Unter den Bäumen von Malaysia

Den Berner Vegetationsökologen Marcus Lingenfelder hat es in den Dschungel verschlagen. Er untersucht den Effekt von Klima-Schwankungen auf das Baumwachstum. Die Sommerserie des «uniaktuell» präsentiert Projekte der Uni Bern im Ausland.

Von Bettina Jakob 02. August 2007

Ums Schwitzen kommt Marcus Lingenfelder nicht herum. Im tropischen Regenwald auf Malaysia den Umfang von 20’000 Bäumen messen, das ist echte Knochenarbeit. Der Vegetationsökologe an der Uni Bern kraxelte in den letzten Wochen durch acht Hektaren Wildnis im Danum-Tal. «Wir untersuchen auf diesen Langzeit-Studienflächen das Baumwachstum und die Zusammensetzung der Vegetation», so Lingenfelder. Der Leiter der Gruppe Vegetationsökologie, Professor David Newbery vom Institut für Pflanzenwissenschaften, hat diese Versuchfelder vor über 20 Jahren angelegt. «Eine Datenaufnahme vor Ort findet rund alle fünf Jahre statt und sie erlaubt, langfristig die Dynamik der Vegetation im tropischen Regenwald zu verfolgen», so Lingenfelder.


Morgennebel über dem malayischen Regenwald: Nach der Mystik folgen schweisstreibende Feldarbeiten.  (Bilder:zvg)

«El Niño» bremste das Wachstum

Die Resultate liefern gemäss Lingenfelder wichtige Hinweise darauf, wie der Wald auf klimatische Schwankungen reagiert – zum Beispiel auf die längere Trockenperiode in Malaysia, die das Klimaphänomen «El Niño» im Jahr 1997/98 mit sich brachte. «Die Mortalitätsrate der Bäume stieg an», so der Vegetationsökologe, der deshalb um die Artenvielfalt bangt; auf den acht Hektaren seien zwar rund 500 Baumspezies vertreten, aber viele nur mit wenigen Exemplaren. Die Berner Forscher konnten zudem nachweisen, dass die Bäume unmittelbar nach «El Niño» nur die Hälfte ihres normalen Wachstums aufwiesen – «dafür legten sie zwei bis drei Jahre später überdurchschnittlich zu», so Lingenfelder.


Marcus Lingenfelder notiert die Daten, die das Messgerät am Baum gespeichert hat.

Der Wald scheint eine Trockenperiode dieses Ausmasses abfedern und gar kompensieren zu können.» Um noch präzisere Daten zu erhalten, beobachtet Marcus Lingenfelder das Baumwachstum nun zusätzlich im täglichen Verlauf: Dauerhaft befestigte, dehnbare Messbänder liefern halbstündliche Werte. «Damit können wir den unmittelbaren Einfluss von Wassermangel feststellen und versuchen, die Auswirkungen von künftig vermutlich häufiger und stärker auftretenden Trockenheiten abzuschätzen.»

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