Forschung als Erlebnis für die Sinne
Die Universität Bern feiert ihr 175-jähriges Bestehen. In dieser Zeit wurde in unterschiedlichsten Fachgebieten viel geforscht. Die Installation «Op.Cit.» von Studierenden fasst diese Erkenntnisse in eindrücklicher Art und Weise zusammen.
Op.Cit. bedeutet «opera citate» und bezeichnet das Zitieren aus einem Werk. Eine Gruppe von Studierenden überführt nun diese, für die Wissenschaft zentrale, Arbeitsweise in Kunst und zeigt Auszüge aus 175 Jahren Forschung als visuelle Installation. Im Garten der UniS werden in einem weissen Zelt Zitate aus über 200 verschiedenen Lizenziats- und Doktorarbeiten projiziert. Die Präsentation wird durch einen angenehmen Klangteppich untermalt. Im Innern des Zeltes entsteht so eine eindrückliche Verwebung von Forschungstradition und -entwicklung.

Forschungsergebnisse als Kunst: Die Installation «Op.Cit.» an der UniS. (Bilder: Theresa Beyer/zvg)
Vom Radio an die Leinwand
Die Idee zu «Op.Cit.» entstand während einer Ausgabe der studentischen Radiosendung «Unibox». Diese hatte das Fach Musikanthropologie zum Thema. «Die Rückmeldungen auf die Sendung waren sehr interessant. Für viele fachfremde Zuhörerinnen und Zuhörer war diese Art von Forschung neu und wahrscheinlich auch etwas befremdlich», meint Theresa Beyer, Mitorganisatorin von «Op.Cit.». Dies sei der Anstoss zum heutigen Projekt gewesen: Ziel sei es, den Zuschauern auf leicht verständliche Weise die Universität mit ihren Forschungsgebieten und ihrer Wissenschaftstradition näher zu bringen. «Die Idee einer Videoinstallation kam spontan am Küchentisch meiner Wohngemeinschaft auf», erklärt Beyer weiter. Dank der finanziellen Unterstützung durch «Spotlight», einer Kooperation der StudentInnenschaft der Uni Bern SUB und der PostFinance, konnte das Projekt auch realisiert werden.
Verwirrendes und Urkomisches
Die von «Op.Cit.» verwendeten Zitate stehen nicht bezugslos im Raum. Die Installation verbindet auf geschickte Weise die projizierten Auszüge und schafft so ein neues Ganzes. Dies führt manchmal zu absurden, manchmal zu witzigen Kombinationen – ein Beispiel solcher Wortzusammenspiele: «Meiner lieben Erika gewidmet.» – «[...] Erika keilt gegen den dunklen Fichtenwald aus.» Aber auch Einzelzitate, die aus ihrem Kontext isoliert wurden, lassen den Zuschauer schmunzeln und zeitweise auch nachdenken: «Das eigene Ich ist Objekt der Libido.» Oder: «Wesentlich ist die Verdaulichkeit der Nahrung.»

Eintreten, staunen, schmunzeln: Wissen als etwas anderes Erlebnis.
Aufwendige Recherche
«Op.Cit.» versucht die Universität möglichst umfassend darzustellen. «Viele Leute aus unterschiedlichen Fachgebieten haben uns geholfen, Arbeiten durchzulesen, um passende Zitate zu finden», erklärt Theresa Beyer. Dabei hätten sie insgesamt 35 Bibliotheken durchstöbert und über 450 Zitate für ihre Zwecke notiert. «Wir haben vor allem nach skurrilen und antiquierten Inhalten gesucht. Es ist interessant zu sehen, wie sehr die Wissenschaft vom jeweiligen Zeitgeist beeinflusst ist», stellt Beyer fest. Am ertragreichsten seien die Fächer Sozialanthropologie, Medizin, Jura und Erziehungswissenschaften gewesen. Die fleissigen Helferinnen und Helfer wurden mit einem Büchergutschein belohnt.
Die Installation sollte man sehen – nicht zuletzt ist «Op.Cit.» auch ein Anagramm für «optic». Wissenschaft wird in diesem Studierenden-Projekt auf eindrückliche und selbstironische Weise, ja leichtfüssig präsentiert.