Schachmatt an der Uni Bern
Läufer zieht – König fällt. Am Mittwoch, 7. November, findet an der Uni Bern der «National University Chess Contest» statt. Mit von der Partie ist Ramon Stucki, der Wissenswertes über das Spiel der Könige verrät.
Ramon Stucki, Sie spielen Schach und– wer hätte es gedacht – sind Physikstudent. Fast alle Teilnehmer am Schachturnier an der Uni Bern kommen aus mathematischen Fächern. Entspricht das dem typischen Bild eines Schachspielers?
Ramon Stucki: In der Tat. Die meisten Spieler, die ich kenne, stammen aus den exakten Wissenschaften. Aber ob es das repräsentative Bild ist – man muss es halt schon exakt mögen…
Auf der Teilnehmerliste steht auch kein Frauenname. Was ist an dem Vorurteil dran, dass Frauen kein Schach spielen?
Es gibt Frauen, die Schach spielen, die sehr gut Schach spielen. Im schweizerischen Schnitt sind vielleicht fünf Prozent Frauen. Vielleicht mögen Frauen einfach nicht stundenlang auf ein Holzbrett starren.
Jeder Zug will genau überlegt sein: Beim Schachspiel ist volle Konzentration gefragt – und noch viel mehr. (Bild:istock)
Welche Eigenschaften braucht es, um ab und zu eine Partie zu gewinnen?
Sitzleder, um vor dem Brett auszuharren, eine gute Konzentration, ein gutes Vorstellungsvermögen, wie sich die Figuren positionieren können – und ein wenig Mathematikbegabung, um die Möglichkeiten der Züge zu berechnen.
Wer Schach spielt, geniesst meistens Bewunderung. Mehr als eine Jasserin, obwohl das Kartenspiel auch komplex ist. Warum?
Beiden Spielen ist gemeinsam, dass man doch einige Grundregeln kennen muss, und Kniffe und Tricks machen schliesslich einen gewieften Jasser aus – und manchmal verhilft auch noch das Glück zum Sieg. Aber ab einem gewissen Niveau kann man sich im Jassen nicht mehr weiter entwickeln. Beim Schach gibt es keine Zufälligkeiten, und ein Spieler oder eine Spielerin kann sich kontinuierlich verbessern.
Und wie?
Durch Training gelingt es einem, immer mehr Züge vorauszuberechnen, sich immer mehr Varianten zu merken. Bei vier Zügen ist die Sache noch überschaubar, bei zehn muss man sich schon einige Zahlen und Positionen merken können.
Tranieren Sie oft?
Einmal pro Woche im Schachklub. Da werden nach dem Spiel auch die Partien analysiert und die Fehler aufgedeckt. Das Schwierige beim Schachspiel ist ja, immer alle Züge zu berücksichtigen, die der Gegner machen kann. Vergisst du einen, nützt alles Vorausdenken nichts. Darum muss ich wissen, wo der Fehler lag.
Was hat es eigentlich mit den Eröffnungen auf sich: Alle reden doch immer davon, wer nun welche Eröffnung gespielt hat.
Eröffnungen helfen, Zeit zu gewinnen. Da die Bedenkzeit beim Schach begrenzt ist, hilft es, nicht schon bei den ersten Zügen nachdenken zu müssen. Kennt man eine Eröffnung gut, kann man zehn Züge schnell spielen, ohne Gefahr zu laufen, einen Fehler zu machen.
Beim Schach ist es wichtig, immer alle Varianten zu bedenken. Ein Computer wird nicht so schnell eine vergessen wie ein Spieler. Warum schaffen es die Schachmeister dennoch, die Maschinen zu schlagen?
Man muss sagen: Die neusten Computer sind kaum mehr zu knacken, gegen diese verlieren auch die Weltmeister. Wenn es trotzdem gelingt, liegt es an der enormen Datenmenge, die ein Computer verarbeiten muss: Er rechnet ja immer wieder, und zwar für jeden Zug, alle Möglichkeiten durch, unwissend, dass gewisse Möglichkeiten gar keinen Sinn machen. Der Mensch kann dies unterscheiden – er muss also nicht alle Daten durchdenken, sondern kann selektionieren. Das bringt dem Spieler einen Zeitvorteil.