«Und ich wähl' ihn trotzdem nicht»

Befürworten Sie den Bau neuer AKWs? Sind Sie dafür, das Stimmrecht ab 16 Jahren einzuführen? Mit solchen Fragen eruiert das Programm «Smartvote» Ihre politische Einstellung. Die Online-Wahlhilfe wird von der Uni Bern an der BEA/PFERD vorgestellt − und sorgt für Gesprächsstoff.

Von Res Mettler 19. Mai 2009

Ein Mann um die fünfzig sitzt am Laptop und beantwortet Fragen, die auf dem Bildschirm aufleuchten. In einer Nische in der BEA-Halle 310 klickt er sich durch den Fragekatalog von «Smartvote». Die Online-Wahlhife spuckt zum Schluss ein Spinnendiagramm aus, das zeigt, wo der Mann politisch steht. Er ist für eine aussenpolitische Öffnung, mehr Umweltschutz und einen gut ausgebauten Sozialstaat. Auf der anderen Seite zeigt das Diagramm, dass eine restriktive Migrationspolitik und wirtschaftliche Liberalisierung bei ihm keinen Anklang finden. Noch ein Klick – und das Programm vergleicht das politische Profil des BEA-Besuchers mit jenem der Politiker und Parteien und gibt eine Wahlempfehlung ab. Erwartungsgemäss stehen Sozialdemokraten und Grüne zuoberst auf der Liste, während VertreterInnen der SVP nur 30 Prozent seiner Ansichten teilen.


Testen ihre politische Einstellung – BEA-Besuchende am Uni-Stand zur Online-Wahlhilfe «Smartvote». (Bild: res)

Abstimmen wird zum Spiel

Der Stand an der BEA/PFERD wird von Mitarbeitenden des Kompetenzzentrums für Public Management (KPM) der Uni Bern betreut. Seit 2005 ist das KPM am Forschungsprojekt «Smart-voting» beteiligt, das durch den Schweizer Nationalfonds finanziert wird. Das Projekt untersucht die Benutzung von «Smartvote» durch die Wählenden und die Kandidierenden. Welche Chancen und Risiken ergeben sich, wenn viele Leute in einer Demokratie eine Online-Wahlhilfe benutzen? Und stimmen die Politiker auch tatsächlich so, wie sie den Fragebogen ausfüllen? Darüber wird an der Uni geforscht. Die Ergebnisse werden an der Berner Frühjahresmesse der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Stand lernen die Besucherinnen und Besucher das Programm «Smartvote» und das E-Voting, das Abstimmen per Internet, kennen. Auf spielerische Art wird den Leuten so der Zugang zur Politik erleichtert.

Das ist die Auswertung eines Fragebogens: Ein Spinnendiagramm gibt einen Überblick über die eigenen Polit-Ansichten. (Grafik: Smartvote)

«E-Voting ist mir zu riskant.»

Ein Besucher fragt unsicher: «Werden hier Computer verkauft?» Giorgio Nadig, der für den Stand verantwortlich ist, erklärt dem Mann, worum es geht. Sofort vertiefen sich die beiden in ein Gespräch über biometrische Pässe und diskutieren Sinn und Unsinn von E-Voting. Der Besucher meint: «Abstimmen übers Internet finde ich eine gute Sache, weil man es dann bequem von zu Hause aus tun kann. Vielleicht trägt das ja dazu bei, dass mehr Leute abstimmen.» Eine Besucherin hat Bedenken mit der Sicherheit und meint: «Ich bin nicht so Computer-Fan, und das elektronische Abstimmen wäre mir zu riskant. Hacker könnten die Daten verändern.» Ihr Ehemann hat die Fragen auf «Smartvote» beantwortet und ist überrascht, dass es auf seiner Liste Politiker dabei hat, von denen er nicht gedacht hätte, dass sie gleich denken wie er. «Zum Beispiel ist Schenk von der SVP drauf, aber wählen werde ich den trotzdem nicht.»

Die BEA ist noch bis am 24. Mai geöffnet. Bis dann können am Stand in der Halle 310 Smatvote und weitere Online-Instrumente ausprobiert werden. Beim Politquiz kann man zudem sein politisches Wissen auf die Probe stellen.

Res Mettler ist Student und Redaktor des unikum, des Magazins der StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB).
 

 

 

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