Das Studi-Parlament rückt nach links
Die Uni Bern hat ein neues Parlament: Bei den StudentInnenratswahlen 2007 konnte das linke Lager zulegen, die Bürgerlichen haben Sitze verloren. Welche Gruppierungen sagen in den nächsten zwei Jahren, wos langgeht?
Sie kümmert sich um gutes Mensaessen und kämpft um einen vernünftigen Kaffeepreis. Aber auch um die Qualität der Vorlesungen, ein ausgeglichenes Stipendienwesen und das Mitspracherecht der Studierenden auf allen Ebenen: Die «Tux-Partei», die als Gewinnerin der StudentInneratswahlen 2007 hervorgeht. Sie konnte ihre Sitzzahl im Studierenden-Parlament gleich verdoppeln und hält nun 6 Mandate inne. Die Tux-Partei repräsentiert die Naturwissenschaften und wurde ehemals von Informatikern gegründet. «Die Anliegen der Tux-Partei sind aber sehr pragmatisch», sagt Alain Gabus, Informationsbeauftragter der SUB, sie vertritt also eher Sachpolitik als politische Ideologien im Rat – und ist somit auch nicht dem rechten oder linken Lager zuzuteilen.
So sieht die Neuverteilung der Sitze im StudentInnenrat der Uni Bern aus. (Grafik: zvg/bj)
Die Gewinner, die Verlierer
Dennoch liegt für Alain Gabus mit den Wahlen 2007 ein Linksrutsch im Parlament vor: Denn auch das «Sozialdemokratische Forum» (SF) hat seine Sitzzahl um 3 auf 14 erhöht und die «Junge Alternative» (JA!) kommt mit 1 neugewonnenen auf 5 Sitze. Obwohl das «O. paradoxus», das die Linke oftmals unterstützt, 2 Mandate verloren hat, zählt das linke Lager unter dem Strich 21 Sitze, und hält damit im 40-köpfigen Rat die Mehrheit. Bemerkenswert findet Alain Gabus, dass das SF als grösste Linkspartei mit 14 Sitzen bereits alleine mehr Stimmen hat als die «Jungfreisinnigen» (jf), die einen Sitz verloren haben und nur noch auf 10 Mandate kommen; bisher hatten die beiden grössten Parteien je 11 Sitze im StudentInnenrat.
Gleich 2 Sitze eingebüsst hat die «Wolke 7», die christliche, gemäss Gabus «eher konservative» Werte vertritt. Nicht mehr zur Wahl angetreten sind «wegen Personalmangel» die «Fachschaft Jus» und die «Leere Menge», die je einen Sitz hielten; Gabus vermutet, dass die fehlende Listenverbindung zwischen jf und den Juristen dem Jungfreisinn den einen Sitz gekostet haben könnte. Im Gegensatz dazu hat wahlstrategisch das SF Profit geschlagen: Die Partei war gleich mit zwei Listen zur Ratswahl angetreten.
Und das versprechen die Parteien
Was darf man von den Parteien erwarten? Ein Blick in die Wahlzettel zeigt: Das SF fordert, dass die Uni für alle offen stehen müsse. Gegen (höhere) Studiengebühren und gegen Darlehen statt Stipendien will sich die Partei wehren, ebenso gegen einen durch Männer dominierten Uni-Alltag, will aber für den Zugang an die Uni für Personen aus allen Schichten kämpfen. Die Jungfreisinnigen fordern mehr Platz in den Hörsälen, Gratis-Sprachkurse für Studierende und eine multifunktionale Legi, mit der man auch den Durchhaltekaffee bezahlen können soll. JA! will eine Uni, die sich nicht den Bedürfnissen der Wirtschaft unterordnet, will, dass Studierende mit Behinderung nicht diskriminiert werden, fordert die gleichen Chancen für Mann und Frau. Wolke 7 möchte, dass sich die Studierenden an der Uni Bern «wohlfühlen» und will Entscheide mittragen, die «sowohl sach- als auch menschengerecht sind». O. Paradoxus kämpft für mehr Mitspracherecht in einem neuen Unirat, bessere Bertreuungsverhältnis statt «unantastbare ProfessorInnen auf Lebzeiten».