Rickenbacher operiert frisches Gemüse

Heute schon operiert? Für einmal können alle Gott in Weiss spielen und am OP-Tisch ihr chirurgisches Geschick unter Beweis stellen: In der Filiale der Berner Kantonalbank am Bundesplatz präsentiert die Uni Bern bis am 2. Mai ihre neusten Errungenschaften in der Hightech-Medizin.

Von Bettina Jakob 30. April 2009

In seiner Hand liegt nicht nur die Volkswirtschaft des Kantons Bern, sondern neuerdings auch ein Endoskop: Regierungsrat Rickenbacher führt das Operationsinstrument mit der linken Hand in die Bauchhöhle hinein, die Kamera bildet das Innere auf einer Leinwand ab. In der Rechten liegt eine Klemme, mit der er versucht, ein Stück Bachspeicheldrüse zu greifen. Andreas Rickenbacher – ein Chirurg? Das können für einmal alle sein, welche die BEKB-Niederlassung am Bundesplatz besuchen: Denn die Bauchhöhle ist eine abgedeckte Kiste in grüne OP-Tücher gehüllt, in ihrem Innern simuliert eine frische aufgeschnittene Peperoni eine Bauchspeicheldrüse, aus der man mit viel Geschick einen Kern herausoperieren kann. 

Foto von Regierungsrat Andreas Rickenbacher, wie er eine Operation simuliert und seine Instrumentenführung am Bildschirm verfolgt.
Versucht sich als Chirurg: der Berner Regierungsrat Andreas Rickenbacher. Bilder: Manu Friederich

An der Wanderausstellung über die Berner Hightech-Medizin kann man die moderne Chirurgie hautnah erleben. Sie gastiert bis zum 2. Mai in Bern und zieht dann weiter nach Biel, Burgdorf, Thun und Langenthal. Das Projekt wurde von der Universität Bern gemeinsam mit der Berner Kantonalbank BEKB / BCBE zum 175-Jahr-Jubiläum der Uni lanciert.

100 Jahre immer mit Erfolg

«Die Berner Medizintechnik geniesst heute international ein hohes Ansehen, und für die Uni ist sie ein wichtiges Profilierungsgebiet», sagte Uni-Rektor Urs Würgler anlässlich der Eröffnung. Zu verdanken sei dies einer langen Tradition der Zusammenarbeit zwischen Medizinern und der Industrie. Was mit Nobelpreisträger Theodor Kocher und seiner Kropfchirurgie im 19. Jahrhundert begann, wurde im 20. Jahrhundert fortgesetzt: Die Berner Augenklinik entwickelte zusammen mit einer mechanischen Werkstatt das Spaltlampen-Mikroskop, mit welchem die Ärztinnen und Ärzte ins Augeninnere blicken konnten.

Auch das vom Berner Chirurgen Maurice E. Müller entworfene, x-teilige Instrumentarium zur Operation des Bewegungsapparates insbesondere zum künstlichen Ersatz des Hüftgelenks ist eine erfolgreiche Kooperation zwischen Medizin und Technik. Bis heute mischt Bern in der Medizintechnik an der Weltspitze mit: Am kürzlich gegründeten «Artificial Organs Center für Biomedical Engineering Research» (ARTORG) an der Uni werden unter anderem Navigationssoftware und Operationsinstrumente für die minimal invasive Chirurgie entwickelt. 

Nahaufnahme der Hände eines Besuchers, der ein Instrument in den Händen hält und ausprobiert.
Die Aussstellungs-Besucher können modernste Hightech-Instrumente ausprobieren, die in den OP-Sälen die Arbeit der Chirurgen erleichtern.

Wachstum trotz schlechter Wirtschaftslage

Der Berner Volkswirtschaftdirektor Andreas Rickenbacher betonte die Wichtigkeit der Medizintechnik für den Kanton, als «Motor» und für deren positive Entwicklung lobte er die Forschungsstätte Uni Bern. Die rund 320 Medizintechnik-Unternehmen im Kanton beschäftigen 7’000 Personen und erwirtschaften gemäss Rickenbacher rund 2,7 Milliarden Franken pro Jahr; in der Schweiz sind es 1’300 Firmen mit insgesamt 45’000 Arbeitnehmenden und einem Jahresumsatz von 20,3 Milliarden.

Der Volkswirtschaftsdirektor geht davon aus, dass die Branche trotz finanzwirtschaftlicher Herausforderungen dieses Jahr um fünf bis neun Prozent zulegen wird. Das Ziel: «Die Schweiz und der Kanton Bern sollen sich zum weltweit besten Standort für Medizintechnik entwickeln.» Und in diesem Bemühen komme der Uni Bern eine wichtige Rolle zu.