Rauf die Karriere-Leiter!
«Career Days» – zwei Wörter mit einem Ziel: Die Berner Studierenden sollen an den jährlichen Firmenpräsentationen ihre berufliche Zukunft gestalten. Durch Networking kommt manch einer an wichtige Visitenkarten.
Ikea bietet neuerdings auch «Einrichtungen fürs Oberstübchen» an. Mit diesem Slogan wirbt der Mögel-Gigant aus Schweden an den «Career Days». Zum ersten Mal präsentiert er seine Karriereangebote für Studienabgängerinnen und -gänger in Bern – zusammen mit 29 anderen Firmen. Den Hintergrund des jährlich stattfindenden Anlasses fasst Vizerektor Lehre, Gunter Stephan, in seinem Vorwort wie folgt zusammen: «Die ‹Career Days› bieten die Chance, an verschiedenen Orten Unternehmensluft zu schnuppern, um dadurch den individuell passenden Weg vom Studium in den Beruf zu finden.» Organisiert wird die Kontaktplattform seit 20 Jahren von Aiesec, der grössten internationalen Studentenorganisation, welche Studierende darin unterstützen will, ihr Potenzial zu entdecken.
Besondere Inneneinrichtung im Hauptgebäude: Die Ikea nahm zum ersten Mal an den «Career Days» teil. (Bilder:bj)
Networking und nochmals Networking
Und auf der Suche waren sie an diesem Dienstag, 22. Mai 2007, alle: Laura Oreglio, die 23-jährige Italienerin, schreibt ihre Masterarbeit über die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz im Vergleich mit Ländern wie China, Brasilien und Indien. Ein spannendes Gebiet, so dass sich die Mailänderin, die für zwei Monate in der Schweiz weilt, auch eine Anstellung hierzulande vorstellen kann: «Ich checke nun aus, welche Jobmöglichkeiten es gibt.» Auch der gleichaltrige Betriebsökonomie-Student Remo von Burg klapperte die Firmenstände ab, obwohl er erst im Herbst 2008 sein Studium abschliesst: «Ich will bald Gewissheit haben, in welche Richtung ich mich bewegen soll: Richtung Bankwesen oder Wirtschaftsprüfung.»
Die Italienerin Laura Oreglio schnuppert auf dem Schweizer Markt.
Grossen Wert auf die direkte Begegnung legt Miriam Niklaus: «Im persönlichen Gespräch kann man gut spüren, ob einem eine Firma passt oder nicht.» Die BWL-Studentin, die kurz vor dem Masterabschluss steht, ist mit ihrer Ausbeute zufrieden: «Ich habe jetzt ein paar Visitenkarten oder Telefonnummern von wichtigen Kontaktpersonen in der Tasche», bilanziert die 24-jährige Bernerin ihr Networking.
«Nichts ersetzt ein persönliches Gespräch»: BWL-Studentin Miriam Niklaus an den «Career Days».
Berner sind wenig motiviert
Ganz so erfolgreich sehen aber nicht alle Firmen den Anlass. Während sich Olivia Topfel von Swisscom über «doch einige interessante Gespräche» freut, findet es Anne Vogt von der Steuerberatungsfirma Ernst&Young «vergleichsweise ruhig». In anderen Jahren hätten rund 100 Gespräche stattgefunden, heuer zählt Vogt lediglich rund 30. «Die Studierenden scheinen keine Bedenken zu haben, ob sie nach Abschluss einen Job haben oder nicht.»
Eine Beobachtung, die auch Yavor Vassilev, Präsident des OK-Komitees «Career Days Bern», teilt. «Bern ist ein Spezialfall», so Vassilev: Obwohl die Firmen jeweils mit dem Rücklauf zufrieden seien, zeigten die Berner Studierenden im Schweizer Vergleich wenig Interesse. «Wir müssen jeweils aggressiv für den Event werben.» Wieviele Studierende tatsächlich die Stände von SBB, BKW, der Post, PriceWaterhouseCoopers, Credit Suisse, UBS, McKinsey&Company und anderen besuchen ist unklar: «Denn wir haben viel Laufkundschaft», sagt Vassilev.