Angela Merkel erhält den Ehrendoktortitel

Zehn Ehrendoktortitel und acht weitere Preisträgerinnen und Preisträger: Am Dies academicus im 175. Jubiläumsjahr der Uni Bern wurden zahlreiche Ehrungen ausgesprochen.

Angela Merkel heisst die prominenteste Geehrte der Uni Bern im Jubiläumsjahr. Am Dies academicus verliehen Senat und Unileitung der deutschen Bundeskanzlerin den Ehrendoktortitel. Sie würdigten die Politikerin, da sie sich für das öffentliche Wohl und für den Klimaschutz einsetze. Sie lobten i.hren Einsatz für die europäische Integration, für die Pflege des christlich-jüdischen Dialogs und hoben ihr Engagement für die Anliegen der Frauen hervor. Angela Merkel ist promovierte Physikerin, stieg aber bald nach der Uni in die Politik ein. Ihre Laufbahn bei der CDU führte sie schliesslich 2005 ins deutsche Kanzleramt. Aufgrund ihres dichtgedrängten Terminplans konnte Merkel nicht an der 175. Stiftungsfeier der Uni Bern teilnehmen. Die Übergabe des Ehrendoktors soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.


Zehn Ehrendoktortitel hat die Uni Bern dieses Jahr verliehen. Angela Merkel holt ihn im nächsten Jahr ab. (Bild: Manu Friederich)

Neun weitere Ehrendoktortitel

Die Uni verlieh in ihrem Jubiläumsjahr insgesamt zehn Ehrendoktortitel. Neben Angela Merkel wurde der deutsche Ingenieur Andreas C. R. Mayer, der mit seinen Dieselmotoren für bessere Luft sorgt, von der Medizinischen Fakultät geehrt. Die Philosophisch-historische Fakultät würdigte den Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst, der seine umfangreiche Sammlung tibetischer und mongolischer Blockdrucke und Handschriften der Universität Bern zur Verfügung gestellt hat, und den Kunsthistoriker Peter Jezler, der als Direktor dem Historischen Museum in der nationalen und internationalen Museumslandschaft einen hervorragenden Ruf verschafft habe. Die Philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät zeichnete den Pionier der Verkehrspsychologie, Raphael Denis Huguenin, aus. Er habe sich für mehr Sicherheit im Strassenverkehr eingesetzt, wie in der Laudatio steht.

Der Amerikaner David E. Hinton, der von der Vetsuisse-Fakultät geehrt wird, hat mit seinen Arbeiten an Fischmodellen wichtige Erkenntnisse für die experimentelle Krebsforschung geliefert. Die amerikanische Religionswissenschaftlerin Susan Jean Ashbrook Harvey wirft gemäss der Theologischen Fakultät mit ihren Studien ein neues Licht auf die Rolle der Frau in den östlichen christlichen Kirchen und erhält dafür den Ehrendoktortitel. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät ehrte zwei amerikanische Akademiker: den Ökonomen Gregory G. Dess, dessen Publikationen zu den meistzitierten Beiträgen im Bereich des Managements gehören, und den Psychologen Wayne D. Hoyer, der zu den weltweit führenden Marketingforschern zählt. Von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät erhält Stephan Weber die Ehrendoktorwürde: Er hilft mit einem Computerprogramm Versicherungs-Juristen bei der Berechnung von komplexen Schäden und Ersatzforderungen.

Theodor-Kocher-Preis für einen Hirnforscher

Zum besten Nachwuchswissenschaftler ernennt die Universität Bern dieses Jahr den Biologen Thomas König. Der Theodor-Kocher-Preis ist mit 50’000 Franken dotiert. Thomas König, der an der Universitätsklinik für Psychiatrie und am Psychologischen Institut arbeitet, forscht auf dem Gebiet der Informationsverarbeitung durch das menschliche Gehirn. Zurzeit untersucht Thomas König Struktur und Funktion neuronaler Netzwerke und deren Wechselwirkung mit der Umwelt. Königs Erkenntnisse haben gemäss Laudatio zum besseren Verständnis der biologischen Mechanismen von mentalen Prozessen beigetragen – gerade bei psychischen Störungen wie der Schizophrenie.

Neurologe erhält Hans-Sigrist-Preis

Der Hans-Sigrist-Preis, die mit 100'000 Franken höchstdotierte Auszeichnung der Uni Bern, geht an Patrik Vuilleumier, der als Professor der Neurowissenschaften an der Uni Genf arbeitet. Der Neurologe verbindet Hirnforschung mit experimenteller Psychologie, um das Zusammenspiel von Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Emotion zu verstehen. Der Arzt und Grundlagenforscher misst das Verhalten und die Gehirnaktivierung bei Patienten mit räumlichem Neglect. Diese Störung führt dazu, dass die Betroffenen die eine Hälfte ihrer Umgebung kaum noch wahrnehmen. Vuilleumier ist seit 2006 Professor der Neurowissenschaften an der Universität Genf.

«Fisch-Forscher» erhalten Umweltforschungspreis

Den Berner Umweltforschungspreis von 15'000 Franken teilen sich Daniel Bernet vom Institut für Tierpathologie der Universität Bern und David Bittner, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wasserforschungsinstitut EAWAG. Die beiden Biologen überprüften mögliche Ursachen der bei Thunersee-Felchen beobachteten Veränderungen der Geschlechtsorgane. Sie fanden heraus, dass das Zooplankton, das als Nahrung dient, für die Deformationen eine wichtige Rolle spielt, und dass die betroffenen Felchen unter einem disregulierten Immunsystem leiden. Mit dem Berner Umweltforschungspreis werden alle zwei Jahre Arbeiten ausgezeichnet, die einen gesellschaftlich relevanten Beitrag zum besseren Verständnis von Umweltproblemen leisten. Der Anerkennungspreis von 1000 Franken geht an Valeria Kunz, die ein Bildungsprojekt der Swiss Academy for Development für benachteiligte Kinder in Nepal leitet.

Best Teaching Award

Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Nyffenegger und der Historiker Joachim Eibach erhalten ex aequo den Credit Suisse Award for Best Teaching. Eibach begeistert die Studierenden mit seiner Analyse historischer Wissensordnungen, Nyffenegger mit ihrer Hinterfragung mittelalterlicher englischer Geschichtskonstruktionen.

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