Gentechnologie: Berner erhalten Forschungsgelder
Schadet transgener Weizen dem Regenwurm? Und wie soll Gentechnologie in der Schule vermittelt werden? Diesen Fragen gehen Forscher der Universität Bern auf den Grund – im Rahmen eines Nationalen Forschungsprogramms, das insgesamt 27 Projekte umfasst.
atp. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sollen Schädlingen den Garaus machen. Damit wollen Züchter den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Alles bestens also? In der Theorie – ja. Aber: Transgene Pflanzen könnten nicht nur den Schädlingen, sondern auch nützlichen wirbellosen Tieren wie etwa Asseln und Ringelwürmern schaden. Bisher ist wenig über die Wirkung von Substanzen bekannt, die beispielsweise durch transgenen Weizen im Boden freigesetzt werden. Der Berner Zoologe Wolfgang Nentwig will mit gezielten Feldversuchen Licht ins Dunkel bringen. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» (NFP 59) unterstützt der Schweizerische Nationalfonds Nentwigs Vorhaben mit 200'000 Franken.

Gentechnologie im Schulzimmer
Die Universität Bern ist noch mit weiteren Projekten am NFP 5 beteiligt. Philipp Aerni vom World Trade Institute will gemeinsam mit dem Freiburger Erziehungswissenschafter Fritz Oser erforschen, wie Schülerinnen und Schüler an die Gentechnologie herangeführt werden müssen, damit sie befähigt werden, in der Gentech-Debatte zu einem gut begründeten Urteil zu gelangen. Dazu sollen ausgewählte Schulklassen selber mit Biotechniken experimentieren können und eigenständig bio-ethische Fragen entwickeln und lösen können. Dieses Projekt wird vom Nationalfonds mit gut 406'000 Franken unterstützt.
Schluckimpfung für Forellen
Um Fische geht es bei einer Untersuchung unter Mitwirkung der Vetsuisse-Fakultät: Gentechnisch veränderte Grünalgen sollen bei Regenbogenforellen als Impfung gegen Bakterieninfektionen eingesetzt werden. Der Hintergrund: Die Zucht von Speisefischen schont zwar die Wildbestände vor Überfischung, macht aber den Einsatz umstrittener Antibiotika nötig und erhöht damit das Risiko von antibiotikaresistenten Infektionen. Die mutierten Algen könnten von den Fischen einfach mit der Nahrung aufgenommen werden. Das Projekt unter der Leitung von Michel Goldschmidt (Uni Genf), Joachim Frey und Helmut Segner (Uni Bern) wird mit knapp 402'000 Franken unterstützt.
Angst vor Umweltrisiken
Gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) werden heute bereits in weiten Teilen der Welt kommerziell genutzt – dennoch sind viele Fragen noch ungeklärt. Dazu gehört beispielsweise die Koexistenz von nicht veränderten und veränderten Pflanzen, die für die kleinflächig strukturierte Schweizer Landwirtschaft von Bedeutung ist. Zudem ist der Nutzen von GVP für die Schweiz umstritten, und es bestehen Bedenken wegen möglicher Risiken für die Umwelt. Um solche Wissenslücken zu schliessen und wissenschaftliche Grundlagen für die politische Diskussion zu erhalten, hat der Bundesrat im Dezember 2005 den Schweizerischen Nationalfonds beauftragt, das Programm «Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» durchzuführen.
12 Millionen, 4 Jahre
Das am Mittwoch, 30. Mai, lancierte NFP 59 mit einer Laufzeit von 4 Jahren und einem Kreditrahmen von insgesamt 12 Millionen Franken hat 3 Hauptziele: Es soll die Anwendungsmöglichkeiten von transgenen Pflanzen erkunden, die mit der Schweizer Landwirtschafts- und Umweltpolitik vereinbar sind; zudem sollen der rechtliche und administrative Rahmen für die Gentechnologie in der Pflanzenwelt und die damit verknüpften Risiken und Entscheidungsprozesse beurteilt werden; schliesslich sollen auch Verfahrensstandards für die Überwachung von GVP entwickelt werden, die den schweizerischen Verhältnissen angepasst sind. Das Programm hat drei Themenschwerpunkte: Pflanzenbiotechnologie und Umwelt; Politische, soziale und ökonomische Aspekte; Risikobewertung, Risikomanagement und Entscheidungsprozesse. Insgesamt waren 92 Projektskizzen eingereicht worden.