Friedensnobelpreis 2007 mit Berner Beteiligung

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an Al Gore und an alle Beteiligten des UNO-Klimarats (IPCC). Geehrt werden damit auch Forscher der Uni Bern.

Interview: Marcus Moser 12. Oktober 2007

Herr Professor Stocker: Herzliche Gratulation zum Friedensnobelpreis. Wie fühlt man sich als frischgebackener Nobelpreisträger?
Thomas Stocker: Ich bin natürlich NICHT Nobelpreisträger, aber ich habe zu jener Arbeit im IPCC, die nun ausgezeichnet wurde, in den letzten 10 Jahren massgeblich beitragen dürfen. Das ist ein schönes Gefühl.


«Ein schönes Gefühl»: Der Berner Klimatologe Thomas Stocker. (Bild: Bettina Jakob)

Wie haben Sie davon erfahren?
Heute, nach einer Projektsitzung um 12 Uhr, als plötzlich Anfragen von Radio und Fernsehen vorlagen, obwohl unsere neuesten Forschungsresultate noch gar nicht soweit sind.

Mit Al Gore wird der UNO-Klimarat ausgezeichnet. Wie viele Forscherinnen und Forscher sind da insgesamt beteiligt und werden geehrt?
Forscher waren auf drei wesentlichen Ebenen beteiligt: Vorsitzende, die die drei Arbeitsgruppen leiteten, Koordinierende Autoren, die Kapitel leiteten, und Hauptautoren, sowie beitragende Autoren, die Teile dieser Kapitel zusammenstellten. Insgesamt zirka 2500 Personen im 4. Bericht 2007. Aber seit 1988 geht die Zahl sicher gegen 10'000 Forscherinnen und Forscher.

Wer war von der Universität Bern beteiligt?
Fortunat Joos (Hauptautor); Thomas Stocker (Koordinierender Hauptautor), sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Klima- und Umweltphysik und des Geographischen Instituts.

Die Universität Bern hat letzte Woche das Oeschger-Centre für Forschungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel eingeweiht und ist zudem Leading House des Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima. Welche Auswirkungen hat dieser Preis für die Klimaforschung an der Universität Bern?
Es ist eine schöne Anerkennung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unsere Vorgänger haben sich bereits vor Jahrzehnten gut positioniert, dazu gehört natürlich auch Hans Oeschger.

Welche Auswirkungen wünschen Sie sich für die Behandlung des Themas nun durch die Politiker weltweit?
Es ist ja der Friedensnobelpreis. Es muss uns bewusst werden, dass Klimaänderung in die Lebensgrundlagen aller Menschen fundamental eingreift. Es betrifft die Ressourcen (Wasser), und die bewohnbaren Gebiete (Klimaflüchtlinge). Diese beiden Aspekte bergen höchste Konfliktpotentiale. Je kleiner die Klimaänderungen ausfallen, desto geringer ist die Gefahr solcher Konflikte.


Prof. Thomas Stocker und Fürst Albert II. von Monaco, der im Mai dieses Jahres die Berner Klimaforscher besuchte. (Bild: zvg)

 

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