Im Sauseschritt durchs 2009
Ein Jahr wie ein glitzerndes Weihnachtspäckli: Das 175-Jahr-Jubiläum der Uni Bern war vollgepackt mit Aktionen und Events für alle. Höhepunkte waren die Weltraum-Ausstellung an der BEA, der Raketenwettbewerb, DAS Fest und der Fakultätstag. Ein Blick zurück.
A wie Aeschbacher. Der Talkmaster aus dem Schweizer Fernsehen kitzelte im Kultur-Casino allerlei Geständnisse aus seinen Gästen heraus: Medizin-Dekan Peter Eggli gab zu, noch nie einen Gott in Weiss gesehen zu haben und Andreas Zurbriggen, Vorsteher von der Vetsuisse, konnte seine Vorliebe für Bonsai-Bäume nicht verbergen.
B wie Boulder. An der Uni klettert man nicht nur die Karriereleiter hoch, sondern auch eigentümlich an Steinblöcken herum. Am «Uni-Schtei» des Universitätssports können gewandte Sportlerinnen und Sportler beim Bouldern ihren Körper fit halten. Der Sockel des Bouldersteins besteht aus unzähligen Einzelsteinen, die Unisporttreibende – gar aus fernen Kontinenten – mitgebracht haben.
C wie Cape Canaveral. Während der BEA verwandelte die Uni die Allmendwiese in einen Weltraumbahnhof. Die von Schülerinnen und Schülern gebauten Raketen flogen bis zu 100 Meter in die Höhe. Der beste Hobby-Raketenbauer wurde ausgezeichnet und gewann eine Reise nach Cape Canaveral.
D wie Denkplatz. In Bern hecken Wissenschaft und Verwaltung zusammen politische Strategien aus. Im vergangenen Jahr taten sie dies auch an drei vom Kompetenzzentrum für Public Management mitorganisierten Tagungen – und feilten damit an einem der Standortvorteile der Hauptstadt und an einem Forschungsschwerpunkt der Uni Bern.
E wie E-Voting. Abstimmen im Internet – das geht zwar noch nicht. Aber mit «Smartvote» können Wählerinnen und Wähler online herausfinden, wer ihre Lieblingskandidaten sind. Die Uni ist an der Entwicklung von «Smartvote» beteiligt und stellte das Wahlhilfe-Tool an der BEA vor.
F wie Fladenbrot. Die Theologen rezitierten am Fakultätstag nicht etwa Psalmen, sondern nutzten die Bibel für einmal als Kochbuch: Sie servierten den Besucherinnen und Besuchern Getreidefladen und Granatäpfel. Bei den Geologen wurden Steine geschliffen, am Tierspital Pferde beschlagen, und bei den Psychologen erfuhr man endlich die Wahrheit übers Lügen.
G wie Gral. Im Jubiläumsjahr liess die Uni Bern nichts aus, sie suchte gar nach dem heiligen Gral. Die Ausstellung «Schachzabel, Edelstein und der Gral» erzählte die Geschichte von Parzival, eines der bedeutensten Werke der deutschen Literatur: Der junge Tor steigt in König Artus’ Tafelrunde und zum Herrscher über das Gralsreich auf.
H wie hausgemacht. Nicht etwa Konfitüre, sondern Theater, Konzert, Installation, Texte. Die Studierenden der Uni Bern zeigten sich auch im Jubiläumsjahr von der künstlerischen Seite und inszenierten ein postdramatisches Stück, liessen Forschung erklingen, sich vom Wissen beissen und feierten tüchtig an der Release-Party des Studi-Magazins «unikum».
I wie ISBN: Sie sind die Erinnerung an das Jubiläum – Bücher zu den Schwerpunktsthemen dieses Jahres. Das Buch «Stadtuniversität Bern. 175 Jahre Bauten und Kunstwerke» zeigt die erstaunliche Vielfältigkeit der Uni-Architektur. Weit über Bern hinaus schaut das Werk der Weltraumforschenden «Archäologie im All. Die Suche nach dem Ursprung des Lebens».
J wie Jungfrau. Es sind keine gewöhnlichen Wanderwege. Unterwegs auf den 7 Klimapfaden rund um Eiger, Mönch und Jungfrau erfahren die Besucherinnen und Besucher über ein GPS-gesteuertes iPhone in Text und Bild, welche Veränderungen der Klimawandel heute in der Jungfrauregion verursacht.
K wie Komposition. Endlose Musik auf kreisrunden Notenblättern, mit Elementen aus Christentum, Judentum und Islam: Das Oratorium des Berner Komponisten Daniel Glaus, das anlässlich des Uni-Jubiläums im Münster uraufgeführt wurde, ist ein Werk der Sonderklasse.
L wie Leiterlispiel. Mal gehts rauf, mal aber auch tüchtig runter. Unvorhersehbares wie beim Leiterlispiel kann auch in der Karriere passieren. Die Abteilung für Gleichstellung von Frauen und Männern zeigte an DAS Fest, was passiert, wenn man sich in der Uni-Laufbahn entgegen den Rollenbildern entscheidet. DAS Fest bot in der ganzen Länggasse eine fröhliche Nacht mit Kultur, Musik und Party.
M wie mobil. Die Uni Bern bewegt – sich und andere. Das zeigte sie auf dem Netz von Bernmobil. Im Tram mit bunten Bildern aus ihrer Forschung bewegte sich die Alma mater bernensis zu den Leuten und transportierte unzählige Bernerinnen und Berner quer durch die Stadt.
N wie Neuanfang. Fliehen, weg aus der Misere – für diesen Schritt entschieden sich im 19. Jahrhundert viele Schweizerinnen und Schweizer und wanderten nach Amerika aus. In einer Ausstellung beleuchtete das Institut für englische Sprachen und Literaturen die Schicksale der Auswanderer, die grosse Träume hatten und oft mit leeren Händen zurückkehrten.
O wie OP-Zange. Einmal selber Arzt sein und nach dem Skalpell greifen? Das machte die Medizintechnik-Ausstellung des ARTORG Centers for Biomedical Engineering Research möglich – jedenfalls annähernd: Mit Zange und Endoskop konnten Geschickte ein paar Kerne aus einer Peperoni herausoperieren.
P wie Palme. Förster und Biologen zeigten im Wald die Spuren des Klimawandels. Buchen und Eichen müssen sich den steigenden Temperaturen und extremen Witterungsverläufen anpassen. Und vielleicht besiedeln schon bald exotische Pflanzen wie die Hanfpalme die Berner Wälder.
Q wie Quartier. Vom Hauptgebäude zur Unitobler bis ins von Roll-Areal: Seit 100 Jahren breitet sich die Uni in der Länggasse aus. Zum Jubiläum führte sie die Besucherinnen und Besucher quer durch ihr Quartier und zeigte, wie sich die Architektur der Uni-Gebäude im Laufe der Zeit entwickelt hat.
R wie Römisches Bad. Heute für lauschige Plätze an der Aare bekannt, doch bereits bei den Römern beliebt: Der Reichenbachwald ist voller archäologischer Funde, darunter ein römisches Bad. Auch die Kelten lebten schon auf der Engehalbinsel. Das Institut für Ur- und Frühgeschichte & Archäologie der Römischen Provinzen führte durch Brenodurum, die frühe Stadt auf Berner Boden.
S wie Spion. Mit dem Buch «Der Spion, der aus der Kälte kam» wurde John le Carré berühmt. Am offiziellen Festakt im Münster hielt der Engländer eine warme Rede über seine Zeit an der Uni Bern. Die Universität habe seiner Kreativität freien Lauf gelassen. Warum er hier gelandet sei? Ob er wohl die Schönheit der Stadt mit einem flüchtigen Blick aus dem Zugfenster erkannt habe? Es sei ihm ein Rätsel geblieben.
T wie Teleskop. 400 Jahre nach Galileo Galilei bauten in der Nacht der Sterne im ganzen Kanton hunderte Kinder und Erwachsene ihr erstes eigenes Teleskop zusammen. Damit, aber auch mit den riesigen Teleskopen von Hobby-Astronomen, bestaunten sie eine Nacht lang den Himmel über Bern.
U wie Urknall. Rosetta flog im Jubiläumsjahr zum letzten Mal an der Erde vorbei. Die Uni verabschiedete die Weltraumsonde mit einem Fest ins All. Die Reise von Rosetta zu ihrem Zielkometen ist auch eine Reise zurück zum Ursprung des Weltraums: Von allen Himmelskörpern haben Kometen Material aus der Zeit des Urknalls am besten konserviert.
V wie VIP. Glanz und Gloria im Kultur-Casino: Ein filmischer Rückblick auf die Jubiläumsevents, Ansprachen, funkelnde Leuchter, eine Sinfonie von Haydn und zehn Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren – das war der Dies academicus 2009.
W wie Wissenswand. Forschung als Skulptur? Studierende der Berner Fachhochschule Architektur, Holz & Bau haben es geschafft, das Abstrakte in eine handfeste Form zu bringen. Historische, räumliche und wissenschaftliche Fixpunkte der Uni Bern verschmolzen schliesslich zu einer verwinkelten Wissenswand von über 7 Metern Länge.
X wie XL. Ein riesiges Projekt über einen Riesen: Die «Universum»-Ausstellung der Uni Bern an der BEA übertraf alle Jubiläumsevents. Rund 260'000 Besucherinnen und Besucher zählte die BEA, und wohl die meisten machten einen Abstecher ins inszenierte Weltall mit übergrossen Raketenmodellen, Sonden und wissenschaftlichen Informationen.
Y wie Young Boys. Eine Anekdote aus der Uni-Geschichte: Im Jahr 1898 gründeten eine Hand voll Gymnasiasten und spätere Studenten der Uni Bern den Fussballclub Young Boys. Den Namen wählten sie in Anlehnung an die Basler Old Boys, deren Spiel sie bewunderten. Schon bald überflügelten die Berner Studis ihre Vorbilder – 1903 holten sie den ersten Meistertitel.
Z wie Zickzack. Die Events zum Jubiläum fanden nicht nur im Uni-Quartier Länggasse statt, sondern im ganzen Kanton Bern und mit der Rosetta-Sonde gar im Weltall, in der Vergangenheit bei den Römern und Kelten, den Rittern, aber auch im Wald der Zukunft – es war ein munterer Zickzack durch 175 Jahre Wissenschaft an der Uni Bern.