Und Sport macht plötzlich Spass
Sport stellt auf, wenn er die individuellen Bedürfnisse seiner Anhänger befriedigt. Um die weniger sportlichen Uni-Angestellten zu Bewegungsfreaks zu machen, will die Berner Sportwissenschaft neue Kurse entwickeln, die auf spezifische Sporttypen zugeschnitten sind.
Ein Dilemma sondergleichen: Jeder weiss, Sport tut gut. Trotzdem harzt es oft mit dem Turnschuh-Anziehen. «Gerade mit zunehmendem Alter wird der Bewegungsmangel immer gravierender», sagt Katrin Lehnert. Die Sportwissenschaftlerin der Uni Bern kennt einen wichtigen Grund für diese Unbeweglichkeit: «Neben bekannten Argumenten wie die Zeitknappheit, sind die Sportangebote zuwenig auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten.» Dem will das Berner Institut für Sportwissenschaft abhelfen: In einem grossangelegten Check-up von über 35-jährigen Uniangestellten wollen die Forschenden verschiedene Sporttypen ermitteln und aus den Erkenntnissen spezielle Kurse schaffen. «Damit können wir der Heterogenität der Bedürfnisse gerecht werden», so Lehnert, denn DER Sportmensch existiere schlicht nicht. Ab sofort können sich interessierte Noch-nie-Sportliche und Nicht-mehr-Sportliche online für die Studie anmelden.

Die Bedürfnisse der Sporttypen
Im Check-up erheben die Sportwissenschaftler verschiedene Daten: Physische Eigenschaften wie Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft, psychologische Merkmale, warum Sport (nicht) getrieben wird und soziologische Faktoren, welche das bevorzugte Umfeld für die sportliche Betätigung umschreiben. Katrin Lehnert gibt ein fiktives Beispiel eines Typs, der aus der Studie herauskommen könnte: der gesundheitsorientierte Geselligkeitssportler. Dieser Typ sucht vor allem aus gesundheitlichen Gründen die Bewegung, also stehen Fitness- und Ausdauerelemente im Vordergrund. Da er sich gerne unter Menschen bewegt, mag er grössere Gruppen, in denen auch Partnerübungen dazugehören – ganz im Gegensatz vielleicht zur «naturverbundenen Wiedereinsteigerin», die eine kleinere ruhige Gruppe bevorzugt, sich unbedingt draussen aufhalten und in Ruhe, weit ab vom Alltagsstress, ihr Programm absolvieren will.
Check-Up im Mai
Katrin Lehnert hofft, dass aus der Erhebung ungefähr drei bis vier neue, spezifische Kurse zusammengestellt werden können, die das Institut mit dem Berner Unisport anbieten will. «Ab Herbst sollen diese Programme für zwei Semester zur Auswahl stehen», erläutert Lehnert den Zeitplan. Sie rechnet mit rund 300 Personen, die im Mai zum Check-up kommen, und hofft, dass sich schliesslich die Hälfte der über 35-Jährigen für einen der neuen Kurse anmeldet. Klar, dass das Training auch stets besucht werden sollte. «Wir checken regelmässig das Wohlbefinden der Teilnehmenden», so Lehnert: Haut die Idee des individuellen Sporttyps hin, müssten ja auch nach einiger Zeit noch fast alle wieder- oder neugeborenen Sportlerinnen und Sportler in den Turnschuhen stecken.