Schwerelos mit der Uni Bern

Mit Galilei durchs Fernrohr schauen? Aus dem Liegestuhl in die Supernova blinzeln? An der BEA/PFERD treibt die Uni Bern zu extremer Weitsicht an – bis tief ins All. Sie zeigt die Sonderausstellung «Gastland Universum».

Von Bettina Jakob 15. Mai 2009

Und sofort fühlt man sich etwas leichter, wenn man den Teppich betritt. Er ist zwar nicht rot, aber trägt das Muster der Mondoberfläche und gibt dem Fuss leicht nach. Über dem Kopf schwebt der glitzernde SOHO-Satellit, zwar an Fäden und nur als Modell, doch er leitet den Blick weiter zu den Raketen und zum «Mars Pathfinder», dem kuriosen Raupengefährt, das über den Mars kraxelte – und im Himmel darüber explodieren die Supernovas: So schwerelos fühlt man sich im «Gastland Universum» an der Berner Frühjahrsmesse BEA/PFERD. «Die BEA hebt ab dank der Universität Bern», sagte Nicolas Markwalder, Verwaltungsratspräsident der BEA bern expo. Die Alma Mater Bernensis hat zu ihrem 175-Jahr-Jubiläum zusammen mit der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA und der Fondation Johanna Dürmüller-Bol die Sonderausstellung realisiert. «Wir sind stolz auf unsere Universität», fasste Markwalder zusammen.

Extraterrestrisches an der BEA: Der «Mars Pathfinder» vor der eingeblendeten Marsoberfläche. (Bilder: Manu Friederich)

Bern ist mit an der Spitze

Mit gutem Grund: Gerade in der Weltraumforschung arbeitet die Uni Bern international an der Spitze mit, wie Uni-Rektor Urs Würgler an der Eröffnung sagte. Der Erfolg der Abteilung für Planetologie und Weltraumforschung am Physikalischen Institut zeigt sich an zahlreichen Beispielen: Schon Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond, hatte 1969 ein Sonnenwindsegel dabei, das in Bern konstruiert wurde; mit der Spezialfolie wurden von der Sonne ausgeschleuderte Teilchen eingefangen und später in den Labors untersucht.

Bis heute sind auf zahlreichen ESA- und NASA-Missionen Berner Hightech-Geräte mit an Bord – die «Venus-Express»-Sonde liefert bereits Daten, die «Rosetta»-Mission ist noch auf dem Weg zu ihrem Ziel-Kometen und die Merkur-Mission der ESA soll im 2013 starten. Die Missionen haben laut Rektor Würgler ein stets gleiches Ziel: «Sonne, Planeten und andere Himmelskörper erforschen und so dem Ursprung der Materie auf die Spur kommen.»

Die Geschichte der Raumfahrt: Die Uni-Ausstellung bietet neben Spektakulärem viel Wissenswertes.

Das Geheimnis von Theorie und Praxis

Der Erfolg der Berner Weltraumforschenden liegt in der besonderen Aufteilung ihrer Arbeit, wie Würgler sagte: Die Abteilung beschäftigt ihre rund 75 Mitarbeitenden sowohl im theoretischen wie im praktischen Bereich. Theoretiker entwerfen Hypothesen. Techniker bauen flugfähige Geräte, welche Experimentaldaten liefern. Diese finden wiederum Eingang in die theoretischen Modelle. Dank der Verwobenheit der wissenschaftlichen Ansätze nimmt Bern eine gewichtige Rolle in diesem Forschungsbereich ein – und will diese halten: «Die Uni Bern hat die Weltraumforschung in ihrer Strategie zu einem ihrer Profilierungsschwerpunkte erklärt», so Würgler.

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