Der Bartgeier segelt in die Zukunft
Das ist eine Erfolgsgeschichte: Rund 20 Jahre nach dem Start der Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen kann der Vogel seine Population nun selbst erhalten. Zu dieser Aussage kommen Berner Biologen aufgrund einer umfangreichen Datenanalyse.
Er ist der wahre König der Alpenvögel. Breitet der Bartgeier seine Flügel aus, erreicht er eine Spannweite von bis zu drei Metern. Und seine Kreise hoch über den Gipfeln kann der Vogel nun ungefährdeter ziehen: Eine Studie der Uni Bern und der Vogelwarte Sempach sagt dem Bartgeier eine rosige Zukunft voraus. Unter der Leitung von Raphaël Arlettaz von der Abteilung «Conservation Biology» und Michael Schaub von der Schweizerischen Vogelwarte haben die Forschenden in einer demographischen Analyse den Schluss gezogen, dass der natürliche Bruterfolg der wiederangesiedelten Bartgeier für einen Zuwachs des Bestandes ausreicht.

Sensibles Gleichgewicht
Diese Hochrechnungen basieren auf zehntausenden von Beobachtungen, die Projektmitarbeitende, Naturinteressierte, Jäger und Wildhüter in den letzten 20 Jahren zusammengetragen haben. So lange dauert nämlich bereits der Versuch, den Bartgeier im Alpenraum wiederanzusiedeln: Gegen Ende des 19. Jahrhundert war der Vogel ausgerottet worden und hundert Jahre später, ab 1980, wurde ein internationales Projekt mit dem Ziel lanciert, in den Alpen wieder eine sich selbsterhaltende Population zu schaffen. Dieses Ziel ist nun erreicht, auch wenn es sich dabei um ein sensibles Gleichgewicht handelt. Die Resultate wurden nun im «Journal for Applied Ecology» publiziert.
Gefahr: Vergiftungen und Windkraftanlagen
Damit dieser Trend anhält, ist es gemäss Schaub und Arlettaz wichtig, dass die Überlebensrate der Altvögel nicht einsackt. «Die Population reagiert sehr empfindlich, wenn die Sterblichkeit auch nur wenig zunimmt», schreiben die Biologen. Ausgehend von den 100 Individuen, die zurzeit frei leben, sterben jährlich rund 4 Tiere. Dieser Verlust kann aber gemäss Studie durch die erbrüteten Jungen ausgeglichen werden. Doch ist das Risiko, dass die Sterblichkeit der älteren Tiere wieder steigt, hoch: Etwa durch Vergiftungen durch die Nahrungsaufnahme – der Geier ernährt sich nämlich von Knochen toter Tiere, was ihn empfindlich gegen Giftköder macht. Eine weitere Gefahr stellen die geplanten Windkraftanlagen dar, da die Tiere mit ihnen kollidieren können.