So macht sich Wissenschaft ausbezahlt
Das Forschungsprojekt verspricht wichtige Erkenntnisse, aber noch fehlt das Geld: Ein korrektes Gesuch an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) kann dies ändern. Zum Tag der Forschung vom 31. Mai verrät ein Experte Tipps und Tricks für die Eingabe.
«Sowohl originell als auch von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz»: So muss gemäss Hans-Rudolf Lüscher ein Forschungsprojekt sein, damit es überhaupt Chancen hat, vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt zu werden. Der Forschungsrat und Direktor des Instituts für Physiologie der Uni Bern erläutert, worauf die Forschenden besonders Acht geben sollten, wenn sie beim SNF ein Gesuch einreichen. Am Tag der Forschung vom 31. Mai stellen Experten die Förderungsmöglichkeiten des Nationalfonds ausführlich vor. Ein wichtiges Thema, wie Lüscher findet. Denn: «Wer weiss, durch welche Hände sein Gesuch geht, der wird dieses Wissen für sich nutzen können.» Und damit vielleicht eher zu den 50 Prozent der Gesuchsteller gehören, die vom SNF einen Beitrag zugesprochen bekommen.
Ein Gesuch an den Nationalfonds muss detailliert und gleichzeitig fokussiert sein, damit die Gelder fliessen. (Bild:istock.com
Die häufigsten Fehler
Die Vorgaben für die Gesuchsstellung sind klar gegeben – dennoch taucht ein Fehler besonders häufig auf: «Die Projekte werden zu wenig fokussiert ausgearbeitet», sagt Hans-Rudolf Lüscher. Zu viele Ansätze würden verfolgt und so gleiche «die Palette der Stossrichtungen oftmals einer gemischten Pizza». Daher mahnt der Berner Forschungsrat, die Zielsetzung klar festzulegen. «Gerade jüngeren Forscherinnen und Forscher empfehle ich zudem, sich einen Mentor zu suchen», so Lüscher – obwohl der Forschungsrat bei der Beurteilung der Gesuche des Nachwuches «nicht ganz so kritisch ist wie bei alten Hasen». Lüscher warnt aber auch vor «zu viel Enthusiasmus», der ein Projekt «zwar ambitiös, gleichzeitig aber riskant» machen kann. Wichtig sei auf jeden Fall, immer Alternativen darzulegen, falls die geplanten Untersuchungen fehlschlagen. «Das zeigt die wesentliche Eigenschaft des Forschers, über seinen Horizont hinauszublicken», so Lüscher.
So wird ein Gesuch gestellt...
Am Anfang des 20-seitigen Gesuchs steht die Einführung. Sie setzt das Projekt in einen grösseren Zusammenhang und bettet es in den aktuellen Stand der Forschung ein. Die Forschungspläne müssen deutlich abgesteckt und die Fragestellung entsprechend eng formuliert sein. Die Methoden sind detailliert darzustellen; die Forscherin oder der Forscher muss selbstverständlich nachweisen, diese auch anwenden zu können. «Am besten legt man preliminäre Daten bei», meint Forschungsrat Lüscher. Neben einer genauen Budgetaufstellung sind auch Zeitplan und die eingebundenen Personen aufzulisten. Ein Ausblick auf die Bedeutung der erwarteten Ergebnisse rundet das Gesuch ab.
...und so wird es beurteilt
Zweimal im Jahr treffen unzählige Gesuche bei der Geschäftstelle des SNF ein. Die Projekte werden nach Bereichen und Schlüsselwörtern auf die drei Abteilungen («Geistes- und Sozialwissenschaften», «Mathematik, Natur und Ingenieurwissenschaften» und «Biologie und Medizin») aufgeteilt und den einzelnen Forschungsräten zugewiesen. Nach einer ersten Sichtung trifft sich der Rat zur «Börse», wie Lüscher erklärt: Die Forschungsräte können ihnen zugeteilte Gesuche abgeben, wenn sie sich in einem Interessenkonflikt befinden, oder sich nicht als genügend fachkompetent einschätzen.
«Ein Gesuch wird meist von zwei Forschungsräten unter die Lupe genommen», so Hans-Rudolf Lüscher. Zusätzlich werden mindestens zwei externe Gutachten von Experten eingeholt, die das Projekt aus unabhängiger Sicht beurteilen. «Auf dieser Grundlage schreibt der hautpverantwortliche Forschungsrat schliesslich einen Antrag, der vor den SNF-Rat kommt», erläutert Lüscher das Verfahren. Besprochen werden Ablehnung oder Annahme des Gesuchs, das Fördervolumen und die Priorität der Zusprache. Der Rat stimmt ab, das letzte Wort hat aber das neunköpfige Ratspräsidium.
Online einreichen
So komplex dieses Auswahlverfahren erscheinen mag, für Lüscher widerspiegelt es schlicht Gründlichkeit und Transparenz. «Und man muss sehen: Im Vergleich mit EU-Projekten ist der administrative Aufwand beim SNF sehr gering», so Hans-Rudolf Lüscher. Auch die verlangte, jährliche Berichterstattung der Forschenden, deren Projekten Unterstützung zugesprochen wurde, sei minimal. Und ein weiterer Vorteil: «Die Gesuche können seit kurzem sogar online eingereicht werden», so der Physiologe. Im Jahr 2005 wurden von 1945 eingereichten Gesuchen 1224 unterstützt, was 63 Prozent entspricht.