Maurice E. Müller ist verstorben

Im Alter von 91 Jahren ist der Berner Arzt Maurice E. Müller gestorben. Seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der orthopädischen Chirurgie waren weltbekannt. Müller war ausserdem Kunstliebhaber: Der Stadt Bern hatte er 70 Millionen Franken für den Bau des Zentrums Paul Klee geschenkt.

Maurice E. Müller ist am Sonntag, 91-jährig, gestorben. Mit ihm verliert die Universität Bern einen ihrer Pioniere – Müller hatte über 40 Jahre lang Meilensteine in der Chirurgie des Bewegungsapparates gesetzt: Er hatte die Hüfttotalprothese massgeblich mitentwickelt, wie sie heute weltweit erfolgreich und routinemässig eingesetzt wird. Dabei sei die Berner Fakultät 1963 ein Wagnis eingegangen, als sie den St. Galler Chirurgen PD Dr. med. Maurice E. Müller zum Ordentlichen Professor und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie gewählt hatte. Dies schrieb Prof. emer. Ewald Weibel in einem Rückblick anlässlich Müllers 90. Geburtstag. Der Grund: Die von Maurice E. Müller mitentwickelte chirurgische Behandlung von Knochenbrüchen mittels Platten und Schrauben stiess damals bei etablierten Chirurgen auf heftigen Widerstand. Heute ist diese Methode die weltweit akzeptierte Standardbehandlung.

Die Uni Bern verliert einen ihrer Pioniere: Maurice E. Müller ist tot. (Bild:zvg)

Bei seinem Einzug in Bern brachte Maurice E. Müller auch ein zweites zukunftsweisendes Arbeitsgebiet mit: die Hüftchirurgie. Neben der Hüftprothese entwickelte er eine differenzierte Operationsplanungsmethode, die ein genaues und schonendes Operieren gestattete, und er führte strengste Sterilitätsanforderungen an die Operationssäle ein. Schliesslich wurden alle Fälle eingehend dokumentiert, was eine kritische Beurteilung der Operationsergebnisse gewährleistete.

Zwölf Ehrendoktortitel

Mit diesen beiden Pionierleistungen stieg Maurice E. Müller zu einem der unangefochtenen Leader der Orthopädischen Chirurgie weltweit auf, was schon die Tatsache bezeugt, dass ihm zwölf Universitäten aus der ganzen Welt die Würde eines Ehrendoktors verliehen haben. Bern wurde durch seine Ausstrahlung zu einem führenden Zentrum der orthopädischen Chirurgie. Die von ihm organisierten Kurse über Hüftprothetik haben Zehntausende von Orthopäden aus allen Erdteilen angezogen. So gibt es wohl kaum einen Ort, wo nicht ein Müller-Schüler wirkt.

Die Fondation Maurice E. Müller

1967 gründete Maurice E. Müller mit einigen Freunden die Protek AG für den Vertrieb der Implantate und Instrumente, die später Sulzer AG in Winterthur herstellte. Die Gewinne der Protek AG flossen in die Protek Stiftung, die 1974 zur Fondation Maurice E. Müller wurde. Die Fondation hatte zum Ziel, die Ausbildung, Forschung und Dokumentation in der Orthopädischen Chirurgie zu fördern. Sie wurde die Nutzniesserin des grossen Erfolgs von Müllers Entwicklungen. An der Universität Bern konnten mit den Mitteln dieser Stiftung bedeutende Projekte finanziert werden – zunächst ein Dokumentations- und Ausbildungszentrum in einem teilweise mit Mitteln der Fondation errichteten Gebäude des Inselspitals, dem späteren Maurice E. Müller Haus. Hier wurden die zahlreichen Fortbildungskurse mit grossem Einsatz durchgeführt, wobei der Chirurg Müller jeweils eine seiner Operationen live mittels Television in den Hörsaal übertragen liess.

Stets voller Grosszügigkeit

Anlässlich seiner Emeritierung im Jahr 1981 wurde auf Anregung der Medizinischen Fakultät ein Institut für Biomechanik gegründet und von der Fondation finanziert. Zudem baute die Fondation ein weites internationales Netzwerk aus, dessen Ankerpunkt in Bern angesiedelt war. Diese grosse Förderungsarbeit entstammte einer grosszügigen Haltung des Starchirurgen, der dank genialer Entwicklungen am Ursprung eines beeindruckenden wirtschaftlichen Erfolgs stand. Maurice E. Müller’s Credo war: «Was ich nicht mit meinen Händen verdient habe, gehört nicht mir.» So hat er die Gewinne aus der wirtschaftlichen Nutzung seiner Erfindungen und Entwicklungen weitergegeben, zunächst zur Förderung seiner eigenen Wissenschaft, dann aber im Sinne echten Mäzenatentums weit darüber hinaus.

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