Albrecht von Haller: Von der Ausstellung zum Rap
Der Berner Universalgelehrte Albrecht von Haller ist in diesem Jahr in aller Munde. Zum 300. Geburtstag des Mediziners, Botanikers und Literaten gewähren 100 Veranstaltungen einen Einblick in das Leben einer herausragenden Persönlichkeit, aber auch in die Wissenschaft des 18. Jahrhunderts. Die Uni Bern organisiert zwei Kongresse.
«Je suis aussi faible pour Berne que si elle était femme» – genauso schwach für Bern, als ob die Stadt eine Frau wäre. Der letzte Universalgelehrte Albrecht von Haller war ein waschechter Heimweh-Berner. Hier geboren und hier gestorben – seine Heimatstadt war immer wichtig für den Mediziner, Botaniker, Literat und Rathausamman; obwohl er zwischenzeitlich lange im Ausland weilte, forschte, reiste, lehrte. Haller zog es immer wieder in die Stadt an der Aare zurück, obschon er gerade in der Heimatstadt nie zum Uni-Professor berufen wurde, und auch die politische Karriere nicht wie gewünscht verlief. Jetzt, zu seinem 300. Geburtstag, erweist ihm die Stadt aber grosse Ehre: Über 100 Veranstaltungen hat die Albrecht von Haller-Stiftung der Burgergemeinde mit vielen Partnern für eine breite Öffentlichkeit und ebenso für die Fachwelt zusammengestellt. Denn: «Die Persönlichkeit Haller hat uns auch heute noch vieles zu sagen», meinte Stiftungspräsident J. Harald Wäber an einer Medienkonferenz. «Das Jubiläumsjahr soll den Bogen der Wissenschaft vom 18. ins 21. Jahrhundert spannen.»

Das hundertjährige Denkmal Hallers vor der Universität Bern. (Bild: zvg/Hannes Saxer)
4 Schwerpunkte, über 100 Events
Für die Festivitäten übers ganze Jahr wurden vier Schwerpunkte gesetzt, wie Koordinator Georg von Erlach ausführte. Das historische Museum plant eine Sonderausstellung zu Albrecht von Haller, die im neuen Zusatzbau «Kubus» des Museums Platz finden soll. Im Zentrum stehen die Biografie und das Schaffen des grossen Gelehrten. «Wir können zum Beispiel atemberaubende Wachs-Exponate menschlicher Körper aus dem 18. Jahrhundert zeigen, welche aufgrund von Hallers Atlanten modelliert wurden», so Regula Wyss vom historischen Museum. Der Botanische Garten setzt auch auf eine Sonderausstellung und vergleicht in «Hallers (G)Arten» die Pflanzen- und Blumenwelt zu Hallers Zeiten mit der heutigen Artenvielfalt.
Das Stadttheater Bern produziert eigens ein Stück zu Ehren Hallers. Der renommierte Schweizer Autor Lukas Bärfuss und der Regisseur Christian Probst sind zurzeit noch mitten im Schreibprozess. Haller, der selber Theateraufführungen nicht besonders schätzte, gibt den Schreibenden einen Tipp mit, wie ein erfolgreiches Stück aussehen soll: «Aber wann man einmahl in dem Genere arbeiten solle, so ist es freylich besser, man rühre und erhize, als dass man einschläfre.»
Die Universität Bern organisiert zum Jubiläum «seines» Gelehrten zwei Kongresse, die sich einerseits mit den Praktiken des Wissens im 18. Jahrhundert auseinandersetzen, andererseits den Beitrag Berns zur Gletscherforschung erörtern. Die Medizinhistorische Runde der Uni Bern beleuchtet in einer Vortragsreihe ausserdem wissenschaftliche Persönlichkeiten; und die Uni Bern sorgt auch für interessante Publikationen zur Person Haller und dessen Umfeld.
Der von Haller auf seiner Alpenreise von 1739 im Gantrischgebiet entdeckte «Astragalus» (heute Hallers-Spitzkiel, Oxytropis halleri). Links ein Steinbrech (Saxifraga androsace) und rechts ein Koboldmoos (Diphyscium foliosum). (Bild:zvg/Kupferstich 1740 von C. F. Fritsch)
Briefmarke, Exkursionen, Rap
Das Programm ist lang: Briefmarke, Forschungspreis von «Schweizer Jugend forscht», Reisen an Hallers Wirkungstätten – so zum Salzbergwerk Bex, Stadtberner Spaziergänge sowie Exkursionen in Hallers geliebte Alpen. Dem Bergmassiv widmete der Literat auch sein berühmtestes Gedicht «Die Alpen». Auch diese Strophen finden Eingang in die Festivitäten – der Lyriker Guy Krneta und der Rapper Greis präsentieren an der Museumsnacht ihre eigene Version von Hallers Gedicht.
Albrecht von Haller
Albrecht von Haller wurde am 16. Oktober 1708 in Bern geboren. Nach Absolvierung der Berner Schulen begann Haller 1723 an der Uni Tübingen sein Medizinstudium und promovierte fünf Jahre später. Es folgten Jahre des Praktizieren in Basel und in Bern, in welchen der Anatom auch seine erste Gedichtsammlung herausgab. 1736-53 wirkte Haller als Professor für Anatomie, Botanik, und Chriurgie an der Uni Göttingen. Dann kehrte Haller nach Bern zurück und amtete als Rathausammann, in der Hoffnung dadurch später in den Kleinen Rat gewählt zu werden; eine Wahl, die ihm neunmal verwehrt wurde. Von 1754 – 64 war Haller schliesslich Direktor der bernischen Salinen in Roche, dann lebte der Universalgelehrte bis zu seinem Tod 1777 in Bern.