Der Spion, der Ehrendoktor wurde

Die Preise sind verteilt: Am Dies academicus 2008 der Uni Bern wurden sechs Ehrendoktortitel vergeben. Weitere Auszeichnungen gingen an einen Parasitologen, einen Theologen, eine Tiermedizinerin und einen Geografen.

Von Bettina Jakob 06. Dezember 2008

Dieses Buch war der internationale Durchbruch: «Der Spion, der aus der Kälte kam» katapultierte John le Carré 1963 in die Bestseller-Liste, in welcher er seither regelmässig auftaucht. Auch an der Universität Bern geniesst der gebürtige Brite ab sofort einen Sonderstatus: Die Philosophisch-historische Fakultät verleiht John le Carré alias David Cornwell anlässlich der 174. Stiftungsfeier die Würde des Ehrendoktors. Denn seine Spionageromane bieten gemäss Laudatio mehr als nur Spannung, nämlich «literarische Tiefendimension». Dem Schriftsteller und ehemaligen Geheimagenten wird auch attestiert, «Einsicht in die menschliche Natur des Selbstbetrugs und der Lüge» zu besitzen. Und nicht zuletzt freut sich die Fakultät darüber, dass der Oxford-Absolvent an der Uni Bern deutsche Literatur studiert hat und «Bern in seiner biografischen Kartografie einen festen Platz einräumt».


Sie haben den Ehrendoktortitel erhalten (v.l.): Arthur T. Bill, Erich Gygax, Vera Markgraf, John le Carré, Jean-Daniel Gerber und Hans Rudolf Lavater. Begleitet von Uni-Rektor Urs Würgler (3.v.l.) (Bilder: Manu Friederich)

Die fünf weiteren Ehrendoktortitel

Pfarrer, Schulseelsorger und Fürsorgeinspektor: Hans Rudolf Lavater erhält für seine «historisch und theologisch differenzierte und reflektierte Vermittlung von Kirchengeschichte und Theologie in Kirche, Schule und Öffentlichkeit» von der Theologischen Fakultät die Ehrendoktorwürde. Jean-Daniel Gerber, Staatssekretär und Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) wird von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät für seine «innovative Flüchtlingspolitik» geehrt, ebenso dafür, dass er die gegenwärtige Wirtschaftpolitik massgeblich mitgestaltet. Der Chefkardiotechniker am Inselspital Bern, Erich Gygax, bekommt den Ehrendoktortitel von der Medizinischen Fakultät für die Optimierung der forensischen radiologischen Diagnostik. Und dafür, dass er sich «souverän, erfinderisch» zeigt und sich um das Wohl der Patienten sorgt.

Er war Lehrer im Kinderdorf Pestalozzi und Schweizer Delegierter in der Katastrophenhilfe: Arthur T. Bill ist «eindrückliches Vorbild für Weltoffenheit und Humanität», wofür er von der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwürde erhält. Der Wegweiserin zu Lösungsansätzen in Grundfragen über das Paläoklima verleiht die Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät den Ehrendoktortitel – Vera Markgraf, der Berlinerin, die in den USA lebt und forscht.

Theodor-Kocher-Preis an einen Parasitologen

Als Nachwuchswissenschaftler wird in diesem Jahr Pascal Mäser geehrt: Für seine Forschung an parasitären Kleinstlebewesen, den afrikanischen Trypanosomen, welche Menschen mit der Schlafkrankheit und Nutztiere mit der Nagana-Seuche infizieren können, erhält der Biologe den Theodor-Kocher-Preis der Uni Bern. Mäser ist es laut Laudatio ausserdem gelungen, nicht nur seine eigene Arbeitsgruppe in molekularer Parasitologie und Bioinformatik aufzubauen, sondern auch Kooperationen innerhalb der Uni Bern, in der Universitätslandschaft Schweiz und auf internationaler Ebene. Pascal Mäser hält eine Förderprofessur am Institut für Zellbiologie inne.

Deutscher Theologe erhält Hans-Sigrist-Preis

Mit dem Hans-Sigrist-Preis werden Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Heuer kommt Andreas Feldtkeller, Professor für Religions- und Missionswissenschaft sowie Ökumenik an der Humboldt-Universität in Berlin zu dieser Ehre: Die Uni Bern würdigt seine Arbeiten über die Dynamik der Religionen , ebenso seine interkulturellen Kontakte, mit welchen der Wissenschaftler gemäss Laudatio versucht, «ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu ermöglichen und zu fördern».

Haller-Medaille und Credit Suisse Award for Best Teaching

Auf Antrag der Vetsuisse-Fakultät wird Mireille Meylan die Haller-Medaille verliehen, als Ehrung ihrer wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der Rinderkrankheiten und ihres Engagements in der Ausbildung der Studierenden. Der Credit Suisse Award für Best Teaching geht dieses Jahr an den Geografen und Klimaforscher Jürg Luterbacher. Mit dem Award soll qualitativ hochstehende Lehre und Ausbildung gewürdigt werden.