z Fade schlah», beginnt Marguerite Moser-Léchot den Unterricht. Seit diesem Semester leitet die Volkshochschul- und ehemalige Gymnasiallehrerin den Berndeutsch-Kurs der Universität Bern. Ebenfalls seit diesem Semester ist der Kurs kostenpflichtig: 250 Franken blättert für zwölf Doppelstunden hin, wer an der Universität immatrikuliert ist. Das sind die meisten der Teilnehmenden. Sie kommen hauptsächlich aus der Romandie und aus Deutschland, einzelne aber auch aus Bolivien und Finnland – ihre Muttersprachen sind Französisch, Spanisch, Schwedisch oder Chinesisch.

«Rüebli schnyde» mit Marguerite Moser-Léchot an der Uni Bern. (Bild:ma)

«Darf’s süsch no öppis sy?»

Selbst für schweizerische Verhältnisse ergibt das ein eigenartiges Sprachengewirr. Dass man einander versteht, sichert eine der wenigen Teilnahmebedingungen: Basiskenntnisse in Deutsch als Fremdsprache. Doch Moser-Léchot redet mit ihrer Klasse fast ausschliesslich Mundart: «Cha säch öpper vorstelle, was ä Hampfele isch?» Im Kurs gehe es in erster Linie darum, das Berndeutsch zu verstehen, erklärt die geduldige Lehrerin. Sich selber ausdrücken zu können, kommt erst an zweiter Stelle. Der Kurs war vor Anmeldeschluss komplett ausgebucht, einige der 22 Angemeldeten sind jedoch schon in den ersten Wochen wieder ausgestiegen. Die 13 heute anwesenden Schülerinnen und Schüler schlagen ihre Bücher bei Kapitel 6 auf: «Ychouffe».

«Ärbsli, Chnoblouch u Nüssler» werden auf dem «Märit» gehandelt. Sie sollen «dem Ton nach lesen», anstatt einzelne Wörter auszusprechen, schlägt Moser-Léchot vor. Elias, ein Bolivianer, stellt die Gretchenfrage: «Gibt es denn keine Grammatik für Berndeutsch?» Doch, natürlich gibt es die, lautet die Antwort. Sogar eine Anleitung für Rechtschreibung. Da der Dialekt aber eine gesprochene Umgangssprache ist, hat sich diesbezüglich kein Standard durchgesetzt. «Vieles könnte man auch ganz anders schreiben», meint Moser-Léchot. Und die «Märitfrou» fragt, typisch Berndeutsch, «darf’s süsch no öppis sy?».

«Was chochisch du gärn?»

Nach einem Intermezzo mit Mani Matters «Betrachtige über nes Sändwitsch» stellen die Studierenden ihre Märiteinkäufe zu einem Rezept zusammen. Der heterogenen Gruppe entsprechend entsteht ein wilder kulinarischer Mix. Die bunte Durchmischung der Klasse zeigt, dass Mundartkenntnisse weiterhin begehrt sind. Dafür spreche auch der grosse Andrang, sagt Moser-Léchot. Der Kurs an der Universität stelle für Studierende immer noch eine kostengünstige und praktische Alternative dar beispielsweise zu Mundartkursen der Migros Klubschule. Und, wie es sich zu Bologna-Zeiten gehört: Mit einem 15-minütigen Abschlussgespräch kann man sich ein paar ECTS-Punkte dazu verdienen. Moser-Léchot verteilt einen Katalog mit Fragen, die darin vorkommen können. Und sie ermutigt ihre Studierenden: «Das isch ke Häxerei.»

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