Image des Kantons Bern: Sympathisch, aber nicht sonderlich innovativ

Eine Studie der Uni Bern zeigt: Der Kanton Bern hat ein gutes Image – schöne Landschaften und freundliche Bewohnerinnen. In Sachen wirtschaftlicher Innovationskraft fällt er jedoch ab. Die Berner Regierung will künftig klarer und einheitlicher kommunizieren, was die Berner alles können.

Von Bettina Jakob 03. November 2008

Naturverbunden. Freundlich. Verantwortungsbewusst. Ehrlich. Fröhlich. Diese Attribute fielen in Befragungen von Privatpersonen ausserordentlich oft – so wirken die Bernerinnen und Berner auf die Schweizer Bevölkerung. Allerdings werden sie nicht als besonders innovativ und erfolgreich eingestuft. Das zeigt eine Image-Studie des Instituts für Marketing und Unternehmensführung der Uni Bern, die diese im Auftrag der Berner Regierung durchgeführt hat: Sie ist Teil der in der Wachstumsstrategie 2007 definierten Massnahme «Profil für den Kanton Bern schaffen». Jetzt präsentierten Institutsleiter Harley Krohmer und der Berner Volkswirtschaftdirektor Andreas Rickenbacher die Resultate den Medien.

Schöne Berge, schöne Stadt: Dennoch lässt sich im Kanton Bern einiges verbessern, etwa die Kommunikation über die Berner Wirtschaft. (Bild:zvg)

Auch erste Schlüsse daraus wurden schon gezogen: Die Regierung will ein einheitliches formales Erscheinungsbild schaffen, ebenso die Kommunikation und die Dienstleistungsorientierung verbessern, damit der Kanton im Standort-Wettbewerb mithalten kann. «Nur mit politischen Entscheiden ist es nicht getan», sagte Rickenbacher, «wichtig ist, wie der Kanton sich positioniert und dies auch kommuniziert».

Treu und bescheiden…

Diese Studie ist die erste, die sich quantitativ und qualitativ mit Berns Image befasst. Und auf dieser Grundlage will nun die Regierung Massnahmen ausarbeiten, um die Wirtschaft Berns zu stärken und um als Wohnkanton mehr Leute anzulocken. Unternehmensexperte Harley Krohmer wertet die Ergebnisse aus den Befragungen als «sehr gute Ausgangslage, um ein Profil zu bilden»: Dreiviertel der 1577 Befragten werteten den Kanton als sympathisch, 80 Prozent schätzen Bern als Ferienregion, 68 Prozent als Wohnheimat. Auch Gespräche mit kantonalen, aber auch extrakantonalen Unternehmensführern, Politikerinnen, Verbänden und Medienvertretern untermalen das schöne Berner Bild: Neben dem beliebten Berndeutsch sowie der Brückefunktion zwischen West- und Deutschschweiz wurde in den Interviews die «Freundlichkeit, Treue und Bescheidenheit» der Bernerinnen und Berner betont. «Stärken, auf welche man bauen kann», so Krohmer.

Zeig was Du kannst!

Allerdings können diese Eigenschaften auch zum Stolperstein werden: Mit Bern wird gleichzeitig auch ein Beamten- und Bauernimage assoziiert, zuwenig Ehrgeiz und zuwenig Innovation. «Die Wirtschaft ist zwar recht gut positioniert, aber zuwenig bekannt», so Krohmer. Ein Zürcher hätte dies wie folgt treffend zusammengefasst: «Die Berner haben Angst vor ihrer eigenen Stärke.» Nun solle sich Bern nicht länger unter den Scheffel stellen und seine Stärken Nachhaltigkeit – etwa durch intakte Natur und Lebensqualität – und Sympathie – durch Freundlichkeit und Authentizität – ausbauen. Die Defizite in der Kommunikation können gemäss Krohmer durch vernetzte Zusammenarbeit – und einem einheitlichen Auftritt als erster Schritt – aufgehoben werden. Damit alle Schweiz sieht, was Bern alles kann.