Ein guter Hörsaal hat Tageslicht und bequeme Stühle

Top oder flop: Die Abteilung Bau und Raum hat die Qualität der Uni-Hörsäle und Uni-Bibliotheken evaluiert. Herauskristallisiert hat sich die Wichtigkeit von Tageslicht und Sitzkomfort – und dass die Präferenz für eine Bibliothek zum Lernen von vielen Faktoren abhängt.

Von Bettina Jakob 17. Dezember 2009

Alpensicht, Fensterplatz, Stuhlpolster – was unterscheidet einen guten Hörsaal von einem schlechten? Und in welcher Bibliothek lernt es sich am besten? Dieser Frage ging die Abteilung Bau und Raum der Uni Bern unter der Leitung von Kaspar Staub nach. Die Erkenntnisse der Umfrage sollen in die Planung und in den Bau künftiger Hörräume und Bibliotheken einfliessen. Erste Verbesserungen sind aber schon heute sicht- beziehungsweise fühlbar: In der Zentralbibliothek an der Münstergasse stehen an den Leseplätzen neue, bequeme Stühle.

Wo lernt man am besten? Etwa in der Zentralbibliothek der Münstergasse? (Bilder: zvg)
Wo lernt man am besten? Etwa in der Zentralbibliothek der Münstergasse? (Bilder: zvg)

Hörsäle: Mehrheitlich zufriedene Studis

Über 2000 Studierende beantworteten die Fragen des Online-Fragebogens zu den Qualitäten der Hörräume. Dabei wurde deutlich, dass sie die Vorlesungen am liebsten über Videoprojektor verfolgen und Bäume als Aussicht mögen. Aber vor allem fanden die Projektverantwortlichen heraus, dass das Wohlbefinden im Vorlesungsraum signifikant mit dem Gefallen an der Architektur zu tun hat. Ebenso hängt das Behagen mit dem Komfort des Sitzplatzes zusammen (Kommentar eines Studierenden: «An der Grenze des Zumutbaren finde ich das Sitzplatzsystem in der Aula. Das ist eng, kompliziert, und ich tu mir immer weh beim Rausklappen der Sitze.»). Wichtig ist auch, dass Tageslicht vorhanden ist, «darum sind auch die Vorlesungsräume im Exwi bei den Studierenden nicht besonders attraktiv», sagt Kaspar Staub. Am beliebstesten sind der Demonstrationshörsaal am Tierspital und die grossen Hörsaale an der Unitobler, die an den Platanenhof grenzen. Auf Rang drei liegt der grosse Hörsaal im Parterre der UniS. Die Umfrage zeigt, dass viele Studierenden «sehr zufrieden» sind mit den Vorlesungssälen der Uni Bern, fasst Staub zusammen.

Der Gewinner-Hörsaal am Tierspital: Hier fühlen sich die Studierenden am wohlsten.
Der Gewinner-Hörsaal am Tierspital: Hier fühlen sich die Studierenden am wohlsten.

Bibliotheken: Individuelle Präferenzen

Auch der Komfort der Bibliotheken wurde unter die Lupe genommen. «Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmenden lernen oder arbeiten nämlich öfters in einer Bibliothek der Uni Bern», sagt Staub. Die Studis gaben an, was ihnen wichtig ist am Lernplatz zwischen den Büchern: Leseleuchte, Internetzugang, Tageslicht. Gefolgt von einem verstellbaren Stuhl mit Polsterung, der Gestaltung des Raumes, Erholungszone und Gruppenarbeitsraum. Doch die Projektbeteiligten halten aufgrund der Umfrageergebnisse und Experteneinschätzung fest: «Die ideale Lern- und Arbeitsumgebung ist individuell bestimmt und nicht nur von der räumlichen und gebauten Umgebung abhängig.» Das Ranking der Bibliotheken sei «multifaktoriell» geprägt, meint Kaspar Staub. So hätten die Einzelnen jeweils andere Gründe, warum sie nun in der Zentralbibiolthek an der Münstergasse lernen oder in der Fachbereichsbibliothek am Bühlplatz büffeln.

VonRoll soll Juristische Bibliothek entlasten

«Es gibt nicht DIE Bibliothek der Zukunft, sondern vielmehr Bibliotheken mit verschiedenen Profilen», so Staub, «bestimmt durch ihren Standort, durch die unterschiedlichen Öffnungszeiten und angepassten Dienstleitungsangeboten.» Ein Augenmerk will die Abteilung Bau und Raum sicher auf den Ballungspunkt Juristische Bibliothek im Hauptgebäude richten und hofft, diesen durch die Fachbereichsbibliothek Human- & Sozialwissenschaften vonRoll, die im Jahr 2013/2014 eröffnet werden soll, zu entlasten. Die ersten Massnahmen aufgrund der Umfrage hat die Abteilung Bau und Raum aber bereits ergriffen: An den Leseplätzen der Zentralbibliothek stehen bereits neue Stühle, «denn die alten haben schrecklich gequietscht», so Staub.