Vulkane auf Venus sind vielleicht aktiv
Neues von der Raumsonde «Venus Express»: Bilder der Wolkendecke um den Nachbarplaneten lassen vermuten, dass auf der Venus aktiver Vulkanismus existiert. Diese Resultate veröffentlicht ein internationales Forscherteam mit Berner Beteiligung in «Nature».
Die Raumsonde «Venus Express» schickt neue, erkenntnisreiche Bilder von der Venus Richtung Erde: Die Daten aus der zweieinhalb Kilo schweren Hightech-Kamera, an deren Entwicklung die Uni Bern beteiligt war, lassen die Vermutung zu, «dass es auf der Venus aktive Vulkane haben könnte», sagt Nicolas Thomas. Der Professor an der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie ist zurückhaltend: «Warten wir noch die Beweise ab.» Das internationale Forscherteam, welches die Raumsonde vor fast drei Jahren gestartet hat, publiziert diese Resultate jetzt im Wissenschaftsjournal «Nature».
Die Raumsonde «Venus Express» umkreist die Venus (Bild:ESA)
Ausgeklügelte Optik ermöglicht einen tiefen Blick
Die Venus-Kamera kann tief in die Atmosphäre unseres Nachbarplaneten spähen – und der Berner Forscher freut sich über «die erstaunlichen Bilder». «Dank vier verschiedener Optiken mit unterschiedlichen Spektralbereichen und Filtern lassen sich Morphologie, Bewegung und Dynamik der Wolken exakt verfolgen», so Thomas. Kurz: Die Wissenschaftler gewinnen langsam einen Eindruck vom Wetter, das auf der Venus vorherrscht. «Die Wolkendecke verändert sich in erstaunlich kurzen Zeitabständen», resümiert der Berner Wissenschaftler, «und sie weist einen hohen Anteil an Schwefeldioxid auf». Genau diese Tatsachen lassen aktiven Vulkanismus auf der Venus vermuten.
Neue Bilder von der Venus-Atmosphäre: Die Wolkendecke am Südpol der Venus verändert sich schnell. (Bild:zvg)
Was hat die Venus mit der Erde zu tun?
Erde und Venus sind Nachbarinnen, praktisch gleich gross und sie sind vor über 4,5 Milliarden Jahren vermutlich aus der gleichen Materie entstanden. Für die Planetologen Grund genug, den Liebesplaneten genau zu untersuchen. Im Laufe der Zeit haben sich die beiden auseinander entwickelt, «und könnten heute verschiedener nicht sein», so Nicolas Thomas: Auf der Venus ist es unwirtlich, es herrscht der enorme Druck von 92 bar und auf der Oberfläche ist es rund 460 Grad Celsius heiss. Während auf der Erde die Atmosphäre aus Stickstoff und Sauerstoff besteht, weist diejenige der Venus vor allem Schwefelsäure und 96 Prozent Kohlendioxid (CO2) auf. Ihr Augenmerk richten denn die Forschenden bei ihrer Mission auch auf die CO2-Analyse: «Auf der Venus können wir beobachten, was bei einem steigenden Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre auf dem Planeten geschieht», sagt Weltraumforscher Thomas. Auch solche Analysen sind das Ziel der internationalen Mission «Venus Express».
Auf dieser Mission ist nicht nur eine Kamera der Berner Physiker mit dabei, sondern auch gleich noch ein hochsensibler Messapparat für Neutralteilchen und Ionen des Sonnenwindes, der auf die Atmosphäre der Venus trifft. Seine Daten sollen Rückschlüsse auf die Entstehung der Venus-Atmosphäre erlauben.