Cholesterin-Senker können zu Muskelschäden führen
Berner Forschende vom Institut für Anatomie der Universität Bern und dem Inselspital beschreiben erstmals einen Zusammenhang zwischen strukturellen Muskelschäden und Cholesterin-Senkern.
Sie werden häufig verschrieben und nach Herzinfarkten und zur Senkung des Cholesterin-Spiegels verabreicht: die sogenannten Statine. Statine gehören zu den weltweit am weitesten verbreiteten Medikamenten. Ein Zehntel der Patientinnen und Patienten, denen die Cholesterin-Senker etwa nach einem Herzinfarkt verschrieben werden, klagen nach der Einnahme über Muskelschmerzen und Muskelschwäche. Ein Berner Forscherteam mit internationaler Beteiligung hat bei Statinpatienten, die an Muskelschmerzen litten, Proben aus der Oberschenkelmuskulatur untersucht. In mehreren Fällen konnten dabei mikroskopisch sichtbare Schäden an der Muskulatur nachgewiesen werden. Normalerweise verschwinden die Beschwerden nach dem Absetzen der Therapie. Die Berner Forscherinnen und Forscher konnten aber zeigen, dass sich in einigen Fällen die Muskelschäden nicht zurückbildeten, auch Monate oder Jahre nach Ende einer Statintherapie.

Empfindliche Patienten möglichst früh erkennen
Statine werden in der Regel erst abgesetzt, wenn der Wert eines Muskelenzyms im Blut stark ansteigt. In der Berner Studie war dieser Grenzwert aber nur bei einem der Patienten mit Muskelschmerzen überschritten. «Das bedeutet, dass diese Enzymmessung keine absolut zuverlässige Methode ist, um eine Muskelschädigung nachzuweisen», erklärt die Forscherin Annette Draeger vom Institut für Anatomie der Universität Bern. Bei Patienten mit Muskelbeschwerden unter Statintherapie sollte laut den Forschenden eventuell früher nach anderen Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden.

Das Berner Forscherteam arbeitet nun daran, die Patientengruppe, die auf die Behandlung mit Statinen empfindlich reagiert, früher zu erkennen. Ihre Studie wurde vom Nationalfonds im Rahmen des NFP53 «Muskuloskelettale Erkrankungen und chronische Schmerzen» erstellt. Die Forschungsresultate wurden im Fachmagazin «Canadian Medical Association Journal» publiziert.