Der Weltmeister der Studenten
Till Marx versucht den Spagat zwischen Spitzensport und Studium. Letzte Woche ist er in Holland Studenten-Weltmeister auf dem Mountainbike geworden. Er erklärt, warum er sich in Zukunft jedoch mehr in Hörsäle als auf sein Bike setzen will.
Eine Stunde vor der Prüfung in Ökonometrie wirkt Till Marx völlig entspannt. «Ich werde es schon schaffen», meint er, erwartet jedoch kein Glanzresultat. Dazu hätte er mehr lernen müssen, wozu er schlicht keine Zeit hatte. Denn genau vor einer Woche war Till Marx in Holland und wurde Studenten-Weltmeister auf dem Mountainbike. In knapp zwei Stunden distanzierte er in der Disziplin «Cross Country» all seine Gegner um mindestens eine halbe Minute und liess sich die Goldmedaille umhängen.

Der strahlende Sieger: Till Marx (Mitte) verwies den Tschechen Jan Skarnitzl (links) und den Holländer Niel Wubben auf die Ehrenplätze. (Bilder: Marcel Slagman, zvg)
Hartes Brot im Bikesport
Mit viel Schweiss und Fleiss hat sich Till Marx diese Auszeichnung erkämpft. 15 Stunden pro Woche trainiert der Berner. Hinzu kommt die Zeit, die von Wettkämpfen und Trainingslagern verschlungen wird. Klar, dass daneben nur ein reduziertes Pensum an der Uni möglich ist, und dass das Studium darunter leidet. Doch der 24-Jährige verrät, dass es in Zukunft genau umgekehrt sein könnte: «Längerfristig werde ich eher im Sport Kompromisse eingehen.» Mittlerweile sei er zwar etwa die Nummer zehn in der Schweiz, aber die Konkurrenz im eigenen Land sei einfach zu gross. Um sich in der Mountainbike-Hochburg Schweiz für eine Elite-Weltmeisterschaft zu qualifizieren, müsste er noch deutlich mehr investieren. «Dazu bin ich nicht so motiviert», erklärt Marx seelenruhig. Deshalb habe er vor zwei Jahren ein Studium in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre begonnen. «Als Ergänzung», fügt er keck an. Schliesslich wisse man nie, wo eine Karriere im Sport hinführe.
Universitätssport wird immer beliebter
Seine Teamkollegen im Swisspower Mountainbike-Team, dem auch der ehemalige Elite-Weltmeister Thomas Frischknecht angehört, sind Profis. Sie trainieren tagsüber, während sich der BWL-Student mit geistiger Nahrung versorgt. Trainieren müsse er deshalb oft alleine, irgendwo in den Hügeln hinter Heimiswil bei Burgdorf, wo er zu Hause ist. Die Studenten-Weltmeisterschaft im holländischen Nijmegen sei ihm wie gelegen gekommen: «Endlich traf ich einmal auf Gegner, die nebenbei wie ich studieren müssen.» Diese Sportanlässe für Studentinnen und Studenten werden immer beliebter – und zahlreicher. Für das laufende Jahr hat die «Fédération Internationale du Sport Universitaire» (FISU) Meisterschaften in 32 Sportarten ausgesprochen, darunter Hockey und Handball, aber auch Bogenschiessen und Wrestling.

Auf die Plätze, fertig, los: «Cross Country» wird im Massenstart gefahren.