Der Rotmilan im Fokus
Der Rotmilan ist am Schweizer Himmel ein häufiger Gast, anderswo in Europa sieht es leider anders aus. Der Biologe Adrian Aebischer gibt mit seinem neuen Buch einen Überblick über den faszinierenden Greifvogel.
Sein Ruf stand in Rumänien für den Beginn einer Dürreperiode. In Deutschland hingegen für Regen. Gemieden wurde er in Sardinien, wo sein Abschuss den Tod einer Jägersfrau bedeutet hätte: Wie Rabe und Eule fand auch der Rotmilan Eingang in den Aberglauben. Geschichtliches, aber vor allem naturwissenschaftliche Fakten über den faszinierenden Greifvogel am europäischen Himmel liefert nun ein neues Buch: Auf rund 230 Seiten gibt der Biologe und Mitarbeiter der Uni Bern, Adrian Aebischer, einen Einblick in die Biologie, Jagdstrategien, Bruterfolg, Gefährdung und Verbreitung des Rotmilans. Das Buch erscheint Ende April beim Haupt Verlag.

Faszinierende Bilder, neue Resultate
An seinem farbigen Gefieder und seiner Schwanzform wird der Rotmilan schnell erkannt. Dennoch liegt über den weit verbreiteten Greifvogel kaum ein zusammenfassendes Werk vor. Das wollte Aebischer ändern und hat in vier kurzen Monaten – «allerdings mit vielen 80-Stunden-Wochen» – die aktuellsten Studienresultate und Informationen über den Rotmilan zusammengetragen und daraus informative Texte fomuliert und übersichtliche Karten entworfen. «Ziel war es, aus den unzähligen kleineren und grösseren wissenschaftlichen Publikationen eine Synthese zu erstellen», sagt der Autor. Der Biologe hat sowohl Daten von Fachpersonen aus ganz Europa wie auch Angaben von Hobby-Ornithologen gesammelt. Das reich bebilderte Buch gibt aber nicht nur einen Überblick, sondern wartet auch mit bisher unbekannten Informationen auf, wie etwa einer noch nie in dieser Genauigkeit dagewesenen Darstellung des Verbreitungsgebietes in Osteuropa.

1500 Paare in der Schweiz
Während bei anderen Vogelspezies oft nur negative Schlagzeilen zu lesen sind, gibt es beim Rotmilan auch positive – zumindest aus der Schweiz, aus Schweden und aus Tschechein: «Der Bestand hat zugenommen», sagt Adrian Aebischer. Seit den 1960er Jahre habe er sich in der Schweiz verzehnfacht; auf heute rund 1200 bis 1500 Paare. «Die Gründe dafür sind bisher ungeklärt», gibt Aebischer zu, das sei nun Gegenstand der Forschung. Ein anderes Bild zeichne aber der Blick auf die ganze Europakarte: In einigen Gebieten Deutschlands und Frankreichs und in Spanien zum Beispiel verschwindet der Greifvogel langsam: «In Spanien werden viele vergiftet oder abgeschossen», bedauert Aebischer.
Der Autor

bj. Adrian Aebischer ist Biologie und Mitarbeiter an der Uni Bern. Er beschäftigt sich seit 2000 intensiv mit dem Rotmilan und studiert in der Westschweiz zusammen mit Kollegen die Brutbiologie, die Wanderungen und die Überwinterung dieses Vogels. In den letzten zehn Jahren hat er verschiedene Tierarten, darunter auch Rotmilane und andere Greifvögel, mithilfe der Satellitentelemetrie verfolgt. Im letzten Jahr gab Aebischer sein erstes Buch «Eulen und Käuze» heraus, ebenfalls erschienen im Haupt Verlag. Das Buch: «Der Rotmilan. Ein faszinierender Greifvogel.» Von Adrian Aebischer. Erscheint beim Haupt Verlag, ISBN: 978-3-258-07417-7