Ein Master aus Bern ist gut angesehen

Die Universität Bern vergibt Masterstipendien für ausländische Studentinnen und Studenten. Unter den zahlreichen Bewerbungen, die aus aller Welt eintreffen, wählt sie jährlich fünf herausragende Studierende aus. Zwei Porträts.

Von Matthias Abplanalp 22. November 2007

Djouroukoro Diallo muss viel lesen. Bei all den Büchern, die er für sein Sprachstudium braucht, muss er ganz schön aufs Geld schauen. Sein Budget beträgt 1600 Franken – das ist der Betrag, den die Universität Bern für ein Masterstipendium pro Monat zahlt. Djourou Diallo hat sich diesen Sommer eines der fünf Stipendien für hervorragende ausländische Studierende gesichert – 35 Bewerbungen waren beim Internationalen Büro eingegangen. Wieso gerade er gewählt wurde? «Das weiss ich nicht. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Bewerbungen gab», sagt der grossgewachsene Malier leicht schüchtern, fast verlegen.


Der Sprachstudent aus Mali: Djouroukoro Diallo ist ein besonnener Zeitgenosse. (Bilder:ma)

Per Zufall nach Bern gelangt

Auch Martina Becker war überrascht vom positiven Bescheid. Die Deutsche erhielt im letzten Jahr bei der erstmaligen Vergabe eines der begehrten Masterstipendien zugesprochen. Vielleicht habe die Tatsache, dass sie ein zwölfjähriges Kind habe, den Ausschlag zu ihren Gunsten gegeben. «Als alleinerziehende Mutter hat man auch Vorteile. Die Leute wissen, dass ich auch andere Sachen meistern kann als ein Studium», meint die 34-Jährige. Meistern möchte sie bis nächsten Sommer den Masterstudiengang in Kunstgeschichte, Ausstellungs- und Museumswesen, den sie bei Prof. Peter Schneemann absolviert. Über Schneemann hat Martina Becker überhaupt erst den Weg nach Bern gefunden. An einer Tagung hat sie ihn getroffen und wusste: «Bei ihm will ich promovieren.» Als sie dann von den Masterstipendien für ausländische Studierende erfuhr, hat sie sich sofort beworben.


Seit gut einem Jahr studiert Martina Becker am Institut für Kunstgeschichte an der Hodlerstrasse.

Ähnlich hat auch Djourou Diallo eher zufällig von den Berner Masterstipendien erfahren. In Oran (Algerien), wo er dank eines Regierungsstipendiums Germanistik studieren konnte, hat er Professor Ernest Hess-Lüttich kennen gelernt, der als Gastprofessor in Algerien weilte. Seit zwei Monaten studiert Djourou Diallo bei ihm Germanistik und Spanische Sprachwissenschaften in Bern. Wie kommt ein Malier dazu, die deutsche Sprache zu studieren? «In Mali haben wir gute Kontakte zu deutschsprachigen Ländern», erklärt er in gepflegtem Deutsch. Fast 90 Prozent der Schüler lernen die Sprache, neben dem obligatorischen Englisch und der Amtssprache Französisch. Gute Deutschkenntnisse muss vorweisen können, wer ein Masterstipendium an der Uni Bern ergattern will. Das Gesuch, inklusive Lebenslauf und Motivationsbrief, ist in der Sprache des Masterprogramms zu verfassen – in den meisten Fällen also in deutsch.

«Ein Doktorat in Bern wäre ideal»

Der Aufwand hat sich für den 28-Jährigen gelohnt. Er fühlt sich wohl in Bern. Auch Martina Becker lobt den freundlichen Umgang und die Nähe zu den Dozierenden am kleinen Institut für Kunstgeschichte. Ihre Erfahrungen hier in Bern stuft sie hoch ein: «Die neue Perspektive tut gut.» Bereits für das Bachelorstudium war sie weg von Hamburg nach Barcelona gezogen. Allein die Bewerbung für das Stipendium sei eine Chance gewesen, sich selber zu fragen, was sie eigentlich wolle. Und das wäre? «Zuerst mal mein Studium beenden», meint sie bescheiden. Ganz leise wünscht sie sich, danach akademisch bei Prof. Schneemann weiterarbeiten zu können. Djourou Diallo hat ähnliche Pläne. Obwohl der Master in Mali bereits gut angesehen wäre, möchte er ein Doktorat anhängen. «Wenn möglich hier in Bern.»

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