Wie nachhaltig sind die Berner Hochschulen?

Nachhaltige Entwicklung ist in aller Munde. An einer Veranstaltung des Forums für Allgemeine Ökologie (IKAÖ) wurde über Nachhaltigkeit und Bildung an den Berner Hochschulen diskutiert. Wo steht deren Konzept für Nachhaltigkeit heute?

Von David Fogal 02. Dezember 2009

Die Nachhaltigkeit in der Bildung und beim Lernen fördern: Das ist das Ziel des Konzepts «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» (BNE). Die Bildungspolitik soll sich ebenso wie die Umwelt- und Wirtschaftspolitik auf die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, den Studierenden Kompetenzen zu vermitteln, die es ihnen ermöglichen, ihre Zukunft aktiv und eigenverantwortlich zu gestalten. Nämlich: über Ziele und Werte nachdenken, verschiedene Perspektiven einnehmen, autonom handeln, vernetzt denken und interdisziplinär lernen. Die Hochschulen als Institutionen werden aufgefordert, ihren Studierenden diese Fähigkeiten zu vermitteln.

Rudolf Gerber, Martin Schäfer, Urs Würgler, Reto Wissmann (Moderation), Beda Furrer und Joël Graf (v. l. n. r.) am Podium zur «Nachhaltigen Entwicklung an den Berner Hochschulen». (Bild: is/zvg)

Institutionelle Verankerung noch in den Kinderschuhen 

Sowohl die Uni Bern, die Fachhochschule Bern als auch die PH Bern stecken im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung noch in den Anfängen. Urs Würgler, Rektor der Uni Bern, betonte an der Podiumsdiskussion, die Uni Bern fokussiere auf die Forschung zu BNE. Eine institutionelle Verankerung dieser Ziele gebe es bisher nicht. Auch an der PH Bern liege kein übergeordnetes Konzept vor, so Rektor Martin Schäfer. Es sei jedoch im Interesse der PH Bern «den angehenden Lehrerinnen und Lehrer die bestmögliche Ausbildung im Bereich der BNE zu bieten», so Schäfer.

Rudolf Gerber, Rektor der Fachhochschule Bern, bläst ins gleiche Horn: «Es besteht grosser Nachholbedarf.» Gerber setzt sich an der Fachhochschule für die Schaffung eines Leitbildes ein. Er kann sich gut vorstellen, einen Nachhaltigkeitsbeauftragten einzusetzen. Joël Graf, Vertreter der Studierendengruppe Hannes Pauli Gesellschaft stimmt dem zu: Entscheidend sei, das BNE-Konzept gesamtinstitutionell umzusetzen. Hier sieht er für die Hochschulen eine Chance, sich zu profilieren. Urs Würgler widerspricht dem zum Teil: Nachhaltigkeit sei zwar wichtig, er sehe jedoch für die Uni Bern andere Profilierungsbereiche.

Diskussion zwischen den Hochschulen 

Die Erziehungsdirektion des Kantons Bern wolle für die Hochschulen geeignete Rahmenbedingungen schaffen, erläuterte Beda Furrer, Abteilungsleiter Bildungsplanung und Evaluation bei der Erziehungsdirektion Bern. «Aber die Verantwortung der Umsetzung liegt bei ihnen», sagte Furrer. Ausserdem müsse der Dialog zwischen den Hochschulen untereinander und der Erziehungsdirektion weitergeführt werden.

Das zentrale Problem der Definition 

Der Geschichts- und Ökologiestudent Joël Graf erkannte die Achillesferse der aktuellen Debatte: «Die Hochschulen haben den Begriff der nachhaltigen Entwicklung für sich noch nicht geklärt.» Dies müsse nachgeholt werden. Beda Furrer pflichtet ihm bei: «Jede Hochschule sollte zunächst ein Stärken-Schwächen-Profil erarbeiten.» Wo liegen die Herausforderungen? Wie erfolgt die konkrete Umsetzung? Solche Fragen seien jetzt zwingend zu klären.

 

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